Kreis Mettmann: Ursula Tomahogh, Abteilungsleiterin Polizei „Das ist kein einfacher Job“

Hilden/Haan · Die Abteilungsleiterin Polizei wechselt nach zwei Jahren aus dem Kreis Mettmann nach Hagen. Dort wird die studierte Juristin Polizeipräsidentin.

 Die bisherige Abteilungsleiterin Polizei, Ursula Tomahogh, verlässt die Kreispolizei Mettmann. Wer ihr nachfolgt, ist noch offen.

Die bisherige Abteilungsleiterin Polizei, Ursula Tomahogh, verlässt die Kreispolizei Mettmann. Wer ihr nachfolgt, ist noch offen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Frau Tomahogh, wie oft musste Sie bereits Ihren Namen erklären?

Ursula Tomahogh Tatsächlich muss ich seit der Grundschule meinen Namen erklären. Er ist ja eher selten. Die Familie Tomahogh kommt aus der hohen Tatra. Der vordere Teil des Namens kommt vom Vornamen Thomacz, das „Hogh“ steht für „Hoch“. Ursprünglich war es also der Name eines Vorfahren, der mit seiner Familie hoch oben auf dem Berg wohnte. Der Name „Tomahogh“ hat also nichts mit dem Tomahawk aus Westernfilmen zu tun, wie viele vermuten.

Was wollten sie als Mädchen beruflich werden?

Tomahogh Immer schon Polizistin.

Warum?

Tomahogh Ich komme zwar nicht aus einer Polizistenfamilie, gleichwohl habe ich mich schon immer für den Beruf interessiert. Spätestens in der Zeit der Rote-Armee-Fraktion, RAF, habe ich mich festgelegt. Diese Ereignisse und Bilder haben mich sehr geprägt. Da war ich gerade auf der weiterführenden Schule angekommen, mit 10, 11 Jahren. Ich habe damals alle Zeitungsartikel ausgeschnitten und gesammelt und wusste, dass ich mich für die Sicherheit in der Gesellschaft einsetzen wollte. Nicht zur Freude meiner Eltern. Ein weniger gefährlicher Beruf hätte meinen Eltern besser gefallen.

Wie erklären sie heute Schülern: Was macht die Polizei? Warum brauchen wir die Polizei?

Tomahogh Wir sind ein fester Rückhalt für die Gesellschaft, damit alle Menschen in Frieden und Sicherheit leben können. Polizistin oder Polizist zu sein, ist für mich einer der schönsten Berufe, die es gibt. Allerdings muss man ihn auch mit Berufung machen. Das ist kein einfacher Job.

Mir kommt es so vor, als schwinde der Respekt vor den Polizeibeamten. Da wird man sehr schnell pampig, beleidigend und geht rasch zu körperlichen Angriffen über. Ist das ein falscher Eindruck?

Tomahogh Nein, leider nicht, das erleben wir ganz genauso. Weniger ich am Schreibtisch, als meine Kolleginnen und Kollegen, die draußen zu Fuß oder im Streifenwagen unterwegs sind. Das gilt sowohl für die Anzahl als auch für Qualität der Übergriffe. Es gab in der letzten Zeit eine spürbare Häufung von Übergriffen auf unsere Polizeibeamtinnen und -beamten. Das fängt bei einer beleidigenden Sprache an und hört bei gewalttätigen Übergriffen auf. Und es ist unerträglich. Als Behördenleitung stellen wir bei jedem Fall konsequent Strafantrag, damit eine Verfolgung stattfindet.

Der Strafantrag ist das eine. Aber es sind ja keine Roboter, die da in Uniform unterwegs sind. Wie werden die Beleidigungen und Übergriffe aufgearbeitet?

Tomahogh Wir schulen bereits in der Ausbildung ein Verhalten, mit solchen Dingen umzugehen. Das beginnt beim Trainieren von Stressstabilität in solch schwierigen Situationen und einer deeskalierenden Kommunikation, auf die wir Wert legen; und wenn es dann doch passiert ist, hat die Polizei im Nachgang sehr viele Angebote, um die betroffenen Kolleginnen und Kollegen in der Verarbeitung solcher Erlebnisse zu unterstützen. Ob das die sozialen Ansprechpartner sind, ob es Teams sind, die bei schweren traumatischen Vorkommnissen begleitend aktiv werden. Die gesamte Behörde, Vorgesetzte wie Personalvertretung, sind darauf ausgerichtet, ein wachsames Auge auf solche Belastungen zu halten.

Dabei legen wir auch besonderes Augenmerk auf die demokratische Resilienz unserer Polizistinnen und Polizisten. Nach den Vorfällen um extremistische Polizisten-Chats haben wir unsere Bemühungen dort noch verstärkt. Mit Blick darauf, extremistische Einstellungen von vorneherein zu verhindern, gibt es die Möglichkeit von Alltagsreflexionen gemeinsam mit besonders geschulten Fachkräften, zum Beispiel Psychologen und Seelsorgern, die wir gerade landesweit einführen. Bei der Entwicklung dieses Konzeptes war die Kreispolizei Mettmann einer der Pilotbehörden.

Sie waren knapp zwei Jahre in Mettmann und wechseln. War das bloß eine Karrierestation?

Tomahogh Ganz klar nein. Als ich hierhin gekommen bin, ging ich davon aus, für den Rest meiner Dienstzeit zu bleiben. Ich war hier erstmals in einer Landratsbehörde eingesetzt – hatte in Thomas Hendele einen Behördenleiter mit ausgeprägter Polizeierfahrung. Im Außenverhältnis hatte ich es mit zehn ganz unterschiedlichen Kommunen des Kreises zu tun, eine wirklich spannende Aufgabe. Ich war erste Ansprechpartnerin in allen polizeifachlichen Fragen für den Behördenleiter und für das Ministerium und nach ganz kurzer Zeit nicht nur professionell funktional, sondern mit ganzem Herzen hier. Umso überraschter war ich, als der Anruf aus dem Ministerium kam und man mich fragte, ob ich Polizeipräsidentin von Hagen werden wolle.

Frauen in Führungspositionen sind überall selten – auch in ihrer Behörde. Ist die Polizei ein Männerladen?

Tomahogh In den 1970er-Jahren wurde der Polizeiberuf tatsächlich als Männersache kommuniziert. Davon entfernen wir uns immer mehr. Bei den Neueinstellungen haben wir mittlerweile ungefähr eine 50:50 Quote, Jahr für Jahr. Aber natürlich muss sich das erst einmal über alle Hierarchiestufen hinweg abbilden, damit der Anteil an Frauen auch in höheren Führungsfunktionen größer wird.

Welche Eigenschaften sollte ein Polizist mitbringen?

Tomahogh Eine intrinsische Motivation, um diesen anspruchsvollen Beruf mit Freude und Zufriedenheit ausüben zu können und gleichzeitig auch diese unschönen Dinge, über die wir gesprochen haben, verarbeiten zu können. Das heißt: innere Stärke und innere Überzeugung, dass das ein Beruf ist, den man mit Herz und Verstand macht. Und eine hohe körperliche Leistungsfähigkeit.

Dirk Neubauer führte das Gespräch

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