Fußball, Oberliga Niederrhein „Die Oberliga darf nicht noch weiter aufgebläht werden“

Niederrhein · So sehen einige Konkurrenten des 1. FC Kleve die Situation in der Klasse, die vom Terminplan her das Sorgenkind des Verbandes Niederrhein ist, weil 23 Mannschaften in der Liga stehen.

 Trainer Salah El Halimi sieht bis Ende März keine Spiele für die Sportfreunde Baumberg.

Trainer Salah El Halimi sieht bis Ende März keine Spiele für die Sportfreunde Baumberg.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Die Oberliga ist das Sorgenkind im Fußball-Verband Niederrhein. Nach der Verlängerung des Lockdowns bis mindestens zum 31. Januar scheint es ausgeschlossen zu sein, die Saison in der Liga mit 23 Teams, darunter der 1. FC Kleve, normal durchzuziehen. Es könnte schon problematisch werden, wenigstens die Hälfte der Spiele auszutragen, um zu einer sportlichen Wertung zu kommen. Der 1. FC Kleve hat noch die Hoffnung, dass es zu schaffen ist, eine Einfach-Runde über die Bühne zu kriegen. Das sagen andere Klubs in der Klasse zur aktuellen Situation.

Martin Hasenpflug, Trainer von Ratingen 04/19, äußert auf der einen Seite Verständnis für die Maßnahmen, sagt aber auf der anderen Seite: „Es ist auch ein Einschnitt in die Lebensqualität, seiner Aufgabe nicht nachgehen zu können. Fußball ist in unserer Liga ja mehr als ein Hobby, es geht auch um finanzielle Aspekte. Die Spieler werden zudem ihrem sozialen Umfeld entrissen. Das ist eine Herausforderung auf vielen Ebenen.“

 Martin Hasenpflug sieht Ratingen 04/19 gut gerüstet für einen möglichen Re-Start.

Martin Hasenpflug sieht Ratingen 04/19 gut gerüstet für einen möglichen Re-Start.

Foto: Achim Blazy (abz)

Der 44-Jährige findet, dass die Regularien des Verbandes „klar geregelt“ seien: „Bis 30. Juni muss die Saison beendet sein. Wenn bis dahin fünfzig Prozent der Spiele absolviert wurden, kann sie gewertet werden, Das bedeutet für uns noch 13 Partien. Da bin ich optimistisch, dass wir das hinkriegen. Das wäre wichtig, damit sich die Anzahl der Vereine nicht noch mehr erhöht. Denn wenn die größte Liga annulliert würde, die anderen Spielklassen aber nicht, kämen Absteiger aus der Regional- und Aufsteiger aus der Landesliga dazu.“

Salah El Halimi macht sich keine Hoffnungen. „Ich gehe davon aus, dass wir bis Ende März kein Spiel machen werden. Der Fokus liegt derzeit auf anderen Dingen als auf dem Fußball. Wir alle sehnen uns nach Normalität“, sagt der Coach der Sportfreunde Baumberg. „Meines Wissens hat der Verband für alle Szenarien seine Hausaufgaben gemacht. Wir brauchen eine Bewertungsgrundlage und können die Oberliga kommende Saison nicht erneut so aufblähen.“ Der Trainer des Tabellendritten hofft daher, bis Juni noch möglichst viele Spiele bestreiten zu können. Gleichwohl fordert er eine Vorlaufzeit von vier Wochen vom ersten Training bis zum ersten Pflichtspiel. „Auf uns Trainer kommt viel Arbeit zu, die Spieler wieder auf einen Stand zu bringen. Es wäre fatal, nach so langer Pause gleich wieder loszulegen.“

 Dennis Ruess und der 1. FC Monheim haben erst neun von 44 Spielen absolviert.

Dennis Ruess und der 1. FC Monheim haben erst neun von 44 Spielen absolviert.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Dass bis Ende Juni der reguläre Spielplan durchgezogen wird, glaubt Dennis Ruess, Trainer des 1. FC Monheim, nicht. „Für uns wären das noch bis zu 38 Spiele, wenn wir im Pokal weit kämen. Das ist wohl kaum noch möglich.“ Er sieht die realistischste Option darin, dass die Hinrunde beendet wird. Ruess ist wichtig, dass die Oberliga in der kommenden Saison nicht mehr so „aufgebläht“ ist. „Man darf nicht vergessen, dass wir keine Profis, sondern ambitionierte Amateure sind. Mit 23 Mannschaften sind es einfach zu viele Spiele. Es muss im Sommer wieder Absteiger gehen.“ Er glaubt, dass es frühestens im März wieder losgeht – „mit dem Vorlauf, der nach so einer langen Pause notwendig ist“. Er habe im November Pläne für den 3. Januar erstellt und im Dezember dann für den 11. Januar. „Jetzt haben wir erstmal alles ad acta gelegt und warten ab, was passiert. “

Tim Schneider, Coach des VfB 03 Hilden, blickt optimistisch nach vorne. „Wenn wir Glück haben und im Februar wieder auf dem Platz stehen, kann ich mir vorstellen, dass wir im März wieder mit dem Spielbetrieb beginnen“, sagt er. Es mache definitiv Sinn, mindestens vier Wochen Vorbereitung zu haben. „Denn wir sind seit Anfang November im Lockdown. Muskeln, Sehnen und Bänder müssen sich erst wieder an die Start-Stopp-Bewegungen gewöhnen. Gerade, wenn wir vollgepackte Wochen bekommen, müssen wir das Verletzungsrisiko senken“, so Schneider, der im Hauptberuf Physiotherapeut ist. Er glaubt, dass bis zum 30. Juni genug Zeit sei, die Hinrunde zu Ende zu spielen. „Das sollte funktionieren, aber es darf nichts mehr dazwischenkommen, sonst wird es eng. Mehr als die Hinrunde zu absolvieren, kann ich mir definitiv nicht vorstellen.“

 Tim Schneider, Trainer des VfB Hilden, blickt noch zuversichtlich nach vorne.

Tim Schneider, Trainer des VfB Hilden, blickt noch zuversichtlich nach vorne.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

„Das ist ein sehr schwieriges Thema“, sagt Marcus Behnert. Der Coach des TV Jahn Hiesfeld wünscht sich vom Verband eine „klare Kante“. Aus seiner Sicht sei der 1. März der spätmöglichste Zeitpunkt, um in den Trainingsbetrieb einzusteigen. „Ich fände vier Wochen Vorbereitungszeit nach dann fünf Monaten Pause schon sehr wenig. Aber dann müssten wir starten, um im April die Meisterschaft fortzusetzen.“

Auch wenn der TV Jahn sich als Drittletzter nicht wirklich in einer komfortablen Situation befindet, würde Behnert die Saison schon gerne zu Ende spielen – oder zumindest eine Halbserie. Auf der anderen Seite ist der Coach Realist. „Corona wird uns auch im April und später noch beschäftigen. Auch da könnten dann noch Spiele ausfallen. Es wäre wahrscheinlich das Schlaueste, die Saison zu annullieren, im Mai wieder mit Freundschaftsspielen anzufangen und dann eine vernünftige Saison ab Juli oder August zu beginnen.“

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