Publikumspreis Klever Künstlerin Kirsten Becken gewinnt bei ARD-Hörspieltagen

Kleve · „Ihre Geister sehen“ von Rabea Edel und Kirsten Becken wurde bei den ARD-Hörspiel-Tagen mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Das Rennen war knapp.

 Von Künstlerin Kirsten Becken stammt die Geschichte. Rabea Edel produzierte daraus ein Hörspiel, das nun ausgezeichnet wurde.

Von Künstlerin Kirsten Becken stammt die Geschichte. Rabea Edel produzierte daraus ein Hörspiel, das nun ausgezeichnet wurde.

Foto: Kirsten Becken/Tom Bodden

Kirsten Becken hat die Geschichte ihrer Mutter dokumentiert. Es ist die Geschichte eines Missbrauchs durch den Vater der Mutter, den keiner wahrhaben wollte. Zusammen mit der Hörspielautorin Rabea Edel entstand daraus das Hörspiel „Ihre Geister sehen“. Beckens Geschichte machte bei mehreren Wettbewerben zum Genre Kunstfilm auf sich aufmerksam, jetzt beeindruckte es bei den ARD-Hörspiel-Tagen in Karlsruhe so, dass es mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde.

Beim bundesweiten Wettbewerb in Karlsruhe zeigten viele starke Produktionen, dass das Format Hörspiel lebt: Prämiert wurde neben „Ihre Geister sehen“ auch „Adolf Eichmann. Ein Radioprozess“, „Atlas“ von Thomas Köck (MDR, Darstellerpreis für das Ensemble), „Herr der Lügen“ von Thilo Reffert (DLF Kultur, Deutscher Kinderhörspielpreis), „Ich will kein Engel sein“ von Frauke Angel (rbb, Kinderhörspielpreis der Stadt Karlsruhe) und „Die goldene Börse der Sehnsucht“ von Carsten Brandau („ARD-PiNball“ für die beste Produktion der freien Szene).

Beim Publikumspreis, der am Ende an den Niederrhein ging, hatte es ein enges Rennen zwischen mehreren Produktionen gegeben, bei dem sich schließlich „Ihre Geister sehen“ durchsetzte. Die beiden anderen Hörspiele knapp dahinter  waren „Briefe aus der Hölle“ und „Adolf Eichmann - Ein Hörprozess“.

Rabea Edels Hörspiel über ein Trauma (so der Untertitel) erzählt 71 Minuten die Geschichte von Beckens Mutter Anna, von der seelischen Verletzung. Im Hörspiel erinnert sie sich an die Worte ihrer Mutter, die Geburt der eigenen Tochter, an die Liebe zu ihrem Mann – und sie erinnert sich an zunächst verborgen Gebliebenes. „Mutig, klar und feinfühlig spricht sie von einem Trauma und sie zeigt, wie nah und wie fremd zugleich die Welt und die eigene Familie sein kann“, so der Deustchlandfunk in seiner Mitteilung zum Gewinn des Hörspielpreises.

Gesprochen wird das Hörspiel von Sandra Hüller (Anna), Ruth Reinecke (Mutter) und Svenja Liesau (Lisa). Die Komposition der Musik machten Moritz Bossmann und Sandro Tajouri, die Regie führte Judith Lorentz, die Produktion lag beim Deutschlandfunk Kultur.

Mit Hüller drehte Becken dazu einen Kunstfilm und machte aus dem Hörspiel zugleich ein Sehspiel, das man beim Deutschlandfunk Kultur als Träger der Aktion anschauen kann.  Gedreht wurde in Goch, Kleve und Umgebung. Ab Ende November sind Beckens Fotos auch in der Ausstellung „Naked Body“ im Museum Kurhaus zu sehen.

Die Geschichte von Anna hat ihren Ursprung in einer wahren Biografie: der der Mutter von Kirsten Becken. Bereits 2017 hatte Becken das inzwischen vergriffene Kunstbuch „Seeing her Ghosts“ herausgegeben mit Fotos, Texten und Malereien, die ihr Trauma thematisierten. Becken sollte das Schweigen von Mutter und Tochter durchbrechen, das Unausgesprochene sagen: Den Übergriff des Vaters auf die Tochter. In Beckens Fall des Großvaters auf die Mutter.

Rabea Edel machte dann daraus das Hörspiel. Die 39-Jährige studierte Literaturwissenschaften in Siena und Fotografie an der Ostkreuzschule für Fotografie Berlin. Sie veröffentlichte unter anderem die Romane „Das Wasser, in dem wir schlafen“ (2006) und „Ein dunkler Moment“ (2011).

Das Hörspiel und der dazu entstandene Kunstfilm sind im Internet zu sehen unter: www.hoerspielundfeature.de

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