Jubiläum in Kleve Zehn Jahre Hochschule Rhein-Waal
Niederrhein · Mit einem Fest auf der Bühne, Talk, Live-Musik und DJ, dem Tag der offenen Tür und dem Schwanenritter-Rennen feiert die Hochschule Rhein-Waal ihr Jubiläum.
Menschen, die auf Computer starren und sie auf wundersame Weise mit ihren Gedanken steuern, Drohnen, die über Felder fliegen und sehen, wie es besser wachsen könnte, Tröge am Rande eines Flusslaufes, in denen Kleinbauern Feldfrüchte für ihr Dorf anbauen können. Nicht zu vergessen der Baobab, der Baum des kleinen Prinzen, das Sinnbild Afrikas: Seine Früchte, und wie man sie vermarkten kann – auch in Europa. All das sind Forschungs- und Entwicklungsprojekte der jungen Hochschule Rhein-Waal.
Ganz zu schweigen von den U-Booten, die mit der Natur abgeguckten Antrieben per Muskelkraft internationale Rennen gewinnen, von Forschern europäischer Hochschulen mit denen aus Kleve, die im Nano-Bereich auf den Spuren des Krebs sind, um der Geißel der Menscnheit besser begegnen zu können. Oder jüngst die Entwicklung eines innovatives Assistenzsystems, weil das Andocken von Sattelzügen oder Lang-Lkw an Logistikzentren hohe Ansprüche an den Fahrer stellt und immer wieder Zeit kostet. Ein System, das das „Docking“ effizienter und schadenfrei machen soll.
„Was in lediglich zehn Jahren durch innovative Ideen, tatkräftiges Engagement und starken regionalen Rückhalt entstehen kann, führt die junge Hochschule eindrucksvoll vor. Am Niederrhein ist eine Wissensschmiede entstanden, die nach außen und in die Region hinein wirkt. Ich gratuliere herzlich zum ersten runden Jubiläum!“, schickt Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen anerkennende Grüße nach Kleve. Unter dem Leitbild „in der Region verwurzelt, mit der Welt vernetzt“ setze die Hochschule Rhein-Waal auf fächerübergreifende und praxisnahe Lehre und Forschung, sagt die Ministerin.
Als vor zehn Jahren Marie-Louise Klotz und ihr Kanzler Martin Goch im Maywald-Saal des Kreishauses standen und die auf die Schienen gestellte neue Hochschule vorstellten, dachte keiner daran, dass in so kurzer Zeit so viel entstehen sollte, dass nur drei Jahre später ein funkelnagelneuer, schneeweißer Campus die Stadt völlig verändern sollte. Die ersten Studenten wurden mit Laptops und Fahrrädern an den Niederrhein gelockt, mit englischsprachigen internationalen Studiengängen und Naturwissenschaften. Klotz’ Kalkül ging auf: Die englischsprachigen Studiengänge lockten internationale Studenten, der weibliche Anteil an der Studentenschaft der Naturwissenschaftlichen Studiengängen ist hoch.
In nur zehn Jahren hat die Hochschule die zunächst definierte Zahl von 5000 Studenten weit überschritten. 7300 junge Menschen sind in die Studiengänge eingeschrieben. „Auch Kleve wird langsam zur Studentenstadt“, sagt Hochschul-Sprecherin Gabriele Stegers. Der von Klotz gelegte Grundstock, interdisziplinär, international und innovativ zu sein, steht. Doch jetzt kommen die Mühen der Ebenen: „Wir sind immer noch auf dem Weg und sind jetzt in der Phase der Konsolidierung“, sagt Gerhard Heusipp, ein Mann der ersten Stunde vom Zentrum für Forschung der HSRW.
Heusipp steht am Rande eines HSRW-Workshops in der Wasserburg Rindern. Vertreter der Hochschule, der Wirtschaft und der Wirtschaftsverbände arbeiten hier an Ideen, wie man Ausgründungen und Start-ups aus der Hochschule besser fördern und vernetzen kann, fragen, was Wirtschaft von Hochschule erwartet und Hochschule von Wirtschaft. Sie sind an dem Ort, wo alles in Kleve begann, als eine Gruppe Politiker und Bürger den Campus Kleve gründete, um eine Hochschule in die Kreisstadt im Herzen Europas zu bekommen. Damals mit dem Versuch, die FH Bochum und die Hogheschool Arnhem hier zu Masterkursen zu bekommen.
Dann vergab 2009 das Land eine der neuen Hochschulen an den Kreis. Dem Landrat des Kreises Kleve, Wolfgang Spreen, war es nicht nur gelungen, eine herausragende Bewerbung vorzulegen, er schaffte es auch, die Kommunen des Kreises unter einen Hut zu bekommen. Man zog gemeinsam an einem Strang. Aus dem Campus Kleve wurde der Förderverein für den Standort Kleve mit dem Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers als Geschäftsführer.