Museum Kurhaus Kleve Kurhaus als Schatzhaus und Labor

KLEVE · Im April 2022 feiert das Kurhaus Kleve Jubiläum: Dann firmiert das städtische Museum ein Vierteljahrhundert in dem alten Kurkomplex im Barockpark. Es gibt einen „Salon der Künstler“ und die Lesereihe wird fortgesetzt.

 Robert Indianas wandfüllender Teppich „Love“ ist mit der Ausstellung „Original und Kontext“ auch im Jubiläumsjahr 2022 zu sehen.

Robert Indianas wandfüllender Teppich „Love“ ist mit der Ausstellung „Original und Kontext“ auch im Jubiläumsjahr 2022 zu sehen.

Foto: Matthias Grass

Es soll gefeiert werden im Klever Museum im kommenden Jahr. Denn 2022 hat das „Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré Sammlung“ das silberne Jubiläum. Schon 25 Jahre residiert das städtische Museum im vorbildlich sanierten Kurkomplex im Barockpark an der Tiergartenstraße.

1997 – zeitgleich mit dem größeren Museum Schloss Moyland – wurde das neue Haus der Klever Kunst eröffnet und überraschte damals die Kunstwelt in der ganzen Republik: Mit der Sammlung von Simone und Heinz Ackermans hatte man in Kleve alle wichtigen Positionen der Gegenwartskunst besetzt, lockte mit großen Namen und großen Werken in die Peripherie nahe der niederländischen Grenze, wurde 2004 gar Museum des Jahres.

Gleichzeitig baute das Kurhaus seine eigene Sammlung aus. Ein Unterfangen mit Weitblick: Denn nach drei Jahren verließen die Werke der Ackermans Kleve. Die Kunstsammlung NRW sicherte sich später das ansehnliche Konvolut von 142 teils raumgreifender Werke. Ohne dass das Klever Museum plötzlich leer stand: Die eigene Sammlung konnte die Lücken auf ihre Art füllen. Museumsdirektor Guido de Werd hatte die Sammlung aufgebaut, sein Nachfolger Harald Kunde, der zum Jubiläum zehn Jahre in Kleve ist, führte das profunde fort.

Die bedeutendsten Stücke der Sammlung sollen im Mittelpunkt stehen, wenn die Jubiläumsausstellung „Schatzhaus und Labor“ eröffnet. „Wir wollen dazu dann zwölf aktuelle Gäste einladen und ihnen 25 wichtige Positionen aus den Jahren des Museums Kurhaus gegenüberstellen“, sagt Kunde. Das soll ein spannender Dialog werden. Welche Gäste es sein werden, will er nicht verraten. Das Haus braucht noch die Zusagen für die Zuschüsse, die eine solche Ausstellung erst möglich machen. Sicher ist: Die große Jubiläumsausstellung soll „kurz vor Ostern“ öffnen.

„Das alles steht natürlich unter der Prämisse, dass die Pandemie uns keinen Strich durch die Rechnung macht“, sagt Kunde, der den Plan für das Jahr 2022 im Ausschuss für Kultur- und Stadtgestaltung vorstellte. Hier hatte Ausschussvorsitzende Hedwig Meyer-Wilmes auch lobende Worte für die derzeit gezeigten Ausstellungen „Original und Kontext“ und „Naked Body“ (beide sehenswert) mitgebracht, die die ersten Wochen und Monate des kommenden Ausstellungsjahres 2022 noch mitbestimmen.

 im Jubiläumsjahr 2022 soll auch wieder das regionale Labor für die Kunst präsentiert werden „Wir werden kommendes Jahr auch wieder einen Salon der Künstler organisieren, der die Positionen der hier in der Region arbeitenden Künstler zeigen soll“, sagt Kunde. Es sei die regionale Anbindung des Museums, das sonst gerne auch international arbeitet. Im Herbst soll dann endlich auch die Kunst Matarés eine besondere Ausstellung bekommen. Auch sucht das Haus nach einer Möglichkeit, die Mataré-Sammlung neu und ausführlicher als bis jetzt präsentieren zu können, sagt Kunde.

Darüber hinaus wird es kommendes Jahr auch wieder Konzerte und andere Sonderveranstaltungen im Haus geben – immer unter dem Corona-Vorbehalt, so Kunde. Darunter fällt auch die traditionelle „Winter-Lesung“, deren Eckdaten für 2022 stehen und die im Januar starten soll: „Als Thema für diese Vorlesereihe haben wir uns ,Leben und Überleben in schwieriger Zeit’ gestellt – passend zur Pandemie“, sagt Kunde. Er selber guckt in die Antike und wird aus den Schriften des römischen Philosophen Seneca lesen. Da geht’s über die Kürze des Lebens. Oder besser gefragt: Wie soll der Mensch richtig leben, wenn er weiß, dass sein Leben kurz ist? Es folgt am nächsten Termin ein Kapitel aus Boccacios Decamerone, wo sich Bürger aufs Land zurückziehen, um der Seuche, wie Pandemien damals noch benannt wurden, zu entgehen. Es liest die Historikerin Anne-Katrin Kunde.

Der Präsident der Hochschule Rhein-Waal, Oliver Locker-Grütjen, ist mit Voltaire dabei und entführt mit „Candide oder der Optimismus“ ins betuliche Westfalen. Ludger Kazmierczak hat sich Büchners Lenz ausgesucht und Hubert Wanders vom Freundeskreis schließlich liest aus Flauberts „Versuchung des Heiligen Antonius“.

Das Ende dieser Versuchung ist ja bekannt. Keiner beschrieb es so schön wie Wilhelm Busch, dessen fesche Tänzerin zuvor den Heiligen bedrängte, treffend und zur Kurhaus-Lesung passend: „Puh!! – Da sauste mit großem Rumor / Der Satanas durchs Ofenrohr./ Der heilige Antonius, ruhig und heiter, / Las aber in seinem Buche weiter!“

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