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Noch ein Jubiläum in Krefeld Feuerwehren von Leicester und Krefeld sind seit 50 Jahren Partner

Krefeld · Seit einem halben Jahrhundert besteht eine tiefe Verbundenheit zwischen den Feuerwehrleuten in Leicester und ihren Kollegen in Krefeld. Fast von Anfang an dabei war Ulf Tabbert. Der Oberbrandmeister im Ruhestand erinnert an lustige Wettkämpfe, aber auch bewegende Momente.

Krefeld: Feuerwehren aus Krefeld und Leicester feiern
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Große Verbundenheit nach 50 Jahren

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Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Sie gehen ins Feuer, wenn andere in Panik das brennende Haus verlassen, retten Schwerverletzte aus Unfall-Fahrzeugen und sind bei Umweltkatastrophen im Dauereinsatz. Feuerwehrleute auf der ganzen Welt haben einen harten Job, der eben mehr als nur ein Job, sondern für die meisten der Helfer Berufung ist. Das Erlebte schweißt zusammen. So auch die Wehren aus Krefeld und Leicester. In diesem Jahr blicken sie auf 50 Jahre Partnerschaft zurück.

Fast von Anfang an dabei war Ulf Tabbert, der 36 Jahre als Feuerwehrmann in Krefeld tätig war und mit 60 in den Ruhestand ging. Danach war der Oberbrandmeister a.D. weiter im THW, bei der Ausbildung von Rettungshunden oder in der Historischen Feuerwehr Linn aktiv. Heute kümmert sich der 72-Jährige liebevoll um das historische Löschfahrzeug „Franziska“, die älteste Drehleiter Krefelds, (wir berichteten) und um die Feuerwehr-Partnerschaft zwischen Leicester und Krefeld, die 1973 begann, fünf Jahre nachdem die Städte ihre Partnerschaft begründet hatten.

„Ein Krefelder Feuerwehrmann, der damals auch Spielführer in einer Kneipen-Fußballmannschaft war, hatte nach einem Fußballspiel, bei dem unter den englischen Gästen auch einige Feuerwehrleute dabei waren, die gegen das Krefelder Feuerwehr-Fußball-Team gespielt hatten, die Idee, mit seinen Kneipen-Kickern der Gaststätte ,Malu‘ am Ostwall eine Partnerstädte-Fußball-Tour zu machen“, erzählt Tabbert. Der Plan sah vor, dass die Tour jedes Jahr woanders hinführt. „Mit Leicester fangen wir an“, hatten die Kneipen-Kicker damals beschlossen.

Aus dem zarten Freundschaftspflänzchen erwuchs ab 1985 eine stattliche Partnerschaft mit regelmäßigen gegenseitigen Besuchen. Es war nicht die einzige in Krefeld – partnerschaftliche Kontakte gibt es auch zwischen den Polizeibehörden, zwischen Schulen oder auch Krefelder Chören – aber keine dieser Gruppen hier und auf der Insel, da ist sich Tabbert sicher, habe eine solch intensive, dauerhafte und fröhliche Verbindung wie die der Feuerwehren.

Die deutsch-englische Freundschaft hat eine lange Tradition in Krefeld, gab es hier doch gleich drei Kasernen, die „Franzisca- Barracks“ in Forstwald, die „Bradbury-Barracks“ an der Westparkstraße sowie die „Haynes-Barracks“ an der Emil-Schäfer-Straße. Am Standort in Bockum war auch das zivil-militärische „Navy, Army and Air Force Institute“, kurz „NAAFI“, untergebracht, sodass die Kaserne bis Ende der 1980er Jahre britische Soldaten beherbergte. Familien vieler Soldaten wohnten dementsprechend in Krefeld.

Möglichkeiten, sich kennenzulernen, gab es viele, so beispielsweise offizielle Veranstaltungen wie das „Bradbury Fair“, gemeinsame Kneipenabende oder aber auch Fußballspiele in der Grotenburg. „Im Linner Rheinhafen war ab 1950 zudem die Royal Navy-Rheinflotille mit der Yacht ,Prince Charles‘ stationiert. Auf ihr gab es royale Empfänge, bei denen auch einmal Prinzessin Anne eine Rolle spielte“, berichtet Tabbert.

Die guten Verbindungen mit den Engländern in Krefeld nutzten auch die Feuerwehr-Fußballer. So durften sie mit den „Leicester Fire Kickers“ auf dem „Bradbury-Football-Ground“ an der Westparkstraße trainieren, „weil wir als Feuerwehr-Fußballer keinen eigenen Krefelder Rasenplatz vom Sportamt bekamen“, sagt Tabbert und erinnert sich: „Bei Einfahrt der Krefelder mit ihren Gästen aus Leicester in die Bradbury-Kaserne salutierten die Torwachen.“ Und mit einem Schmunzeln fügt er hinzu: „Es war bei jedem Besuch immer ,die beste Tour, die es je gab!‘. Auch wenn schon das nächste Besuchsprogramm, egal ob in Leicester oder in Krefeld, das letzte wieder toppte.“

Doch nicht immer war die Freude des Wiedertreffens ungetrübt. 2002 starb Bob Miller bei einem Feuerwehreinsatz in Leicester. Der 44-jährige Familienvater hatte zuvor einige Male an den Austauschprogrammen teilgenommen. Die Trauer war deshalb auch bei den Krefelder Kollegen groß, die noch 2016 durch die Benennung des Platzes an der neuen Feuerwache in „Bob-Miller-Platz“ an den Verstorbenen erinnerten. Zuvor hatten sie mit ihren Freunden aus Leicester Spenden für die Familie des tödlich verunglückten Feuerwehrmannes gesammelt.

So gab es zum Beispiel 2003 Bob Miller zu Ehren einen besonderen Triathlon. Er begann in Leicester mit einem Lauf nach Dover, schwimmend durchquerten die Retter anschließend den Kanal nach Calais, bevor sie mit Rädern über Venlo nach Krefeld fuhren. Sechs Krefelder Motorrad-Polizisten holten die 27 englischen Sportler an der niederländischen Grenze ab und eskortierten sie zum Rathaus, wo ihre Krefelder Partner bereits mit einem Löschzug und „Franziska“ auf sie warteten. Oberbürgermeister Dieter Pützhofen würdigte anschließend die Leistung der sportlichen Reisenden.

Besonders war auch eine Veranstaltung im Jahre 2005 im Victoria-Park in Leicester. Sie brachte der Krefelder Gruppe den Namen „Flatlander“ ein, weil die Veranstaltung von Krefeldern als „Flatland Games“ bezeichnet wurde. „Die Insulaner haben ihre Highland Games, wir machen die Flatland-Games“, sagten die Krefelder damals. Um die Sache auch optisch abzurunden, schufen sie schwarz-rot-golden gestreifte Kilts. Erstmals machten sie dann das „durchgezogene“ englische „Tug-of-War“ (das in England traditionelle Tauziehen), das seitdem neben dem Fußballspiel fester Bestandteil der Partnerschaft-Besuch-Programme ist.

Unvergessen ist auch die Polizeikontrolle bei einem Krefeld Besuch. Zwei Streifenwagen mit Führungskräften der Polizei hatten damals die historische Krefelder Straßenbahn, den „Blauer Enzian“, angehalten, der mit englischen und deutschen Feuerwehrleuten auf dem Nordwall fuhr. „Alle Reisenden wurden direkt nach dem angeordneten Aussteigen wegen des Genusses alkoholischer Substanzen festgenommen“, erinnert sich Ulf Tabbert lachend und mit dem Verweis, dass kein Alkohol, sondern nur Bier an Bord gewesen sei. Ein original Krefelder Bier, als „gebraute Fröhlichkeit“ bezeichnet, habe es dann auch für alle im Präsidium gegeben, was ein englischer Feuerwehr-Offizier kopfschüttelnd mit den Worten kommentierte: „Das gibt es in Leicester nicht, dass Bier an Gefangene verteilt wird.“

Ein wunderbares Erlebnis seien auch die ersten Leicester-Krefelder „Flatland Games“ im Jahre 2005 gewesen, die im Victoria-Park in Leicester durchgeführt wurden. Alle zehn Krefelder Feuerwehr-Wettkämpfer traten in Kilts und Feuerwehr-Stiefeln, genannt Knobelbecher, an. Als Geschenk an die englischen Gastgeber gab’s eine Vorführung preußischer Feuerwehr-Ausbildung um 1900 in original-aussehenden Uniformen und mit einer eigens aus Euskirchen geliehenen Handdruckspritze.

Bis heute wird bei jedem Besuch das typisch britische Tauziehen durchgeführt. Damals endete es schlecht für die englischen Partner. „Wir haben zwei Mal mit der gegnerischen Mannschaft Furchen in den Victoria-Park-Rasen gezogen“, berichtet Tabbert und sagt stolz: „Im Tauziehen haben uns unsere Freunde seitdem nicht einmal geschlagen.“

Dafür habe es aber schon mal ein paar kleine „Klatschen“ bei den Fußballspielen gegeben, die mal in der Grotenburg oder aber als Pausenfüller im „King Power Stadium“ des FC Leicester bei einem Ligaspiel stattfanden. Die meisten der Fußballspiele endeten jedoch unentschieden. Chef der Krefelder „Flatlander“ ist seit 2010 Oberbrandmeister Frank Peters.

Historisches Löschfahrzeug aus Krefeld.

Historisches Löschfahrzeug aus Krefeld.

Foto: Tabbert
Beim englischen Traditionssport Tauziehen trat die Krefelder Mannschaft unter Coach Ulf Tabbert (l.) in Kilts an.

Beim englischen Traditionssport Tauziehen trat die Krefelder Mannschaft unter Coach Ulf Tabbert (l.) in Kilts an.

Foto: Ulf Tabbert
Auf dem Platz vor der neuen Feuerwache messen sich die Krefelder Feuerwehrleuten mit ihren Gästen aus Leicester beim Wagen-Ziehen.

Auf dem Platz vor der neuen Feuerwache messen sich die Krefelder Feuerwehrleuten mit ihren Gästen aus Leicester beim Wagen-Ziehen.

Foto: Stadt Krefeld
Mit dem Schiff sind die Feuerwehrleute aus Krefelds Partnerstadt Leicester angereist. Am Uerdinger Steiger erwarten die Engländer bereits die Kollegen der Krefelder Berufsfeuerwehr und der Historische Löschzug Linn mit Ausrüstung. Zur Begrüßung ließen beide Feuerwehrgruppen Wasserfontänen in die Höhe schießen.

Mit dem Schiff sind die Feuerwehrleute aus Krefelds Partnerstadt Leicester angereist. Am Uerdinger Steiger erwarten die Engländer bereits die Kollegen der Krefelder Berufsfeuerwehr und der Historische Löschzug Linn mit Ausrüstung. Zur Begrüßung ließen beide Feuerwehrgruppen Wasserfontänen in die Höhe schießen.

Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation
 Traditionell gehören Fußballspiele zu jedem Besuch, häufig enden sie mit einem Unentschieden.

Traditionell gehören Fußballspiele zu jedem Besuch, häufig enden sie mit einem Unentschieden.

Foto: Ulf Tabbert
 Beim Besuch in Linn lernten die englischen Kollegen auch die Mitglieder der Historischen Feuerwehr kennen.

Beim Besuch in Linn lernten die englischen Kollegen auch die Mitglieder der Historischen Feuerwehr kennen.

Foto: Ulf Tabbert
Die aneinander gekuppelten Schläuche der Feuerwehren aus Leicester und Krefeld sind das Symbol der Partnerschaft.

Die aneinander gekuppelten Schläuche der Feuerwehren aus Leicester und Krefeld sind das Symbol der Partnerschaft.

Foto: Ulf Tabbert
 In der Wache der Feuerwehr Leicester trägt „Feuerwehrmann Fritz“ eine Krefelder Uniform.

In der Wache der Feuerwehr Leicester trägt „Feuerwehrmann Fritz“ eine Krefelder Uniform.

Foto: Stadt Krefeld

„Die unter Feuerwehrleuten auf der Welt bestehende Bruderschaft hat mit dieser wunderbaren, deutsch-englischen Partnerschaft eine sehr besondere Blüte hervorgebracht, aus der langjährige Freundschaften erwuchsen“, erklärt der 72-Jährige. Es sei auch ein gutes Beispiel dafür, wie Frieden in der Welt möglich sei. Über gemeinsame Berufe, über Hobbys, über gemeinsamen Spaß und eben über Freundschaften. „Als Symbol unserer Verbundenheit haben wir zwei Schläuche unserer Wehren aneinander gekoppelt, die eigentlich wegen der verschiedenen Schlauchkupplungssysteme nicht zusammen passen“, sagt Ulf Tabbert und verweist auf das Motto der Partnerschaft „We make it possible“. Und dass sie es tatsächlich möglich machen, beweisen die Feuerwehren von Krefeld und Leicester seit 50 Jahren.

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