Museum Kurhaus Kleve „Das sind Ikonen der Pop-Art“

Kleve · Das Museum Kurhaus hat um die neuen Dauerleihgaben aus der Portigon-Sammlung eine große Ausstellung organisiert und 110 bis jetzt nie oder kaum gezeigte Werke aus sechs Jahrhunderten zusammengetragen.

 Andy Warhol interpretierte Leonardo da Vincis Verkündigung mit knalligen Farben ganz im Sinne des Pop.

Andy Warhol interpretierte Leonardo da Vincis Verkündigung mit knalligen Farben ganz im Sinne des Pop.

Foto: Matthias Grass

Die Sammlung des Museum Kurhaus Kleve ist ein Stück reicher geworden: Aus der Portigon-Sammlung des Landes, die an die NRW-Museen verteilt wurde, bekam das Klever Haus weitere Dauerleihgaben der NRW.Bank. Es sind Werke US-amerikanischer Künstler, die sich bestens in die Kurhaus-Sammlung einpassen. „Das sind Ikonen der Pop-Art“, sagt Kleves Museums-Chef Prof. Harald Kunde bei der Vorstellung der neuen Sammlungspräsentation im Museum Kleve über die zwei Gemälde von Alex Katz und Robert Indiana sowie zwei Grafiken von Andy Warhol.

Warhol und Indiana haben gleich im Doppelsaal des Museums zusammengefunden: Robert Indiana, der Erfinder des Logos zum „Summer of Love“, hatte im Kurhaus eine viel beachtete Einzelausstellung in Zusammenarbeit mit dem 2019 leider früh verstorbenen Kranenburger Galeristen Georg Friedrichs. Im Kurhaus blieb ein sechs mal sechs Meter, die Wand des zwei Etagen hohen Doppelsaales füllender „Love“-Teppich in den Farben schwarz-rot-gold mit dem Titel „German-Love“. Dem Teppich gegenüber hängt das 1,65 mal 1,09 Meter große Indiana-Gemälde „The New Zero“ mit großer Null mitten auf der Leinwand.

 „Lichtung“ heißt das Gemälde des US-amerikanischen Malers Alex Katz, das die Sammlung des Museums erweitert.

„Lichtung“ heißt das Gemälde des US-amerikanischen Malers Alex Katz, das die Sammlung des Museums erweitert.

Foto: Matthias Grass

Für das Museum wäre diese „Ikone unbezahlbar“, unterstrich Kuratorin Valentina Vlasic den Wert des Indiana-Bildes. Leider steckt das wichtige Werk der Pop-Art noch unter einer gefühlt vergilbten Plexiglas-Kiste voller Spiegelungen, die den freien Blick auf das Bild stört. Es ist einer der Kästen, die die in den Spielcasinos der West-LB aufgehängten Bilder schützen sollten. Man sei, so hieß es, mit den Landeskonservatoren in Verhandlungen, diese Kiste bestens und konservatorisch sicher entfernen zu können. Kunde und sein Team hoffen, dass das noch während der Ausstellung, die bis zum 27. Februar 2023 zu sehen ist, geschehen kann.

 Die neue Null von Robert Indiana unter Plexiglas.

Die neue Null von Robert Indiana unter Plexiglas.

Foto: Matthias Grass

Robert Indiana habe die europäische Zero-Bewegung rund um die Maler Heinz Mack und Otto Piene und dann ab 1961 unter anderen den Künstler Günther Uecker gekannt, erklärt Kunde. Sie strebten eine Kunst ohne Ballast an, eine „Stunde Null“ nach dem Krieg. Indiana setzte dem seine neue Null, die „New Zero“,  gegenüber: Poppig im Motiv, grau in der Farbe. In dem Raum hängen auch die beiden neuen Warhols fürs Museum: Poppig und knallig in der Farbe wird hier die „Verkündigung“ von Leonardo da Vinci interpretiert.

Bleibt das Alex-Katz-Gemälde „Lichtung“ aus dem Jahr 1984. 2,34 mal 1,82 Meter groß hängt es zusammen mit dem Bild „Oona’s Back“ (Oonas Rücken) im Oberlichtsaal gegenüber einer wunderbaren Arbeit voller Licht und Himmel von Jan Andriesse. Zu diesen beiden Katz-Bildern aus der Klever Sammlung gesellt sich für die Ausstellung noch ein weiteres Gemälde des Pop-Art-Künstlers aus der Sammlung Andriesses. Auch Katz hatte in Kleve eine viel beachtete Einzelausstellung, er gilt als Ikone der Pop-Art. Dabei wirkt das Gemälde „Lichtung“ für Pop-Art noch vergleichsweise verträumt.

Rund um die beiden Säle haben Harald Kunde, Susanne Figner und Valentina Vlasic vom Kurhaus-Team die Museums Räume gemeinsam eingerichtet, tief in die Depots des Museums gegriffen und sind mit völlig überraschenden Werken ins Museums gekommen. 110 Arbeiten haben die Kuratoren in den Sälen des Hauses neu inszeniert, haben bewusst auf Vorzeige-Kunstwerke des Museums wie Franz Gertschs Gemälde Silvia verzichtet.

In den Sälen gibt es so viele kleine Ausstellungen in einer großen vereint. Das reicht von der Moderne bis ins Mittelalter, vom Barock bis zu den kostbaren Buchwerken aus der Sammlung Angerhausen im Obergeschoss, von abstrakter Malerei zu den figürlichen Keramiken des Sammlers Werner Steinecke. Darunter ist auch eine Barlach-Keramik. Ein weiterer Raum zeigt Künstler der Region, die der Fotograf Fritz Getlinger porträtierte: Van Brackel, Hanns Lamers oder Achilles Moortgat. Überraschend auch ein Relief-Bild von Jan Thorn Prikker aus dem Jahr 1900, das ein Fußballmatch zeigt.

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