Museum Goch Ein Raum, der eine Zeichnung ist

GOCH · Am Sonntag, 31. Oktober, wird im Museum Goch die Ausstellung Beate Terfloth eröffnet. Im Zentrum steht eine begehbare Skulptur, in den Sammlungsräumen gibt es ältere und aktuelle Zeichnungen der Künstlerin.

 Hier steht eine Bu über die künstlerisch wertvolle Verrichtungsbox. RP-Foto: Gottfried Evers

Hier steht eine Bu über die künstlerisch wertvolle Verrichtungsbox. RP-Foto: Gottfried Evers

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Frau ist wahrlich weit herumgekommen. In China geboren, in verschiedenen Ländern Asiens und in Angola ist sie groß geworden, in Berlin und München hat Beate Terfloth studiert, heute lehrt die 61-Jährige in Salzburg. Und kam doch sehr gern nach Goch, um im hiesigen Museum sowohl ältere Arbeiten, als auch ganz aktuelle Positionen ihrer Kunst zu zeigen. Zur Eröffnung der Ausstellung am Sonntag um 11.30 Uhr werden Direktor Stephan Mann und die Künsterin selbst sprechen, für den Nachwuchs findet ein KidsOpening statt.

„Conversazione“ heißt die Raumzeichnung, die den Mittelpunkt der Ausstellung darstellt und tatsächlich das gesamte Gebäude beeinflusst. Denn das Richtung Park orientierte Foyer ist zur Hülle geworden für einen geschützten Kubus, den jeder, der de Wände ncht berührt, betreten darf. Der Raum im Rum beherrscht seine Umgebung, tritt mit ihm in einen Dialog, ist ohne dieses Drumherum  nicht vorstellbar. Er öffnet sich von der Glaswand her und zeigt mit seinen Lamellen, Absätzen und Podesten eine Seite, die ihr historisches Vorbild zitiert. Beate Terfloth hat die Privaträume in mittelalterlichen Palästen zum Vorbild genommen, die Menschen der Renaissance, sagt sie, erkannten plötzlich den Wert der  Individualität. „Es ist nicht viel, was man als Raum für sich braucht, drei mal drei Meter sind genug“, sagt sie.

Der Raum ist nicht möbliert, aber auch nicht leer, schließlich hat die Professorin für Grafik an den Innenwänden Zeichnungen angebracht. Linien auf zwölf Schichten Kreidegrund, um genau zu sein, nicht gerade, wie in einem anderen Ausstellungsraum, sondern gezackt und geschwungen, Umrissen ähnlich, die an Bergpanoramen erinnern. Ist es Ferne oder Nähe, was sich aus dem Verlauf der Linie ergibt, was ist vorne, was hinten? Davon darf sich jeder Betrachter selbst ein Bild machen.

Im großen Ausstellungsraum hängen ungerahmte farbige Bilder, angelehnt an ein Werk von Eugène Delacroix und schwelgend im Farbreichtum des französischen Malers, der als Wegbereiter des Impressionismus gilt. Beate Terfloth hat die Bilder auf Papier nicht gerahmt, denn all diese Rahmen, die nur kurz für Ausstellungen genutzt werden, seien doch ein „Nachhaltigkeitsproblem“, findet sie. Im oberen Sammlungsraum wurde ein Großteil der immer dort zu sehenden Arbeiten ins Magazin verbannt, nur einige wenige ließ Beate Terfloth hängen, weil sie die Spannung im Raum erhöhen. Einen langen Wandfries von Georg Ettl holte die Künsterin ganz bewusst aus dem Flur in den Saal. Das meterlange Bild beschreibt in gewisser Weise auch eine Linie, wie sie Beate Terfloth in verschiedenen Höhen in den Raum gezeichnet hat. Und schließlich gibt es noch eine Serie zarter Papierarbeiten, die mit einem feinen Pinsel ausgeführt sind und zum Assoziieren einladen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort