IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid Hochstimmung in der Wirtschaft

Remscheid · Die Remscheider Industrie erlebt ihr bestes Jahr seit 2013. Die Aussichten für 2019 werden als sehr gut eingeschätzt.

 Werkzeuge aus Remscheid wie die Schraubenschlüssel von Hazet sind gefragt.

Werkzeuge aus Remscheid wie die Schraubenschlüssel von Hazet sind gefragt.

Foto: Hertgen, Nico (hn-)

Die Stimmung in der Remscheider Wirtschaft ist blenden. So gut wie seit vielen Jahren nicht mehr. Trotz aller schlechten Nachrichten aus vielen Teilen der Welt. Das geht aus der neuesten Umfrage der Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid (IHK) hervor, die gestern vorgestellt wurde. Der drohende harte Brexit im nächsten Jahr, der Handelskrieg zwischen Amerika und China, die steigenden Zinsen bei der amerikanischen Notenbank, die Überschuldungspolitik in Italien, der Krieg in Syrien, der Dieselskandal in der Autoindustrie, die Aufkündigung des Iranabkommens, die Sanktionen gegen Russland - dem Boom von Produkten aus Remscheid scheint dies keinen Abbruch zu tun. „Die Unternehmen investieren und stellen neue Arbeitskräfte ein“, sagt Thomas Meyer, Präsident der IHK.

Im Vergleich zu den Nachbarstädten Solingen und Wuppertal gibt die Industrie in Remscheid ein besonders gutes Stimmungsbild ab. Die ersten beiden Quartale in diesem Jahr zählten zu den stärksten seit 2013. Was selbst den IHK-Präsidenten überrascht, sind die Prognosen für das nächste Jahr. 68 Prozent gehen davon aus, dass die Lage so gut bleibt wie sie ist, 20 Prozent glauben, die Geschäfte werden noch besser verlaufen. Nur zwölf Prozent vermuten eine Eintrübung.

Um diesen anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung einordnen zu können, hilft auch ein Blick zurück. Zwischen 1990 und 2010 erlebte das Bergische Land ein krasse Talfahrt. Von den 250.000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen gingen in der Region 65.000 Arbeitsplätze verloren, fast ein Viertel. Die Arbeitslosigkeit stieg an, die Kommunen überschuldeten sich mehr und mehr. Über 20 Jahre hat es gebraucht, um aus dieser Strukturkrise herauszukommen. Während das Ruhrgebiet damals für seinen Strukturwandel viele Fördergelder von der Landesregierung bekam, musste das Städtedreieck meist sehen, wie es alleine zurechtkommt. Die Finanzkrise vor zehn Jahren hat die zarte Konjunktur auch in Remscheid wieder abgewürgt. Doch die Umsatzzahlen zeigen, dass diese Zeit genutzt wurde, um sich neu aufzustellen. Zwei Jahre Kurzarbeitergeld, die die Gemeinschaft der Steuerzahler aufgebracht hat, setzte viele Unternehmen in die Lage, ihre Fachkräfte zu halten. Als die Weltkonjunktur wieder in Fahrt kam, waren die Remscheider auf den internationalen Märkten sofort präsent und konnten ihre Qualitätsprodukte liefern. Dieser Boom hält bis heute an.

Die Remscheider Industrie ist wie keine andere Branche im Bergischen Land von Exporten abhängig. Der größte Teil geht in die Europäische Union. Die großen Blöcke sind Maschinenbau (20 Prozent), Werkzeugindustrie (17 Prozent) und Metallverarbeitung (11,2 Prozent). Ein hoher Prozentsatz der Gewinne fließt in die Investition von neuen Maschinen und in die Erweiterung der Standorte. Laut Umfrage nehmen die Firmen keine neuen Kredite bei den Banken auf, sondern bezahlen die Rechnungen aus den Rücklagen.

Die Lage im Einzelhandel sticht aus der Konjunkturumfrage heraus. Und zwar in negativer Hinsícht. Ein Drittel aller befragten Geschäftsinhaber bewertet die Situation als schlecht. „Der Einzelhandel steht vor einem großen Umbruch“, sagt Meyer. Zu einer nachhaltigen Verunsicherung führen die offenen Entscheidungen beim DOC in Lennep und beim FOC in Wuppertal. Die Händler seien verunsichert und zögern mit Investitionen. Meyer hofft, dass es im Streit zwischen Remscheid und Wuppertal ums DOC in Lennep bald eine Lösung geben wird. Erste Hinweise darauf gab es jüngst in einer gemeinsamen Presseerklärung von der EXPO Real in München. Aber noch hat Wuppertal seine Klage nicht zurückgezogen.

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