Im Erkelenzer Land So schwer ist der Neustart für die Hotels

Erkelenzer Land · Seit dem 18. Mai dürfen auch die Gasthäuser im Erkelenzer Land nach dem Corona-Lockdown unter Einhaltung der Hygieneregeln wieder private Kunden empfangen. Doch das Geschäft läuft nur sehr zäh wieder an.

 Jürgen Windelen vom Hotel „Am Park“. Desinfektionsspender, Abstand zwischen den Tischen und Mund-Nasen-Schutz sind Pflicht.

Jürgen Windelen vom Hotel „Am Park“. Desinfektionsspender, Abstand zwischen den Tischen und Mund-Nasen-Schutz sind Pflicht.

Foto: Ruth Klapproth

Durch ihre Lage im Kreis Heinsberg sind viele Hotels im Erkelenzer Land gleich doppelt gebeutelt. Nicht nur, dass sie in einem der größten Corona-Hotspots aus der Anfangszeit der Pandemie schon früher als die Kollegen im Rest der Republik in den Lockdown gehen mussten, nach dem Neustart am 18. Mai müssen sie noch weiter unter ihrer geografischen Lage leiden. „Einige Kunden haben noch Angst und fragen, ob wir im Kreis Heinsberg liegen. Der Name ist negativ belastet“, sagt Jürgen Windelen, Geschäftsführer des Hotels „Am Park“ in Hückelhoven.

Das kann Wolfgang Wahl nur bestätigen, aus eigener Erfahrung in seinem Hotel „Am Weiher“ in Erkelenz und als Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga für den Kreis Heinsberg auch aus Gesprächen mit Kollegen. Deswegen hat er sich auch mit einigen Hoteliers und Gastronomen aus der Region zusammengeschlossen, um an Konzepten zu arbeiten, wie der Sonderstatus des Gastgewerbes im Kreisgebiet durchbrochen werden kann. Zudem pocht er darauf, dass es für die Branche im Kreisgebiet besondere Unterstützung gibt: „Ich gönne es jedem, aber wir haben es nach dieser extrem schweren Zeit besonders verdient. Es ist ja besser als Nichtstun, dass wir wieder arbeiten dürfen. Doch die Wahrheit liegt an der Kasse. Ein Aufschwung ist nicht in Sicht.“

Wobei es je nach Ausrichtung und Größe der Betriebe durchaus Unterschiede gibt. Das Hotel „Sternzeit“ in Wegberg-Wildenrath gehört mit 56 Zimmern schon zu den größeren Häusern und kann von einem breit aufgestellten Angebot profitieren. Zum Beispiel gibt es Räumlichkeiten, die groß genug sind, um etwa die Abstandregeln einzuhalten und trotzdem genug Tische zu stellen, um theoretisch wirtschaftlich zu arbeiten. Hinzu kommen zwei Außenterrassen mit Zugang zu einem Naturteich mit Sandstrand, der in den vergangenen Wochen hergerichtet wurde. „Dennoch war das eine sehr schwere Zeit. Erst seit Juni wird es im Restaurant besser“, sagt Hotelleiterin Jelisa Underwood, die auch bei sich im Haus Kurzarbeit verordnen musste. Ein bisschen Erleichtert wurde die Zeit durch die Lage in der Nähe der Siemens-Teststrecke. Seit Ende April fiel für die „Sternzeit“ wieder der eine oder andere Geschäftsreisende ab.

20 Zimmer hat Jürgen Windelen im Hotel „Am Park“ in Hückelhoven im Angebot, wobei auch die Gesellschafträume, das Restaurant und der Biergarten wichtige Standbeine sind. „Der Restaurantbetrieb zieht langsam wieder an. Doch das ist zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig“, erklärt Windelen. Probleme die Corona-Vorschriften einzuhalten, sieht er in seinen großen Räumlichkeiten nicht, wobei er festgestellt hat, dass die Menschen sich aktuell ohnehin lieber im Freien aufhalten. Da ist sein Biergarten natürlich ein Vorteil. Im Hotel tendiert die Nachfrage derweil weiterhin gegen null. „Finanziell ist die Lage in der Branche weiter dramatisch, aber vielleicht ist das ja auch eine Chance für die diejenigen, die den Beruf erlernt haben“, meint Windelen.

Mit nur sieben Zimmern führt Anke Linzen im „Rosenhof“ in Wassenberg-Birgelen ein kleines Haus, neben Übernachtungen setzt sie auch auf den Betrieb in Kneipe, Restaurant und Kegelbahn. Auch sie hat theoretisch die Möglichkeit, trotz der Abstandsregel genug Tische für ein profitables Geschäft zu stellen. „Doch es kommt aktuell einfach niemand““, sagt Linzen. Ihr Glück, wie das vieler Kollegen, ist, dass die Banken sich aktuell bei der Rückzahlung von Krediten sehr geduldig zeigen. „Wir versuchen da irgendwie durchzukommen und hoffen auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität“, betont Linzen.

Bei allen Problemen empfiehlt Wolfgang Wahl von der Dehoga allerdings, auf Preisdumping zu verzichten: „Ich habe Kunden erlebt, die versuchen, unsere Lage auszunutzen. Doch darauf sollten wir uns nicht einlassen. Wir bieten Qualität und über die Masse lässt sich aktuell eben auch nichts verdienen.“

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