Bundestagsabgeordneter Klaus Wiener „50% meiner Arbeit ist im Wahlkreis“

Hilden/Haan · Seit einem guten halben Jahr sitzt Klaus Wiener (CDU) für seinen Wahlkreis Mettmann I im Deutschen Bundestag. Die Herausforderungen der heutigen Zeit sind groß, die Baustellen vielfältig. Die Debatte käme in Berlin allerdings zu kurz. In der Hauptstadt will er sich für bessere Standortbedingungen für seinen Wahlkreis stark machen.

 „Ich empfinde es als eine wichtige Aufgabe, auch als Opposition die Regierung im Interesse des Landes zu hinterfragen“, sagt Klaus Wiener aus Haan.

„Ich empfinde es als eine wichtige Aufgabe, auch als Opposition die Regierung im Interesse des Landes zu hinterfragen“, sagt Klaus Wiener aus Haan.

Foto: CDU

Klaus Wiener, der in diesem Sommer seinen 60. Geburtstag feiert, ist angekommen: In der großen Politik fühlt er sich offenkundig wohl, zumindest wirkt er lockerer und befreiter als noch vor einem Jahr, als er von der CDU als Bundestagskandidat nominiert wurde und im Wahlkampf andere von sich überzeugen musste. Streckenweise zurückhaltend, beobachtend, austarierend wirkte der promovierte Chefökonom damals. Selbstsicher wirkt der Haaner hingegen jetzt, als er die Presse zu einem Frühstück einlädt, um eine erste Bilanz seiner Arbeit zu ziehen: „Eigentlich wollten wir das schon im Januar machen, unter dem Titel ‚100 Tage im Amt‘“, sagt Wiener und lächelt. „Aber Corona“, fügt er mit einem Halbsatz schulterzuckend hinzu. „Jetzt sind es schon beeindruckende sechs Monate Arbeit für meinen Wahlkreis in Berlin.“ Für ihn sei es nach wie vor eine große Ehre, Mitglied des Bundestags sein zu dürfen. „Ich empfinde es als eine wichtige Aufgabe, auch als Opposition die Regierung im Interesse des Landes zu hinterfragen. Es macht mir großen Spaß und ist eine tolle Aufgabe.“ Seinen Wahlkreis verliert er dabei nicht aus dem Blick, betont er immer wieder. „50 Prozent meiner Arbeit ist in Berlin, 50 Prozent in meinem Wahlkreis.“ 20 Sitzungswochen im Jahr verbringt Wiener in der Bundeshauptstadt. In dieser Zeit sind seine Tage streng durchgetaktet: montags Treffen der Landesgruppe NRW, dienstags morgens Treffen der Arbeitsgruppen, am Nachmittag Sitzung des Parlamentskreises Mittelstand, im Anschluss Fraktionssitzungen. Mittwochs sind die Ausschüsse dran, um 13 Uhr tagt das Plenum, danach wird die Debatte eröffnet. „Freitags fahre ich dann zurück in meinen Wahlkreis, zu 98 Prozent mit dem Zug“, skizziert Wiener eine gewöhnliche Sitzungswoche. Überrascht habe ihn in Berlin die sehr strukturierte Vorgehensweise. In den Ausschüssen könnten die Bundestagsabgeordneten zwar ihre Expertise einbringen, „sonst hat man wenige Gestaltungsräume“. Eine intensive Debatte käme durch die strikt vorgegebene Redezeit nicht zustande. „Man kann sich nach einem Redebeitrag nicht einfach zu Wort melden und Nachfragen stellen“, bedauert Wiener. Dafür seien sowohl die Ausschüsse mit 30 bis 40 Mitgliedern als auch der Bundestag mit derzeit 736 Abgeordneten einfach zu groß. „Vielleicht müsste man sie verkleinern.“ Wenn er nicht in Berlin ist, kümmert sich der Bundestagsabgeordnete in seinem Wahlkreis darum, sich vor Ort umzuhören, führt Gespräche mit Stadtoberhäuptern und Landrat, besucht Firmen und Organisationen. „Ich sehe es als meine Aufgabe, die Menschen in meinem Wahlkreis miteinander zu vernetzen.“ Das, so urteilt er selbst, sei ihm bislang ganz gut gelungen. Gemeinsames Thema nahezu aller Städte in seinem Wahlkreis (Erkrath, Haan, Hilden, Langenfeld, Mettmann und Monheim) sei die finanzielle Belastung der Kommunen. Wiener spricht sich für einen Altschuldenschnitt aus: „Dieser muss aber mit einem Strukturwandel einhergehen, sonst stehen wir in 20 Jahren vor den selben Problemen.“
Zwei Reden durfte er bislang im Deutschen Bundestag halten, eine zur Energieversorgung, die andere zur Inflation. Zwei Schwerpunktthemen Wieners. Der Ausbau der erneuerbaren Energie müsse schnellstmöglich vorangetrieben werden, um Deutschland von seiner Abhängigkeit zu befreien. „Allerdings wird das mindestens zehn Jahre dauern.“ Bis dahin spricht sich Wiener klar dafür aus, die drei noch laufenden Atomkraftwerke in Deutschland weiter zu betreiben und die drei kürzlich abgeschalteten wieder in Betrieb zu nehmen. „Mit den Atomkraftwerken können wir immerhin zwölf Prozent des Stroms ohne CO2-Abgase produzieren. Das ist viel.“ Für seinen Wahlkreis will Wiener sich in Berlin für bessere Standortbedingungen einsetzen. „Was brauchen wir vor Ort für gute Lebensbedingungen und um erfolgreich sein zu können?“, fragt sich Wiener. „Bezahlbares Wohnen, eine gute ÖPNV-Taktung, eine gute Infrastruktur und gute Gewerbeflächen für unsere Unternehmen“, gehören für ihn dazu. Im bundesweiten Vergleich und was er im Austausch mit seinen Bundestagskollegen erfährt, sieht er den Südkreis gut aufgestellt. „Wir haben eine starke Wirtschaft mit einem starken Mittelstand und einer guten Mischung aus Metropole und ländlichen Räumen, die den Südkreis mit dem Neandertal und seiner Natur zu einem sehr lebenswerten Standort machen.“

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