Handball Eine nie da gewesene Situation im Sport

Rheinland · Gastbeitrag Felix Linden Der Umgang mit dem Coronavirus stellt nicht nur den Trainer der HSG Krefeld vor ein Problem.

 Felix Linden

Felix Linden

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Das Coronavirus hat die Welt erfasst und erschüttert. Neuinfizierte, neue Warnungen, Schulschließungen und leere Supermarktregale bestimmen in diesen Tagen die Nachrichten. Jetzt heißt es, gemeinsam zu helfen, um das Virus einzudämmen. Eine Gesellschaft muss sich daran messen lassen, wie es den Schwächsten in ihrem Gemeinwesen geht. Mein Respekt gilt daher allen Pflege- und Einsatzkräften, die bedingungslos ihren Job für uns machen.

Aus der Perspektive eines Lehrers kann ich die Schulschließungen natürlich verstehen. Die Schule ist aufgrund ihrer Größe und unterschiedlichen Menschen ein großer Multiplikator für das Coronavirus. Heimunterricht heißt das Modell für die nächsten Wochen. Hier sind natürlich auch die Eltern in der Pflicht, diese Form konsequent umzusetzen. Wenn man bedenkt, dass das Schuljahr 2019/20 schon sehr kurz ist und jetzt noch Schulwochen verloren gehen, ist es wahrscheinlich, dass der Unterrichtsstoff in diesem Schuljahr nicht komplett geschafft wird. Hier sind alle gefragt, dass wir diese Situation so gut wie möglich lösen, ist Bildung doch unser Kapital und Bildung unserer Kinder unser Mehrwert für die Zukunft.

Aus dem Blickwinkel des Sports ist eine eindeutige Meinung sehr schwierig. Dass der Spielbetrieb unterbrochen wird, ist die richtige Entscheidung. Aber wie geht es danach weiter? Sind in der Kürze der Zeit so viele Spiele nachzuholen? Ich bezweifle das ehrlicherweise. Was ist mit den großen Ereignissen im Sportjahr 2020 – Olympia, Fußball- EM, Qualifikationen?

Als Handballtrainer der HSG Krefeld ist eine Planung in der Zweiten Bundesliga ebenfalls schwierig. Wir wissen nicht, ob und wie es weitergeht. Grundsätzlich wird es darauf hinauslaufen, dass der Trainingsbetrieb erstmal wochenlang eingestellt wird. Homeoffice für Sportler – gab es bisher auch noch nicht. Durch die unklare Situation müssen die Sportler in den nächsten Wochen ihre körperliche Fitness selber erhalten.

Im Sport – im Handball genauso wie im Fußball – ist ein großes Thema derzeit die Auf- und Abstiegsfrage. Sollte der Ligabetrieb abgebrochen werden, soll dies aus sportlichen Gesichtspunkten des Verbands entschieden werden. Aber was heißt das? Ich glaube, dies sollte man differenziert betrachten und unterscheiden zwischen bezahltem Handball und der Basis – dem mittleren Leistungsbereich. Wird vom DHB etwas entschieden, müssen die Landesverbände Entscheidungen im Einklang treffen, da sich deren Regelung zwangsläufig auch auf ihre Ligen auswirkt.

Eine professionelle Handballmannschaft muss ihre Spieler bis Ende Juni bezahlen. Einnahmen aus Ticketing, ein großer Anteil im Etat, fallen dann leider weg. Die Möglichkeiten, die derzeit genannt werden – Wertung nach der Hinrunde, Wertung nach der aktuellen Tabelle oder die Liga startet mit dem gleichen Teams nach dem Sommer – sind für die eine oder andere Seite mit Pro und Contra versehen. Wir sind gespannt, wie entschieden wird. Die sportliche Lösung nach einer Saison könnte die beste Entscheidung sein, aber wird diese zeitlich passen? Keiner weiß, wann wir wieder zu einem normalen Leben zurückkehren können.

Trotzdem sind alle Themen rund um den Sport Nebensächlichkeiten. Es geht um unser Land, unsere Gesundheit, den Schutz von Risikogruppen. Der steht über allem. Ich hoffe, wir kommen gestärkt aus dieser Krise – auch unsere Wirtschaft, der schwierige Zeiten bevorstehen. Genießen wir die ruhige Zeit und nehmen uns Zeit: Ein Buch lesen, ein Instrument oder eine neue Sprache lernen, wären nur einige Ideen. Hauptsache, wir bleiben gesund und machen das Beste daraus. Nutzen wir die Zeit sinnvoll.

Unser Autor Felix Linden ist 31 Jahre, DHB-A-Lizenztrainer und zertifizierter DHB-Nachwuchsleistungstrainer, Buchautor sowie Trainer der HSG Krefeld in der 2. Handball-Bundesliga.

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