Auszeichnung in Mönchengladbach Niederrhein-Leuchte des Pressevereins für zwei Pfarrer

Mönchengladbach · Sie ist eine Nachbildung einer römischen Öllampe, die bei Ausgrabungen gefunden wurde. Mit ihr zeichnet der Niederrheinische Presseverein seit fast 40 Jahren Menschen aus, die transparent und fair mit Medien umgehen. Diesmal gab es eine Premiere.

 Freuten sich über die Auszeichnung: (v.l.) Pfarrer Christoph Simonsen (Citykirche) mit seiner Mutter Christel Simonsen und Pfarrer Till Hüttenberger (Friedenskirche).

Freuten sich über die Auszeichnung: (v.l.) Pfarrer Christoph Simonsen (Citykirche) mit seiner Mutter Christel Simonsen und Pfarrer Till Hüttenberger (Friedenskirche).

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Wenn die Medien ihrem demokratischen Auftrag nachkommen, nämlich kontrollieren und kritisch hinterfragen, was in der Stadt oder im Land vor sich geht, öffnen sich nicht immer die Türen. Transparenz und Fairness von Verantwortlichen im Umgang mit Medien ist nicht  selbstverständlich. Deshalb zeichnet der Niederrheinische Presseverein seit 1985 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus, die genau das pflegen, und verleiht ihnen die Niederrhein-Leuchte.

Diesmal geschah es pandemiebedingt zwar mit einem Jahr Verspätung, „aber ich habe die Hoffnung, dass Gottes Wille mit uns ist“, betonte Michael Obst, Vorsitzender des Pressevereins, bei der Begrüßung der Gäste. Denn bei Media Central im Kühlen-Quartier erwartete sie eine Premiere: Erstmals wurde die von einer Künstlerin geschaffene Nachbildung einer römischen Öllampe, die bei archäologischen Ausgrabungen am Niederrhein gefunden wurde, zwei Pfarrern verliehen – und das im Sinne der Ökumene: Christoph Simonsen, katholischer Pfarrer und Leiter der Citykirche, und Till Hüttenberger, Pfarrer der Friedenskirche in Eicken und Vorsitzender des Stadtverbands der evangelischen Kirchengemeinden in Mönchengladbach, erhielten die Auszeichnung. „Beide entsprechen dem Leuchten-Profil“, so Armin Kaumanns, denn ihr Umgang mit Medien sei erhellend und konstruktiv.

Simonsen, der bei den Jesuiten, Kaplan sowie Seelsorger in Krankenhäusern war, bevor er 2019 die Leitung der City-Pastorale in Mönchengladbach übernahm, setzt sich offensiv für Reformen in der katholischen Kirche ein. Er war Mit-Initiator der Aktion #outinchurch, bei der Mitarbeitende der katholischen Kirche sich zu ihrer Homosexualität und Queerness bekannten, auch Simonsen selbst. „Die Citykirche ist für mich ohne Regenbogenflagge gar nicht mehr vorstellbar“, sagte Oberbürgermeister Felix Heinrichs. Menschen wie Simonsen seien für ihn als Katholik der Grund, noch in der Kirche zu bleiben. 

Der Geehrte offenbarte dem Publikum, weshalb er die Auszeichnung für Offenheit und Transparenz zu Recht erhielt: Die Aufklärung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche sei investigativen Journalisten und deren unerbittlichem Willen, „der Wahrheit dienlich zu sein“, zu verdanken, betonte Simonsen. Die Kirche schaffe sich selbst ab, wenn sie nicht mehr in der Lage sei, den Menschen Lebensbereiche zu eröffnen. „Es braucht mehr Licht in dem Dickicht klerikaler Selbstüberschätzung.“ Er nehme die Niederrhein-Leuchte nicht als Auszeichnung für sich selbst entgegen, sondern für die Citykirche. Die sei ein „Ermöglichungsort – proaktiv, divers und immer friedlich“.

Die Idee, Till Hüttenberger auszuzeichnen, sei in den Reihen der Rotarier entstanden, verriet Obst. Hüttenberger habe vor allem durch seine Arbeit mit Flüchtlingen auszeichnungswürdiges Engagement gezeigt. „Er ist jemand, der mehr zuhört als predigt“, so der Vorsitzende des Pressevereins. Gerade in der Krise sei der Wert der seriösen Medien deutlich geworden, betonte Hüttenberger. Dennoch würden sie – wie die Kirche – oft in Frage gestellt, stünden ebenso vor der Herausforderung, das Publikum zu binden – trotz der bunten und lauten Welt der sozialen Medien. Sein Rezept: „Wir müssen uns beweisen, gute Arbeit machen und einen langen Atem haben. Lasst uns solidarisch sein!“
Denisa Richters

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