AfD-Kandidat in Leverkusen „Dackel-Fan“ hofft auf Überraschung am Wahltag

Leverkusen/Köln · Christer Cremer tritt für die AfD als Direktkandidat in Leverkusen an. Die EU lehnt der Kölner ab – ebenso eine Impfpflicht. Zu dem vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuften völkischen „Flügel“ seiner Partei gibt Cremer sich schmallippig.

 Christer Cremer ist AfD-Kandidat für Köln/Leverkusen.

Christer Cremer ist AfD-Kandidat für Köln/Leverkusen.

Foto: AfD

Das „Merkel-Jagd- Club“-T-Shirt hat Christer Cremer noch im Schrank. Es hatte ihm 2018 viel Ärger eingebracht und für Schlagzeilen gesorgt. Auf Cremers Shirt ist ein Dackel zu sehen, hinter dem zwei Waffen gekreuzt sind. Unter dem Logo steht „…wilde verwegene Jagd…“, seitlich prangen zwei Kornblumen. Kritiker erkannten darin rechtsnationale Symbolik, Cremer verweist auf seine Tierliebe: „Ich bin Dackel-Fan.“ Und natürlich gehe es hier um eine politische Jagd, die der jetzige AfD-Ehrenvorsitzende Alexander Gauland einst ausgerufen hatte.

Der 39-jährige Cremer ist AfD-Parteivorsitzender in der Domstadt und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der AfD-Landtagsfraktion in Düsseldorf. Er tritt im Wahlkreis 101, zu dem auch Leverkusen gehört, als Direktkandidat an. Dass seine Chancen auf ein solches Mandat gegen Null tendieren, ficht ihn nicht an. „Es wird am Wahlabend sicher Überraschungen geben“, sagt er.

Was verbindet den Kölner mit Leverkusen? „Ich will mich für die Wirtschaft einsetzen, Deutschland soll ein starker Industriestandort bleiben“, sagt er, sicher auch mit Blick auf die in der Chemiestadt ansässigen Großkonzerne. Die soziale Marktwirtschaft ist ihm wichtig, doch sollten Steuern und Abgaben gesenkt werden. „Arbeitnehmer sind da zu stark belastet.“ In der Energiepolitik will er Atomkraftwerke weiter laufen lassen. Und auch der Kohleausstieg werde nicht wie geplant machbar sein. Weitere Schwerpunkte sind für ihn „geordnete Finanzen“ und der „Grenzschutz“. „Die Bundesrepublik muss ihre Grenzen schützen und ausreisepflichtige Ausländer konsequent ausweisen“, sagt Cremer.

Zudem wendet sich der AfD-Politiker gegen jegliche Impfpflicht. Für ebenso falsch hält er die 2G-Regel, wonach nur Geimpften und Genesenen größere Freiheiten eingeräumt werden. „Es gab ja eine 2G-Party, bei der sich Teilnehmer infiziert haben.“ Europa ist für ihn ein „Europa der Vaterländer“, das nicht in einem Zentralstaat aufgehen dürfe. Die EU will er durch eine losere „Europäische Wirtschaftsgemeinschaft“ ersetzen.

Einer speziellen Strömung seiner Partei will er sich nicht zurechnen. Zu dem vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuften und beobachteten völkischen „Flügel“ der AfD und seinen Vertretern wie Björn Höcke gibt Cremer sich schmallippig. „Höcke ist Landespolitiker, und ich will in die Bundespolitik“. Und: „Keine Partei ist ohne Makel, doch stehen wir auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.“

Der Wahlkampf sei für seine Partei nicht leicht gewesen, berichtet der Kandidat. Vor allem in Köln seien Parteimitglieder bei öffentlichen Auftritten immer wieder angefeindet und bedrängt worden. „Unsere Wahlplakate wurden reihenweise abgerissen“, sagt er.

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