Auswanderung Ein Klever macht Karriere in New York

Kleve · Michael Burns schmiss vor acht Jahren seinen Job als Koch im „Königsgarten“ in Kleve und setzte sich in den Flieger nach New York. Heute ist der 29-Jährige Chef von 45 Angestellten und leitet zwei Restaurants.

Foto: Michael Burns

Einen Tag nach seinem 21. Geburtstag setzte sich Michael Burns in den Flieger nach New York. Es war ein Flug in eine ungewisse Zukunft. Der Klever hatte gerade seinen Job als Koch im Restaurant „Königsgarten“ gekündigt. Was aus ihm werden sollte, war dem jungen Mann zu dem Zeitpunkt nicht klar. Seine Lebensplanung reichte nur für die nächsten drei Monate: Er wollte seinen Onkel Robert besuchen, der im Vorort Staten Island wohnte. „Vielleicht“, dachte sich Michael Burns, „gefällt es mir ja so gut in Amerika, dass ich für immer dort bleibe; Köche werden überall gebraucht“. Burns blieb.

Die ungewöhnliche Geschichte von Michael Burns beginnt am 11. Oktober 1989 in Goch, wo er mit dem Nachnamen Lufrano geboren wird. Mit seinen drei Brüdern Robert David und Justin wuchs er in Kleve, später in Bedburg-Hau, auf. Er besuchte die Martin-Luther-Grundschule, machte seinen 10B-Abschluss auf St.-Markus-Hauptschule. „Unsere Klasse war, glaube ich, die beste in NRW“, erinnert sich Michael Burns. Im September 2006 begann er sein Lehre zum Koch im Restaurant zur Alten Post Moyland, Peter van Uhm war damals der Besitzer. Sein Chef übernahm zwei Jahre später das Restaurant Königsgarten in Kleve und Michael Burns als Jungkoch.

Aber der junge Mann spürt, dass da etwas in ihm schlummert. Er will mehr sehen als den Niederrhein. Und er hat amerikanische Wurzeln, sein Vater ist Amerikaner, seine Mutter hatte, als sie in ihren Zwanzigern war, in New York gelebt. Also schmeißt er seinen Job im Königsgarten hin und bucht ein Ticket in die USA. Am 12. Oktober 2010 hebt der Jumbo-Jet ab.

Der junge Mann besitzt Ehrgeiz. Einige Tage später ist Michael Burns bereits Küchenchef. Das Nürnberger Bierhaus in Staten Island, suchte jemanden, der Würstchen und Schnitzel brutzeln konnte und zwar so, wie es den Deutschen schmeckt. Dafür war Michael Burns genau der Richtige. Aber sein Touristen-Visum reicht nur für drei Monate. Also flog er wieder nach Deutschland und besorgte sich ein Arbeitsvisum für fünf Jahre. Der junge Koch hatte eine tolle Zeit im Nürnberger Bierhaus. Und er fand die Liebe seines Lebens, die Kimberly Burns heißt und im Bierhaus als Kellnerin arbeitete.

Burns machte weiter Karriere. Er wurde Chefkoch im Hofbräuhaus, mitten in Manhattan. Er war bereits einige Male im Fernseher zu sehen und auch im Internet haben 150.000 Menschen ihm schon beim Kochen zugeschaut. Im Mai 2017 übernahm Burns ein zweites Restaurant in New York, dieses Mal mit mexikanischer Küche. Inzwischen arbeiten 45 Angestellte für ihn.

Es läuft gut für den Klever in New York. Er heiratete seine Kimberly, ist mittlerweile Besitzer einer so genannten greencard und dabei, eingebürgert zu werden. Einmal im Jahr besucht er seine Lieben, zu denen er sonst per Facebook Kontakt hält, in Kleve. Seine Familie kommt alle zwei Jahre herüber, um in New York Urlaub zu machen, ebenso sein bester Freund Michael Mülder, der 2015 Klever Karnevalsprinz war. „Ich lebe im Moment mit meiner Frau und meinen zwei Katzen in Staten Island New York. Der Plan ist, im nächsten Jahr ein Haus zu kaufen“, berichtet der 29-Jährige. Gemeinsam mit seiner Kimberly, die inzwischen für eine große Gasfirma arbeitet, verdient er gut. Das muss die kleine Familie auch, denn das Leben in New York ist teuer. „Für eine 80-Quadratmeter-Wohnung zahlt man in Staten Island knapp 1800 Dollar, in Manhattan 5000 Dollar. Butter kostet knapp sechs Dollar“, erzählt er. Staten Island mag Burns auch deshalb so, weil man es mit Kleve vergleichen könne. „Sobald man nach Brooklyn, Queens, Bronx oder Manhatten kommt. ist alles eng und teurer. Autofahren ist kaum eine Option, da es dort nirgends Parkplätze gibt“, sagt Burns. Er selbst hat einen Arbeitsweg von knapp vier Stunden für die täglichen 14 Kilometer. „Das würde in Deutschland niemand machen, aber hier ist es normal.“

Als er nach New York kam, war das erste, das er feststellte, dass das Wasser anders riecht. „Viele Speisen sind sehr süß. Selbst für zwei Leute zu kochen, ist teurer als essen zu gehen. Die Restaurants sind viel voller als in Deutschland“, erzählt der 29-Jährige. Was er am meisten vermisst sind Brötchen, Döner und deutsche Kartoffeln. „Das erste, das meine Mutter für mich kocht, ist immer ein Schnitzel mit Bratkartoffeln“, erzählt er.

In den USA gibt es für Burns eine Regel, an die er sich strikt hält: „Es gibt drei Dinge, über die man nicht sprechen sollte: Geld, Religion und Politik.“ Besonders das Thema Politik spart er am liebsten aus. „Dabei kann man nur verlieren“, sagt er. Nur so viel ist Burns zu entlocken: „Das Land ist in Sachen Politik aufgeteilt.“ Aber viele Amerikaner seien kulturell sehr offen. „Meine Kollegen im Management kommen aus Albanian, Ukraine, Bangladesch, Litauen, Irland, El Salvador und Puerto Rico. Und wir verstehen uns alle gut“, sagt Burns.

Seinen nächsten Heimatbesuch hat der 29-Jährige für Februar 2020 geplant. Dann will er seiner Frau Kimberly den Klever Karneval zeigen. Vielleicht wird er dann auch seinen ehemaligen Stammlokal „Zu den Vier Winden“ einen Besuch abstatten. Dort übte er lange sein großes Hobby aus: Darts. Und auch aus diesem Talent machte Michael Burns mehr: Kürzlich hätte er sich beinahe für die Weltmeisterschaften qualifiziert.

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