Demo in der Moerser Innenstadt Christopher Street Day im Corona-Format

MOERS · Statt großer Staßenfeste gab es wegen der Corona-Schutzvorschriften diesmal kleine Umzüge an mehreren Orten. Auch in Moers wurde für Akzeptanz gegenüber Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen demonstriert.

 Die Teilnehmer der CSD-Demo in der Moerser Innenstadt. Vom Bahnhof zogen sie bis zum Kastellplatz.

Die Teilnehmer der CSD-Demo in der Moerser Innenstadt. Vom Bahnhof zogen sie bis zum Kastellplatz.

Foto: Norbert Prümen

Normalerweise sind sie größer und bunter, die in vielen Ländern und Städten weltweit einmal im Jahr stattfindenden Christopher-Street-Day-Paraden der Schwulen, Lesben, Bi-, Trans- und Intersexuellen. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Während bei der Gelegenheit vor allem in Großstädten wie Köln sonst Tausende von Menschen fröhlich singend und tanzend durch die Straßen ziehen, erlauben die bundesweiten Corona-Schutzbestimmungen zurzeit nur kleinere Versammlungen, und die auch nur mit entsprechend weiten Abständen. Da man jedoch nicht ganz auf die gewohnten Gemeinschaftsaktionen verzichten wollte, gab es jetzt am Niederrhein und im Ruhrgebiet statt einiger Großveranstaltungen erstmals viele kleine – darunter am Samstag in Moers. Die Veranstalter verzichteten auf Werbung im Vorfeld, um keine Menschenmassen zu mobilisieren – auch dies aus Rücksicht vor der Infektionsgefahr.

Nachdem der in Mülheim ansässige Verein von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transpersonen SVLS am Freitag bereits in Emmerich, Issum, Geldern und Dinslaken vier Mini-Umzüge organsiert hatte, trafen sich knapp 40 ihrer Mitglieder und Freunde Samstagmittag am Moerser Bahnhof, um von dort gemeinsam durch die Innenstadt bis zum Kastellplatz zu ziehen. Dort spannten einige von ihnen an einem Seil regenbogenbunte Fahnen zwischen sich auf, andere tanzten zur Lautsprechermusik oder unterhielten sich einfach nur miteinander. So richtig stimmungsvoll schien es in der kleinen Gruppe aber dennoch nicht zu werden. Auch die auf den bisherigen Street-Day-Paraden sonst so fantasievollen Kostüme, Perücken und Gesichtsbemalungen fehlten fast gänzlich.

„Die Corona-Einschränkungen haben uns wirklich hart getroffen“, bekannte Sascha Roncevic vom Moerser Schwulen- und Lesbentreff „Slam“ am Hülsdonker Rüttgersweg. „Normalerweise haben wir uns dort immer mittwochs mit 30 bis 40 Personen, darunter auch heterosexuellen, getroffen und uns ausgetauscht. Aber das geht jetzt nicht mehr.“ Umso wichtiger findet er es, dass seine Freunde auch in dieser Zeit Öffentlichkeit zeigen.

„Ja, genau“, bestätigten Raphael Diaz und Uwe Altenschmidt. Die beiden sind für das seit 25 Jahren von Land NRW, dem Kreis Wesel und der Stadt Duisburg geförderte Aids-Präventivprojekt „Herzenslust“, zuständig und nutzten das Treffen am Kastellplatz, um sich bei der Moerser Homosexuellenszene bekannt zu machen. „Wir drehen zwar zurzeit viele informierende Videos, um wenigsten online in Kontakt zu bleiben, aber persönliche Gespräche sind natürlich viel besser.“

Das sah der aus Duisburg-Homberg angereiste Sänger und Entertainer Jörg Franke ähnlich. Für ihn hätten es bei dem Treffen allerdings „ruhig mehr als nur 40 Teilnehmer sein können“: „Eine breite Öffentlichkeit ist für uns nach wie vor wichtig, obwohl es uns in Deutschland noch besser geht als in manchen anderen Ländern“, meinte er. Die ganze Veranstaltung am Kastellplatz dauerte knapp eine halbe Stunde. Danach ging es dann mit einem großen Reisebus zu einem weiteren Treffen nach Essen-Kray und Mülheim an der Ruhr weiter.

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