Bundestagswahl SPD siegt auch in Leichlingen – CDU stürzt ab

Leichlingen · Das Bundestagswahlergebnis spiegelt sich in weiten Strecken auch in der Blütenstadt wider: Die SPD legt deutlich zu und überrundet die CDU, die massiv einbricht. Am stärksten verbessern sich die Grünen, während die FDP schwächelt. Hermann-Josef Tebroke (CDU) verteidigt das Direktmandat im Rheinisch-Bergischen Kreis.

 Vertritt weiter den Rheinisch-Bergischen Kreis in Berlin: Hermann-Josef Tebroke (CDU, 2.v.r.) am Wahlabend im Kreis seiner Familie.

Vertritt weiter den Rheinisch-Bergischen Kreis in Berlin: Hermann-Josef Tebroke (CDU, 2.v.r.) am Wahlabend im Kreis seiner Familie.

Foto: Kathrin Kellermann

Der Christdemokrat Hermann-Josef Tebroke hat das Direktmandat bei der Bundestagswahl im Rheinisch-Bergischen Kreis verteidigt. Mit 30,0 Prozent der Stimmen (Stand: 22 Uhr) landet er vor Kastriot Krasniqi von der SPD (22,6 Prozent), Maik Außendorf (Grüne, 18 Prozent) und Christian Lindner von der FDP (16,9 Prozent). Der Sieg Tebrokes geht allerdings mit herben Verlusten einher: So sank sein Anteil an den Erststimmen um zehn Prozentpunkte gegenüber der Bundestagswahl 2017, größter Gewinner ist hier der Direktkandidat der Grünen mit einem Plus von elf Prozent. Auch bei den Zweitstimmen hat die CDU im Rheinisch-Bergischen Kreis mit 27,4 Prozent (-8,1 Prozentpunkte) deutliche Einbußen erlitten, hier konnten SPD mit 25,2 Prozent (+4,2) und Grüne mit 18,3 Prozent (+9,3) dazugewinnen.

„Ich bin zwar zufrieden, das Direktmandat errungen zu haben. Insgesamt aber ist das Ergebnis für die CDU sehr enttäuschend“, bekannte Tebroke. Gründe sah er sowohl bei sich als auch in der Wahlkampfstrategie seiner Partei: „Ich habe vielleicht nicht deutlich genug gemacht, wie ich mich in Berlin für den Rheinisch-Bergischen Kreis einsetze“, sagte der Bundestagsabgeordnete. Bundesweit sieht er die Fehler seiner Partei vor allem darin, zu spät in den Wahlkampf eingestiegen zu sein, sich nicht geschlossen hinter ihren Kandidaten Armin Laschet gestellt zu haben, die Flutkatastrophe habe den NRW-Ministerpräsidenten zusätzlich belastet.

Positiver bewertete Kastriot Krasniqi, Direktkandidat der SPD im Kreis, sein Abschneiden: Er belegte im Rennen um das Ticket nach Berlin den zweiten Platz. „Ich bin sehr stolz auf dieses Ergebnis“, sagte der Bundestagskandidat. Es zeige, dass er die Menschen in vielen Gesprächen erreicht habe. Dass er nicht gewonnen hat, schob er vor allem auf Tebrokes Amtsinhaberbonus und die eigene geringe Bekanntheit. Sehr zufrieden war er hingegen mit dem Abschneiden seiner Partei im Kreis, die gegenüber 2017 zulegen konnte: „Das werte ich als Signal nach Berlin für einen Regierungswechsel“, sagte Krasniqi.

Den wünscht sich auch Maik Außendorf. Mit seinem Ergebnis als Direktkandidat der Grünen zeigte er sich zwar nicht ganz zufrieden: „Ich hatte mir eigentlich noch ein bisschen mehr erhofft, aber ich liege wohl im Bundestrend.“ Dennoch verzeichnete er bei der Wahl die größten Zugewinne als Direktkandidat (+11 Prozentpunkte), wird über Listenplatz 18 in NRW voraussichtlich in den nächsten Bundestag einziehen. Dort würde er eine Koalition mit der SPD bevorzugen: „Ich denke, dass wir mit den Sozialdemokraten unsere Klimaziele besser umsetzen können als mit der CDU.“ Auch mit der FDP könne man sich wahrscheinlich einigen, wenn sie mit in das Bündnis solle.

 Der Anteil der Briefwähler ist bei dieser Bundestagswahl so hoch wie noch nie. Das spiegelt sich auch in Leichlingen wider:  Fast die Hälfte der Bürger entschied sich für die Wahl per Brief, die Mitarbeiterinnen im Rathaus bis Sonntag auszählten.

Der Anteil der Briefwähler ist bei dieser Bundestagswahl so hoch wie noch nie. Das spiegelt sich auch in Leichlingen wider:  Fast die Hälfte der Bürger entschied sich für die Wahl per Brief, die Mitarbeiterinnen im Rathaus bis Sonntag auszählten.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Ein Novum zeigte sich bei dieser Bundestagswahl im Leichlinger Wahlamt: „Der Anteil der Briefwähler war gigantisch“, berichtete Wahlamtsleiterin Brigitte Gutendorf. 22122 Menschen in Leichlingen waren wahlberechtigt. Davon beantragten 9561 die Briefwahl – mehr als 43 Prozent. „Dass heute so viele Wähler nicht mehr ins Wahllokal gehen, ist wahrscheinlich der Corona-Pandemie geschuldet, aber auch den besseren Möglichkeiten durch die Digitalisierung“, vermutete Gutenberg. Viele scheuten sich nach der letzten Kommunalwahl mit langen Wartezeiten, Abstandsregeln oder Maskenpflicht möglicherweise, den Wahlzettel persönlich in die Wahlurne zu schmeißen. Außerdem hätten zahlreiche Wähler durch Corona begonnen, die digitalen Angebote der Stadtverwaltung stärker wahrzunehmen. Das Wahlamt hat auf die Flut der Briefwahlunterlagen mit mehr Briefwahlvorständen reagiert, um die Auszählungsgeschwindigkeit zu erhöhen. Die Wahlbeteiligung lag in Leichlingen bei 71,8 Prozent.

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