Haan/Hilden CDU und Grüne jubeln, FDP stürzt ab

Haan/Hilden · Die CDU liegt in Haan und Hilden vorne, die Grünen legen kräftig zu. Die FDP erlebt ein Desaster. So ist die Stimmung in den Ortsvereinen.

 Die Stimmen sind ausgezählt, der Wähler hat entschieden: Nordrhein-Westfalen bekommt eine neue Regierung.

Die Stimmen sind ausgezählt, der Wähler hat entschieden: Nordrhein-Westfalen bekommt eine neue Regierung.

Foto: dpa/Oliver Berg

Die CDU hat in Haan einen Wahlsieg errungen. Sie erhielt 38,9 Prozent der Zweitstimmen. Das ist das beste Wahlergebnis der letzten zwölf Jahre. Die SPD kommt mit 22,78 Prozent der Zweitstimmen auf Platz 2. Das ist das schlechteste Wahlergebnis der letzten zwölf Jahre. Die Grünen kommen mit 20,66 Prozent auf Platz 3. Das ist das beste Wahlergebnis, das sie je eingefahren haben – was für ein Triumph.

Die FDP erringt 7,08 Prozent der Zweitstimmen. Für die Liberalen eine bittere Enttäuschung. 2017 erhielten sie 17,47 Prozent – was für ein Absturz.

„Natürlich sind wir enttäuscht“, kommentiert Peter Hackbeil, Vorsitzender der Haaner SPD, das Wahlergebnis für seine Partei: „Damit haben wir nicht gerechnet. Offenbar ist es uns nicht gelungen, unsere Wähler zu mobilisieren.“ Bei seinen Gespräch an den Wahlständen habe er einen ganz anderen Eindruck gehabt: „Das war offensichtlich eine Fehleinschätzung.“ Woran hat es gelegen? „Der Umgang und die Kommunikation des Bundeskanzlers mit dem Ukraine-Krieg haben es uns nicht leichter gemacht“, sagt Hackbeil: „Das soll aber keine Schuldzuweisung sein.“ Die SPD werde wieder aufstehen und kämpfen: „Das ist unser Grundsatz.“

Große Freude dagegen bei der Haaner CDU. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Parteichef Vincent Endereß: „Mit dem Haaner Ergebnis liegen wir über dem Kreis- und Landesdurchschnitt bei den Erst- und bei den Zweitstimmen.“

„Wir haben auf die richtigen Themen gesetzt“, erklärt er sich den Erfolg seiner Partei: „Wir haben diesmal auch mehr auf persönliche Kontakte im Wahlkampf gesetzt und auch unsere Inhalte in den Sozialen Medien bekannt gemacht. Wir freuen uns jetzt auf den Regierungsauftrag.“

Die Haaner FDP gehört zu den Verlierern des Wahlabends. Sie ist regelrecht abgestürzt. „Das ist definitiv so“, versucht Parteichef Alexander Höhn auch gar nicht, das Debakel zu beschönigen. Auf Dirk Wedel entfielen 6,2 Prozent der Erststimmen, 2017 waren es fast doppelt so viele (11,93 Prozent). Bei den Zweitstimmen holte die FDP 7,08 Prozent in Haan, 2017 waren es 17,47 Prozent. „Ein enttäuschendes Ergebnis“, sagt Höhn. Er hofft, dass Dirk Wedel mit Platz 12 auf der Landesliste noch knapp in den neuen Landtag schafft. „Der Wahlkampf zwischen Wüst (CDU) und Kutschaty (SPD) hat uns Liberalen nicht gutgetan. Die FDP hat fast 300.000 Stimmen an die CDU verloren.“ Im Straßenwahlkampf sei häufig das Thema Bildungspolitik angesprochen worden: „Das hat uns am Ende ein Bein gestellt.“

„Über 20 Prozent: Das ist großartig“, freut sich Andreas Rehm, Fraktionsvorsitzender der Grün-Alternativen Liste (GAL). Auf die grüne Kandidatin Ina Besche-Krastl entfielen in Haan 20,13 Prozent der Erststimmen: „Wir glauben, Ina hat es in den Landtag geschafft.“ Wo sieht Rehm die Gründe für den Riesenerfolg für die Grünen? Die Leistung der grünen Bundesminister in der Bundesregierung habe viele Wähler überzeugt, so Rehms Eindruck aus dem Straßenwahlkampf: „Wir haben auch inhaltlich einen guten Wahlkampf gemacht.“ Vielen Menschen sei durch den Krieg in der Ukraine Deutschlands Abhängigkeit von russischen Energielieferungen bewusst geworden. „Wir haben deshalb viel Zuspruch erhalten, weil wir uns für erneuerbare Energien stark machen. Wir konnten auch gut vermitteln, dass wir langfristig aus der Kohle aussteigen müssen, um das Klima zu schützen.“ Früher habe es an den Wahlkampfständen mehr kontroverse Diskussionen gegeben“, erzählt Andreas Rehm: „Diesmal haben wir eher Zuspruch für unsere Themen bekommen.“

Die CDU hat in Hilden klar vor der SPD gewonnen: 37,3 Prozent für die Christdemokraten, 24,1 Prozent für die Sozialdemokraten. Die Grünen sind mit 19,5 Prozent drittstärkste Kraft. Die FDP erreicht 6,3 Prozent.

„Ich bin enttäuscht, wir hatten uns mehr erhofft“, sagt Hildens SPD-Chef Torsten Bremer. Im Wahlkampf hätten einige Umfragen teilweise auch deutlich andere Bilder gezeichnet. „Wir haben im Laufe des Wahlkampfs festgestellt, dass es weniger um Landesthemen ging, sondern vor allem um die Ukraine-Krise und die Preissteigerungen. Da kann man mit der kostenlosen Ausbildung vom Kindergarten bis zum Meister nicht groß punkten.“ Das Ergebnis werde die SPD nun auf Kreisebene analysieren. Mögliche Gespräche über eine Regierungsbeteiligung der SPD sieht er erst einmal nicht: „Den ersten Gesprächsauftrag haben die Sieger“, sagt er. Und dazu gehöre die SPD nun einmal nicht.

„Wir freuen uns riesig“, sagt Hildens CDU-Chef Peter Groß. „Die ganze Rennerei hat sich gelohnt.“ Die Partei hat allein in Hilden 45 Wahlkampfstände gehabt. Claudia Schlottmann und Christian Untrieser seien immer an Bord gewesen. Der Erfolg lag in seinen Augen in einer Kombination aus den Persönlichkeiten der Kandidaten, der guten Arbeit in den vergangenen fünf Jahren und auch an dem „authentischen Ministerpräsidenten“ Hendrik Wüst. „Meine Wunsch-Koalition ist schwarz-grün“, sagt Peter Groß. „Wir sind gar nicht so weit auseinander.“ Und wie die Arbeit in Hilden zeige, könne man sehr gut mit den Grünen zusammenarbeiten.

Der Hildener FDP-Vorsitzende Yannick Hoppe ist tief enttäuscht: „So ein Ergebnis haben wir nicht erwartet.“ Eine Erklärung für den tiefen Fall der Liberalen habe er nicht. Die Schulpolitik könnte ein Faktor gewesen sein. „Das hat in unserem Straßenwahlkampf aber überhaupt keine Rolle gespielt“, sagt Hoppe. Die grünen Bundespolitiker hätten sich auch extrem profiliert. Und der Wahlkampf sei zuletzt auf die Frage zugespitzt worden, wer der nächste Ministerpräsident werde.

„Wir haben mit einem guten Ergebnis gerechnet, sind aber positiv überrascht über dieses hohe Ergebnis“, sagt Anna Reimann, Sprecherin der Grünen in Hilden. Ihr Vorstands-Kollege Moritz Wyrtki analysiert: „Der Erfolg liegt an dem großartigen Wahlkampf der Grünen in NRW und der Arbeit der Grünen in der Bundesregierung. Dazu kommt der Aufwind in der Gesellschaft und die zunehmende Bereitschaft, etwas gegen die Klimakrise zu unternehmen.“ Es zeige sich, dass der Grüne Erfolg bei der Kommunalwahl kein einmaliges Ereignis gewesen sei und Grüne auf allen Ebenen eine Rolle spielen werden. „Durch unsere Abgeordnete Ina Besche-Krastl werden wir zukünftig eine noch bessere Anbindung an die Landespolitik haben. Wir haben hier eine direkte Stimme für Klimaschutz und die Verkehrswende“, erklärt Anna Reimann.

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