Bergische Drei-Städte-Radtour Radverkehr über Brücke noch Zukunftsmusik

Remscheid / Solingen · Der Verein „Bergischer Brückenschlag“ will mit einer Fahrradrundstrecke ­Remscheid, Solingen und Wuppertal verbinden – auch mit Hilfe der ­Müngstener Brücke. Doch dafür sind noch einige Hürden zu überwinden.

 Der Arbeitssteg einige Meter unter den Gleisen der Müngstener Brücke müsste für den Rad- und Fußgängerverkehr gerüstet werden. 
  Foto: Dirk Hermann

Der Arbeitssteg einige Meter unter den Gleisen der Müngstener Brücke müsste für den Rad- und Fußgängerverkehr gerüstet werden. Foto: Dirk Hermann

Foto: Dirk Hermann

Wer als Berufspendler von Solingen nach Remscheid oder umgekehrt unterwegs ist, muss zweifellos zu den sportlicheren Mitgliedern der Gesellschaft zählen, wenn er sich dafür auf den Sattel seines Fahrrades schwingt. Einmal runter ins Tal und wieder hinauf zu strampeln würde schließlich manch einem schon vor Arbeitsantritt die letzten Kräfte rauben. An dieser Stelle setzen die Pläne des Vereins „Bergischer Brückenschlag“ an. Warum nicht einfach die Müngstener Brücke nutzen, um die Bergischen Großstädte zu verbinden, so wie es das stählerne Monument schon vor 125 Jahren im Hinblick auf den Eisenbahnverkehr geschafft hat ? Und bei der Gelegenheit nicht gleich das Städtedreieck insgesamt noch mehr zusammenrücken lassen ?

Wie das alles konkret aussehen könnte, stellte Klaus Walder vom Verein am Sonntag in einer Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft 60plus der Remscheider SPD im Haus Müngsten – mit Blick auf Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke – vor: Eine möglichst geringe Steigung und keine Hauptstraßen soll die 60 Kilometer lange Fahrradrundstrecke durch Remscheid, Solingen und Wuppertal nach dem Willen der Initiative umfassen.

Einen Teil davon gibt es bereits: die Wuppertaler Nordbahntrasse und, damit verknüpft, die Korkenziehertrasse von Gräfrath bis in die Stadtmitte. Von dort können Radfahrer die Fahrt in Richtung Schaberg fortsetzen – und kämen schließlich über die Müngstener Brücke. Dazu müsste die Arbeitsplattform einige Meter unter den Gleisen für den Rad- und Fußgängerverkehr gerüstet werden. Das ist besonders eine Frage der Sicherheit: „Die muss auf jedem Fall im Vordergrund stehen“, betonte zum Beispiel Ingo Schäfer, SPD-Bundestagsabgeordneter für Solingen, Remscheid und Teile Wuppertals. Schließlich habe er als Berufsfeuerwehrmann auch die tragischen Seiten der 107 Meter hohen Eisenbahnbrücke erlebt.

„Die Sicherheit kann man durch Netze herstellen“, sagte wiederum Historiker Professor Horst A. Wessel, der im Haus Müngsten als Gastreferent über Geschichte und Zukunft des Bergischen Wahzeichens sprach. Doch würde eine Nutzungserweiterung der Brücke womöglich die Pläne gefährden, das Bauwerk zum Unesco-Weltkulturerbe zu machen ? „Nein“, bekräftigte Wessel. „Ein Denkmal muss nicht tot sein, um diesen Status zu erhalten“, sagte er. Das zeige auch die Praxis der Unesco. Zudem werde man etwa Sicherheitsnetze aus der Entfernung nicht wahrnehmen. Nach der ersten Mobilitätswende, die der Bahnverkehr über die Wupper mit sich brachte, müsse nun die zweite folgen. Doch dafür braucht es noch Geduld. Denn da gibt es schließlich auch die kleinere, wenn auch eigentlich ältere „Schwester“ der Müngstener Brücke: „Für den Übergang brauchen wir auch die Windfelner Brücke“, erklärte Klaus Walder. Und die müsse erst einmal saniert werden.

 In Langerfeld will die Bahn im Zuge der Streckensanierung zwei von drei Röhren des Rauenthaler Tunnels zusammenlegen.

In Langerfeld will die Bahn im Zuge der Streckensanierung zwei von drei Röhren des Rauenthaler Tunnels zusammenlegen.

Foto: DB Netz AG

Auf Remscheider Seite macht die Strecke an den Bahnhöfen Güldenwerth, Hauptbahnhof und Lennep Halt und bezieht auch ein Teilstück der Balkantrasse ein. Deren Fortführung von Lennep nach Lüttringhausen ist seit längerer Zeit in Planung. Knifflig wird es auf dem Weg nach Wuppertal. In Langerfeld will die Bahn im Zuge der Streckensanierung zwei von drei Röhren des Rauenthaler Tunnels zusammenlegen und dort einen Begegnungsverkehr ermöglichen. Den nicht mehr benötigten Tunnel würde der Verein „Neue Ufer“ gerne als Rad- und Fußweg umgestalten. Bis dahin werden aber wohl noch viele Züge durchs Bergische Land fahren. „Da tut sich gerade nichts“, sagte Walder. Der politische Wille, das betonte auch Remscheids SPD-Bürgermeister Burkhard Mast-Weisz auf der Veranstaltung, sei da. Schließlich wird es für die Bergische Mobilitätswende unter Einbeziehung der Müngstener Brücke auch Geld brauchen. Zwar fördern Land und Bund den Radverkehr. Dennoch mahnte Walder: „Die Mittel müssen vergrößert werden.“

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