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Ansichtssache Warum das Helfer-Syndrom nicht belächelt werden darf

Meinung · Vor einem Jahr kam die Flut. Und mit ihr viel Leid und Elend. Gut, dass die betroffenen Menschen nach wie vor nicht alleine sind.

 Dankten den Helfern nach der Flut: Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz und Horst Kläuser.

Dankten den Helfern nach der Flut: Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz und Horst Kläuser.

Foto: Daniele Funke

Als vor einem Jahr die Flut kam, da wollten gefühlt alle Menschen irgendetwas tun, um das Leid in irgendeiner Form zu lindern: mit Geld- oder Sachspenden, mit handwerklicher Unterstützung, mit tröstenden Worten, einem offenen Ohr. Die Solidarität sei gerade in Remscheid ein besonderes Gut, hatte auch der Oberbürgermeister unlängst gelobt. Es sei etwas, dass die Menschen in dieser Stadt in besonderem Maße auszeichne.

Besonders erwähnt werden sollten in diesem Zusammenhang unbedingt die Menschen, die nicht nur unmittelbar nach der Katastrophe, sondern unermüdlich und jetzt schon über 365 Tage ihre private Zeit investieren, um weiterhin an der Seite der betroffenen Haushalte zu stehen, die Menschen stärken, ihnen Aufgaben abnehmen, für die sie selbst keine Zeit, aber vermutlich auch kaum noch Kraft haben: Handwerker nach freien Kapazitäten abzutelefonieren, Rechnungen zu prüfen, Nachbesserungen nach erledigten handwerklichen Arbeiten einzufordern. Dazu der Wille, sich manche Geschichten vielleicht immer und immer wieder anzuhören, bis der Mensch auf diesem Wege ein kleines Stück seines Traumas verarbeitet hat.

Ich habe Hochachtung vor dieser Form der Aufopferung, die – wie es Fluthilfe-Initiator Horst Kläuser formulierte – natürlich auch gute Gefühle fürs eigene Ego mit sich bringt: sich gebraucht fühlen, Dankbarkeit zu erfahren. Es ist schon schade, dass der Begriff Helfer-Syndrom so negativ belegt ist – denn grundsätzlich kann das „Sich-kümmern-um-die-Belange-anderer“ nicht falsch sein. Gerade dann, wenn man auf der anderen Seite eine Ellenbogengesellschaft beklagt, in der jeder nur auf seine eigenen Vorteile schielt. Gerade jetzt, wo der Pflegenotstand größer denn je ist, auch weil der Nachwuchs ausbleibt.

Ich vermute, dass das Bedürfnis, anderen zu helfen, in vielen Menschen steckt, aber sie dürfen sich nicht dafür schämen müssen oder gar belächelt werden. Im Gegenteil: Sie verdienen besondere Wertschätzung. Vor allem mit Blick darauf, dass dem Hochwasser ja die nächste Katastrophe folgte, der Ukraine-Krieg. Und mit ihm unzählige Menschen, die auch nach Remscheid geflohen sind. Auch um diese Not wird sich gekümmert. Es ist Zeit, allen unermüdlichen Helfern Danke zu sagen.

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