Corona und die Folgen Pflegekräften fehlen Schutzmasken

Es ist ein großes Thema in Kliniken, in Arztpraxen und bei Pflegediensten: Schutzmasken fürs medizinische Personal sind rar. Gebomed in Goch lässt jetzt seine Mitarbeiter nähen.

 Geschäftsführer Mathis van Meegen und Pflegerin Svenja Nissen, die Mundschutz und Schutzhandschuhe entgegennimmt.

Geschäftsführer Mathis van Meegen und Pflegerin Svenja Nissen, die Mundschutz und Schutzhandschuhe entgegennimmt.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Längst schüttelt niemand mehr den Kopf, wenn er Menschen sieht, die mit Mundschutz durch die Gegend huschen. Wer ihn trägt, kann dafür zwei Gründe haben: Entweder fürchtet er, andere Leute mit eventuellen Viren von sich selbst zu infizieren (wer weiß schon, ob er gesund ist), oder er hat Angst, sich bei anderen anzustecken. Ein einfacher Mundschutz bietet allerdings keine hinreichende Sicherheit gegen das Coronavirus, sagen Fachleute. Ganz ohne entsprechende Vorkehrungen ist man aber sicherlich noch weniger, nämlich gar nicht geschützt. Deshalb ist zumindest für medizinisches und pflegendes Personal klar, dass Mundschutz notwendig ist. Um so schlimmer, dass er kaum mehr zu bekommen ist.

Arztpraxen, Kliniken und Pflegedienste im Kreis Kleve wie überall sonst bemühen sich allesamt um die Beschaffung des notwendigen Materials, bei vielen gehen die Vorräte zur Neige. „Rationieren“ ist dabei nur bedingt möglich, denn die Hygienevorschriften verlangen, Einmal-Masken wirklich nur wenige Stunden zu tragen oder textile Exemplare regelmäßig sehr heiß zu waschen. Was tun, wenn aus der Knappheit echter Mangel wird? Beim Gocher Pflegedienst Gebomed, der auch eine Niederlassung in Geldern betreibt, und einigen anderen Einrichtungen wird inzwischen selbst genäht, um wenigstens die Patienten schützen zu können.

„Wir haben ein großes Beschaffungsproblem, obwohl wir unsere Suche inzwischen schon von den Fachgroßhändlern auf Lieferdienste wie Amazon und Co. ausgeweitet haben“, berichtet Mathis van Meegen, Geschäftsführer bei Gebomed. Angekommen ist der dringend benötigte Nachschub allerdings noch nicht, und die vorausschauend angelegten Vorräte gehen langsam aber sicher zur Neige. „Und das, obwohl die Preise durch die Decke schießen“, seufzt van Meegen. Etwa 150 Mitarbeiter müssen alleine in seinem Unternehmen mit Masken ausgestattet werden. 50 Stück kosten etwa 25 Euro und sind nach wenigen Stunden zu ersetzen. „Wir haben deshalb unsere Mitarbeiter gebeten, wer immer das kann, sich selbst Mundschutz zu nähen oder Helfer zu suchen, die uns dabei unterstützen können“, sagt der Gebomed-Geschäftsführer. Eine Anleitung dazu gebe es von der Feuerwehr Essen. Klar sei, dass diese Masken dem medizinischen Standard nicht entsprechen. „Sie sind nur als Spuckschutz anzusehen, damit wir wenigstens die Patienten nicht zusätzlich gefährden.“ Sehr froh sei er über die Bereitschaft der Mitarbeiter, neben ihrem anstrengenden Job auch noch zu nähen oder Bekannte dafür zu gewinnen. „Es ist schön zu sehen, wie in dieser schwierigen Zeit doch viele Leute bei der Arbeit und im Privaten zusammenstehen“, so van Meegen.

Altenpfleger haben es überwiegend mit Risikogruppen zu tun: mit hochbetagten Menschen, die meist Vorerkrankungen und ein schwaches Immunsystem haben. Abstand wahren ist in der Pflege natürlich nicht möglich. „Unsere Mitarbeiter kommen den Klienten ständig nahe: beim Waschen, Duschen, Nahrung anreichen, Spritzen setzen Verbände wechseln – da gibt es keinen Sicherheitsabstand“, weiß van Meegen. Und die Arbeit mal aussetzen, wie das einige Berufsgruppen derzeit tun (müssen), ist ausgeschlossen. „Wir sind strukturrelevant und müssen die Pflegebedürftigen selbstverständlich wie zu jeder anderen Zeit versorgen.“

600 meist betagte und hilfsbedürftige Männer und Frauen verlassen sich auf die mobilen Altenpflege, die auch unter schwierigsten Bedingungen weitermachen muss. Die Geschäftsführung versucht, zumindest die in der Pflege eingesetzten und die Büro-Mitarbeiter voneinander zu separieren. „Die Pfleger müssen ja Medikamente und Hilfsmittel abholen oder Unterlagen hier abgeben. Dazu haben wir einen Drive-In ähnlich wie bei McDonald’s eingerichtet. Da fahren die Mitarbeiter vor, nachdem sie sich telefonisch angemeldet haben und stellen die Sachen ab, damit sie rein genommen oder anders herum mit ins Auto genommen werden können“, erklärt van Meegen. Das Team weiß sich zu helfen.

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