Suche nach Fachpersonal ist eine gewaltige Zukunftsaufgabe Fachkräfte fehlen in Schulen und Kitas auch in Radevormwald

Radevormwald · Der Vorstand des Landkreistags NRW warnt vor einem zunehmenden Mangel an pädagogischem Fachpersonal. Diese Gefahr sieht auch der Radevormwalder Amtsleiter Jörn Ferner. Er fordert, dass neue Denkansätze umgesetzt werden.

Wenn es um die Betreuung der Kleinsten geht, sieht es schlecht aus mit Fachkräften – auch in Radevormwald, zumindest für die Zukunft.

Wenn es um die Betreuung der Kleinsten geht, sieht es schlecht aus mit Fachkräften – auch in Radevormwald, zumindest für die Zukunft.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Die Signale sind alarmierend: Der Vorstand des Landkreistags Nordrhein-Westfalen warnt vor einem zunehmenden Mangel an pädagogischen Fachkräften in Kindertagesstätten und Schulen und unterstützt das Land bei den Bemühungen, schnell und gezielt dagegen vorzugehen. Viele Kitas müssten schon Angebote einschränken, die Betreuungszeiten reduzieren, auch im Primarbereich der Schulen fehlen Lehrer, heißt es in einer Pressemitteilung nach einem Treffen der NRW-Landräte mit Schulministerin Dorothee Feller und Familienministerin Josefine Paul. Und mit dem Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule ab 2026 werde sich die Personalsituation im Bildungs- und Erziehungsbereich weiter deutlich verschärfen.

Das sieht auch Jörn Ferner so. Er leitet in Radevormwald das Amt für Jugend, Schule, Kultur und Sport – also genau den Fachbereich, den das Dilemma besonders hart trifft und noch treffen wird. So bezeichnet er Radevormwald auch längst nicht mehr als Insel der Glückseligen, „auch wenn wir im Kita-Bereich noch gut aufgestellt sind und in beiden städtischen Einrichtungen alle Stellen besetzt sind“, berichtet er. Die Stadt ist Träger der Kindergärten Sprungbrett an der Herderstraße und Auf der Brede 33. Wenn aber Betreuungskräfte in den jeweiligen Einrichtungen ausscheiden, dann gebe es große Probleme, die Stellen wieder zu besetzen. Die Bewerberlage sei dünn, die Bewerber könnten sich die Stellen aussuchen. „Und bei den freien Träger ist de Situation ähnlich“, weiß Ferner. Bislang könne man in der Stadt die Stellen noch durch Mundpropaganda oder „durch die Hinterhand“ besetzen, aber wie lange das noch klappe, wisse niemand.

In den Schulen habe die Stadt derzeit den Vorteil, dass zumindest alle Leiterstellen besetzt sind. Bei den Konrektorstellen sehe das dann schon anders aus: So sei die Stelle an der Verbundschule Bergerhof/Wupper nur stundenweise besetzt. Das sorge aber nicht generell dafür, dass Angebote wegfallen oder Unterricht ausfällt. „Schwierig wird es schon mal, wenn es krankheitsbedingte Ausfälle gibt, dann fallen auch schon mal Stunden aus“, sagt er.

Jörn Ferner leitet das Amt für Jugend, Schule, Kultur und Sport.

Jörn Ferner leitet das Amt für Jugend, Schule, Kultur und Sport.

Foto: Cristina Segovia-Buendia/Cristina Segovia-Buendía

Ferner weiß, dass auf absehbare Zeit ab Sommer vor allem im OGS-Bereich pädagogische Fachkräfte fehlen werden. Und noch dramatischer werde es im Sommer 2026 mit dem Rechtsanspruch. Aber was kann die Stadt tun? „Wir können uns für den Kita-Bereich und die OGS nur als Standort attraktiv machen und für vernünftige Arbeitsbedingungen sorgen“, sagt der Amtsleiter. Die Stadt müsse sich als Arbeitgeber attraktiv machen. „Schwierig wird das natürlich in der OGS, weil wir die über einen Träger regeln“, sagt Ferner.

Bei den Lehrkräften für die Schulen sieht er ohnehin das Land in der Pflicht, das bereits seine Bemühungen für mehr Fachkräfte forciert habe. „Aber das wird zeitlich alles sehr knapp, denn der mögliche Erfolg eines neuen Programms schlägt ja immer erst viel später hier bei uns auf“, sagt Ferner. Für ihn liege eine Lösung in der Förderung von mehr Quereinsteigern. „Das muss unbedingt erleichtert werden“, fordert der Amtsleiter. Hier müssten mehr Möglichkeiten geschaffen werden.

Ferner möchte, dass neue Denkansätze auch umgesetzt werden. „Das tut dringend not, denn die pädaggoische Betreuung ist immens wichtig“, meint er. Ferner glaubt, dass der Fachkräftemangel die Kommunen in den kommenden Jahren enorm beschäftigen wird. Auch der Städte- und Gemeindebund habe das Land bereits aufgefordert, mehr zu tun. „Aber noch ist das alles sehr zäh“, kritisiert Ferner. Fachkräfte ließen sich nicht mal so eben herbeizaubern.

Auch der Landkreistag stellt klare Forderungen ans Land Nordrhein-Westfalen: Um Bildungseinrichtungen und Familien zu helfen, müsse das Land kurzfristige, aber auch mittel- und langfristige Maßnahmen auf den Weg bringen. „Wir müssen auch über Standards sprechen und neue Wege gehen, etwa durch die berufsbegleitende Aus- und Fortbildung von geeigneten Ergänzungskräften im Kitabereich, die das Fachpersonal unterstützen“, regte der Präsident des Landkreistages, Thomas Hendele (Kreis Mettmann), an. Mittel- und langfristig müssten Studienplätze ausgebaut und Ausbildungskapazitäten erhöht werden. Bildungsberufe müssten wieder attraktiver gestaltet werden.

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