„Fast einzigartiges“ Ereignis Steinkauz-Junge sorgen für Straßensperrung in Leverkusen

Leverkusen · Kleine Eulen machen derzeit ihre ersten Gehversuche in Leverkusen-Steinbüchel. Damit die Jungtiere der gefährdeten Eulenart nicht überfahren werden, wurde eine Straße für knapp einen Monat gesperrt.

Leverkusen-Steinbüchel: Junge Steinkäuze verursachen Straßensperrung
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Junge Steinkäuze in Leverkusen-Steinbüchel

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Foto: Hans-Martin Kochanek

In Leverkusen sorgen Eulen seit Montag für eine vierwöchige Straßensperrung. Im Stadtteil Steinbüchel-Lichtenburg leben Steinkäuze auf Streuobstwiesen und brüten in den Höhlen der alten Obstbäume. Im Juni verlassen die Jungtiere das Nest, sind anfangs aber noch sehr unbeholfen und suchen meist am Boden Nahrung. Dabei werden sie oft im Straßenverkehr überfahren. Auch der Alte Steinbücheler Weg wird von Autos befahren – nun ruht dort aber bis zum 17. Juli der Verkehr. Nur ein Landwirt besitzt eine Ausnahmegenehmigung zum Befahren der Straße mit seinem Traktor.

„Nur so können wir gemeinsam dafür sorgen, dass der Steinkauz auch in der Zukunft hier ein Zuhause hat“, schreiben die Naturschutzverbände NABU und BUND in einer Mitteilung an die Anwohner. Das Vorkommen der kleinen Eule in Leverkusen sei ein „fast einzigartiges“ Ereignis: In den vergangenen Jahren konnte der Steinkauz nur an zwei weiteren Orten im Stadtgebiet beobachtet werden, bundesweit gilt er mit rund 6000 Paaren als stark gefährdet und steht auf der Roten Liste. Der Steinkauz hat dunkelbraunes Gefieder mit weißen Punkten und große gelbe Augen. Ausgewachsen erreicht er etwa die Größe einer Taube.

Auch Hans-Martin Kochanek engagiert sich für den Schutz der Tiere. Der Diplom-Biologe leitet das Natur-Gut Ophoven, ein Umweltbildungszentrum in Leverkusen. „Die Steinkäuze sind etwas Tolles für Leverkusen“, sagt er. „Am Niederrhein findet man sie häufiger, hier gibt es nur noch zwei oder drei Paare.“ Früher habe eine Streuobstwiese zu jedem Hof gehört. „Heute ist diese wertvolle Kulturlandschaft selten geworden und stark bedroht“, sagt Kochanek. Durch die Umwandlung von Wiesen und Rodung von Bäumen zu Bauland sei dem Vogel ein Großteil seines Lebensraums genommen worden.

Durch die Straßensperrung sollen die Jungtiere bei ihren ersten Gehversuchen geschützt werden und gefahrlos Feldmäuse oder Insekten fressen können. Die Anwohner haben laut Kochanek verständnisvoll auf die Sperrung reagiert, sie können auf eine parallel verlaufende Straße in der Nähe ausweichen. „Doch auch dort sollten Autofahrer vorsichtig fahren – die kleinen Steinkäuze können weit laufen“, warnt der Umweltschützer.

Bereits seit 2014 setzen sich die Leverkusener Naturschutzverbände und die Stadt für den Schutz und Erhalt der Steinkäuze ein. „Im Anfangsjahr war es gar nicht so einfach, eine Straßensperrung ist immer auch ein Verwaltungsprozess“, sagt Kochanek. „Mittlerweile hat es sich aber eingespielt und ist ein gutes Zusammenspiel zwischen Naturschützern, Anwohnern und Politik.“

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