Neujahrsempfang der Stadt Krefeld Dank an Ukraine-Helfer und drei politische Botschaften

Krefeld · Der Neujahrsempfang der Stadt Krefeld stand ganz im Zeichen des Ukraine-Krieges. Daneben ging es auch um den Surfpark und Klimakleber.

 Oberbürgermeister Frank Meyer (r.) mit haupt- und ehrenamtlichen Ukraine-Helfern. Ihnen war der Neujahrsempfang der Stadt Krefeld gewidmet.

Oberbürgermeister Frank Meyer (r.) mit haupt- und ehrenamtlichen Ukraine-Helfern. Ihnen war der Neujahrsempfang der Stadt Krefeld gewidmet.

Foto: Andreas Drabben

Es gab Botschaften zu Surfpark und Klimaschutz, es gab viel Dank, viel Nachdenklichkeit und  eine Jazz-Combo aus sehr jungen Jugendlichen, denen Herzen und Jubel zuflogen: Der Neujahrsempfang der Stadt hatte einige Facetten, doch drückte der Ukraine-Krieg dem Ganzen am stärksten seinen Stempel auf.  Der Abend war all den haupt- und ehrenamtlichen Helfern gewidmet, die halfen, die 3000 Flüchtlinge aus der Ukraine in Krefeld zu empfangen und unterzubringen. „Hilfsbereitschaft hatte in Krefeld viele Gesichter – und darauf können Sie alle sehr sehr stolz sein“, sagte Oberbürgermeister Frank Meyer an die Adresse der rund 350 Ehrengäste im Stadtwaldhaus.

Es sei fantastisch zu erleben, wozu Verwaltung und Zivilgesellschaft  in der Lage seien, resümierte Meyer, der zuvor eine Fülle von Anstrengungen und Initiativen aufgelistet hatte: vom großen Einsatz der Stadtbediensteten über Sammelaktionen für Hilfsgüter für die Ukraine bis hin zu Privatleuten, die Zimmer, Wohnungen oder ganze Häuser für ukrainische Familien zur Verfügung gestellt hatten.  „Wo auch immer eine ukrainische Familie einzog, wo immer ein neuer Mitschüler in die Klasse kam, wo immer  Kontakte zu den Geflüchteten entstanden, war das Angebot einer Unterstützung nicht weit.“

Ausführlich ging Meyer auf den Krieg ein, würdigte in einer nachdenklichen Passage, dass dieser Krieg uns  geografisch und menschlich nahe stehe, „vermutlich näher als je ein anderer Krieg in unserer Lebensspanne“. Scharf verurteilte er Russlands Präsident Putin; der habe „sein wahres Gesicht als hässliche Fratze gezeigt“; der Wahn eines einzelnen Mannes versetze einen ganzen Kontinent in Alarmbereitschaft und lege Albträume von Krieg und Vernichtung frei. Meyer warb auch dafür, die deutschen Lasten des Krieges  im Verhältnis zu sehen: „Für uns ist dieser Krieg eine Bedrohung für Sicherheit, Ordnung und Wohlstand – für die Menschen in der Ukraine ist er eine Bedrohung von Leib, Leben und Existenz.“

Meyer hatte drei politische Botschaften im Gepäck: Zum einen verurteilte er die Klebeaktionen von Klimaschützern. Mit Blick auf die Arbeit der Stadt für Klimaschutz und Nachhaltigkeit sagte er unter viel Applaus, nach seiner Überzeugung sei der Bau von Radwegen und Solaranlagen zum Klimaschutz weit besser geeignet als das Festkleben von Handflächen mitten im Rettungsweg oder Angriffe auf Gemälden in Kunstmuseen.

Botschaft Nummer zwei betraf den Surfpark. Meyer verteidigte  ihn, ohne ihn zu nennen, doch konnten seine Worte nur auf dieses von Klimaschützern strikt abgelehnte Projekt gemünzt gewesen sein: So existenziell die Klimakrise sei – sie sei nicht die einzige Herausforderung. Es gehe auch um gesellschaftlichen Konsens, darum, unterschiedliche Menschen mitzunehmen, die soziale Balance zu wahren, unterschiedliche Werte gegeneinander abzuwägen. „Unser Job besteht auch darin, die Entwicklungsmöglichkeiten unserer Stadt zu erkennen und voranzutreiben.“

Botschaft Nummer drei betraf die City: Meyer wies Schwarzmalereien und Untergangsszenarien zurück und hob sowohl große Investitionen (Et Bröckske, Willy-Brandt-Platz, Ziellenbach-Gelände) als auch die Maßnahmen des Stärkungspaktes Innenstadt hervor.  Die positiven Botschaften für die Stadt seien schon da.

Den herzerwärmenden Teil des Abends steuerten die Jungs der Musikschul-Combo „Jazzblood“ im Alter von zehn bis 14 Jahren bei: Elias Posegga am E-Bass, Julius Hirschegger am Klavier, Leonard Kramer am Schlagzeug sowie Tim Schrader und Alex Vasile Invanciu am Saxofon spielten ihre Stücke samt Soli in erstaunlicher Qualität – wie fünf Benjamin Buttons, die sich von alten Jazzern in die Kindheit zurückentwickelt haben, mit all der Erfahrung im Gepäck. Unbekümmerte Leidenschaft für Musik: Das war auch ein schönes Bild der Hoffnung.

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