Heiligenhaus Wie THW-Experten prüfen, packen und liefern

Heiligenhaus · Sonderauftrag: Das Logistikzentrum des Technischen Hilfswerks an der Talburgstraße versorgt Bundesdienststellen mit riesigen Mengen Corona-Schutzausstattung aller Art. Das bedeutet: Schichtdienst sechs Tage die Woche. Und sonntags Bereitschaft.

 In den Packstraßen der Halle im Logistikzentrum herrscht weit mehr Ordnung und System, als der Laie auf den ersten Blick vermuten mag.

In den Packstraßen der Halle im Logistikzentrum herrscht weit mehr Ordnung und System, als der Laie auf den ersten Blick vermuten mag.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Zwischendurch bleibt sogar Zeit für einen Moment Selbstironie: „Mein Leben lang bin ich Vollblut-Logistikerin. Das heißt: Ich weiß, wie man viel Ware schnell durch die Gegend schiebt.“ Genau solch eine Fachfrau wie Daniela Segatz könnte derzeit wohl kaum besser am Platz sein als die Leiterin des THW-Logistikzentrums an der Talburgstraße.

 Ungeprüft geht kein Material aus dem Logistikzentrum raus: Dafür sorgen hier Leiterin Daniela Segatz (links) und Mitarbeiterin Patricia Strehlau.

Ungeprüft geht kein Material aus dem Logistikzentrum raus: Dafür sorgen hier Leiterin Daniela Segatz (links) und Mitarbeiterin Patricia Strehlau.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Denn selbst dem Besucher und Laien wird auf den ersten Blick in die riesigen Materialhallen klar: Hier läuft es komplett anders als zu gewöhnlichen Dienstzeiten, den Zeiten „vor Corona“. Das liegt konkret an einem Auftrag des Innenministerium in Zeiten der Pandemie: Von hier aus werden sämtliche Bundesbehörden mit Corona-Schutzausstattung beliefert: Kanzleramt, Ministerien und Polizei sind nur Beispiele. „Alles zusammen sind es 700 Behörden, die das Bundes-THW beliefert“, sagt Referatsleiter Kai Pietsch. Das natürlich nicht aus eigenen Beständen.

 Es darf auch mal automatisch gehen: Beim Verpacken der Paletten in schwarze, blickdichte Folie hilft Kollege Roboter eigenständig.

Es darf auch mal automatisch gehen: Beim Verpacken der Paletten in schwarze, blickdichte Folie hilft Kollege Roboter eigenständig.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Der Weg von Schutzmasken, Handschuhen und Desinfektionsmittel führt über mehrere Etappen: Drei Bundesämter beschaffen alles, ein zentraler Dienstleister mit Sitz in der Nähe von Erfurt verteilt. In Heiligenhaus kommen 15 Prozent der eingekauften Ausstattung an, 85 Prozent gehen an Einrichtungen des Gesundheitswesens, die andere Wege nutzen.

„Wir verschicken von hier aus alles per Lkw oder Containern, nur für Luftfracht ist das Zentrum nicht zertifiziert“, erklärt Pietsch. Zahlen: Bis 8. Mai brachte das THW unter anderem 11,2 Millionen sogenannte OP-Masken auf den Weg, 13,.3 Millionen einzelne Handschuhe und 120.000 Liter Desinfektionsmittel. Außerdem, in kleinerem Maßstab, wie Pietsch sagt, Ganzkörper-Schutzanzüge und Vollgesichtsmasken.

Sorgfalt ist bei allen Arbeitsschritten angesagt, erklärt Segatz am Beispiel: „Desinfektionsmittel kann man nicht einfach auf irgendeinen Lkw laden und losschicken, es gilt als Gefahrgut.“ Und deswegen muss es auch zügigst umgeschlagen und nicht gelagert werden.

Unterstützt werden rund zwei Dutzend die Logistik-Profis von ehrenamtlichen Helfern wie Patricia Strehlau, die seit vier Wochen täglich aus Castrop-Rauxel kommt und anpackt. Das geht, „weil mein Chef das THW gern unterstützt“, sagt sie. Weitere fünf Wochen sind vorgesehen für sie.

„Viel Ware schnell durch die Gegend schieben“ – damit hat man an der Talburgstraße schon im regulären Betrieb gut zu tun. Der läuft jetzt parallel zum Corona-Auftrag. Von Heiligenhaus aus werden THW-Einheiten mit eigener Ausrüstung versorgt. Und bei Großeinsätzen kommt Material aus den Hallen an der Talburgstraße. In Erinnerung sind noch die Lieferungen während des Moorbrandes bei Meppen. Das komplette Material für die Unterkünfte der Helfer kam aus Heiligenhaus. Ersatzkleidung für THW-Helfer schickte man zu Zeiten des Schneechaos im großen Stil auch nach Bayern. „Aber“, sagt Segatz, „das ist alles nichts im Vergleich zum jetzigen Auftrag. Die Umschlagmenge hat mich schon überrascht.“ Pietsch hat weitere Zahlen: „1263 Paletten und 191 Pakete“ stehen im Warenausgang zu Buche.

Unabhängig von pandemiebedingten Sonderaufträgen – zeitlich zunächst bis Ende August befristet – gehen an der Talburgstraße die Umzugspläne weiter. Noch in diesem Jahr soll es losgehen Richtung Hilden. Am neuen Standort wird dann Platz sein für knapp doppelt so viele Material-Paletten wie bisher; rund 8000. Auch das lässt sich umrechnen: rund 250 Sattelzug-Ladungen werden Richtung Hilden auf den Weg gebracht.

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