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Vorgarten-Gestaltung in Grevenbroich Politiker wollen Steingarten-Verbot verankern

Grevenbroich · Immer mehr Kommunen gehen radikal gegen Schottergärten vor. Naturfreunde sehen in Grevenbroich noch „Luft nach oben“. Auch wegen neuer Baugebiete wird die Forderung laut, ein Steingarten-Verbot in Bauplänen zu verankern. Vorbild könnte die Stadt Xanten sein.

 Solche Steinwüsten bezeichnen manche als „Horror“.

Solche Steinwüsten bezeichnen manche als „Horror“.

Foto: Gemeinde Sonsbeck

Die Politiker in Grevenbroich wollen nach der Sommerpause ein Thema anpacken, das vielen bereits seit einiger Zeit „unter den Nägeln brennt“, wie es Dirk Schimanski (Grüne) als Vorsitzender des Umweltausschusses formuliert: Es geht um Schottergärten – Steinwüsten vor Häusern in Grevenbroich, die keinen ökologischen Wert haben. „Schottergärten sind fast jedem ein Dorn im Auge.“ In der Frage, ob man Vorschriften in Sachen Vorgarten-Gestaltung auch in Bebauungsplänen festsetzen sollte, geht Schimaski davon aus, dass sich in Grevenbroich ein parteiübergreifender politischer Konsens erzielen lässt. „Überlegungen gibt es dahingehend, dass eine komplette Verschotterung, eine Versiegelung nicht mehr zulässig ist.“

Die Stadt Xanten am Niederrhein hat bereits im Jahr 2018 ihre Regeln für die Gestaltung von Vorgärten durch eine neue Formulierung in entsprechenden Bebauungsplänen verschärft und kürzlich Kontrollen angekündigt, bei denen Verstöße gegen die Vorschriften geahndet werden sollen. Im Extremfall könnten Hausbesitzer dazu aufgefordert werden, ihren Vorgarten umzugestalten. So weit ist es in Grevenbroich noch nicht.

 Das Haus von Familie Dornis in Langwaden. Der Vorgarten ist ein Paradies für Insekten und lässt sich durchaus als ökologisch wertvoll bezeichnen. Die Familie baut dort auch eigenes Obst und Gemüse an.

Das Haus von Familie Dornis in Langwaden. Der Vorgarten ist ein Paradies für Insekten und lässt sich durchaus als ökologisch wertvoll bezeichnen. Die Familie baut dort auch eigenes Obst und Gemüse an.

Foto: Kandzorra, Christian

Wie Rathaus-Sprecher Lukas Maaßen am Dienstag auf Anfrage mitteilte, gibt es bisher in Grevenbroich keine Satzung, die Schottergärten verbietet. „Vorgaben, welche Bepflanzung erfolgen kann, sind im jeweiligen Bebauungsplan festgeschrieben. Weitere Vorschriften sind in der Bauordnung zu finden.“ Eine Versiegelung von Vorgärten soll zwar nicht ohne Weiteres möglich sein, „das ist bei Schotter aber auch nicht der Fall“, sagt Maaßen. Darüber dürfte sich streiten lassen – viele sehen Schotterflächen durchaus als versiegelt an, zumal sich darunter oft Folien befinden, die verhindern sollen, dass zwischen den Steinen das Unkraut sprießt.

Die Stadt möchte Gartenbesitzer ermutigen, ihre Vorgärten ökologisch sinnvoll zu gestalten – und will auch in diesem Jahr den „Vorgarten des Jahres“ küren. Dafür sammelt die Verwaltung noch bis 13. August Vorschläge. Aber kann die Stadt in Sachen Vorgärten noch mehr? Gefragt ist in dem Fall die Politik. CDU-Fraktionschef Wolfgang Kaiser sieht das mit den Schottergärten ähnlich wie Dirk Schimanski, warnt aber vor einem Schnellschuss. Kaiser regt an, sich „interfraktionell“ auszutauschen. Weitere Festsetzungen in Bebauungsplänen sieht er mit etwas Skepsis, weil sie die Gestaltungsfreiheit einschränkten. „Man muss da einen goldenen Mittelweg finden, etwa Flächenanteile in Form von Prozenten festlegen – so wie es bei Grundstücken üblich ist, nur gemünzt auf Vorgärten“, meint der CDU-Fraktionschef.

 Hermann Dornis im prächtig blühenden Garten vor dem Haus.

Hermann Dornis im prächtig blühenden Garten vor dem Haus.

Foto: Kandzorra, Christian

Rolf Behrens, Sprecher der Grevenbroicher Ortsgruppe des BUND, sagt, dass es mit Freiwilligkeit nicht funktioniert: Ein Verbot von Schottergärten sollte in einer Satzung festgeschrieben werden. „Wir fordern das schon seit langer Zeit auch für Grevenbroich. Politiker aller Parteien haben sich gegen Schottergärten ausgesprochen – bisher wird aber nicht viel dagegen unternommen“, sagt er: „Steinwüsten bieten für Insekten und Pflanzen keinen Lebensraum mehr. Insekten sind wichtig als Futter etwa für Singvögel.“ Der BUND-Sprecher macht auf zwei weitere Effekte aufmerksam: Normale Gärten würden Wasser aufnehmen – ein Aspekt, der gerade bei Starkregen relevant sei. Und grüne Gärten würden sich bei Weitem bei hohen Temperaturen nicht so aufheizen wie Steingärten, die lange Zeit Hitze abgeben. Rolf Behrens fordert, dass das Thema rasch auf die politische Agenda gesetzt wird – auch wegen der Neubaugebiete, die in den nächsten Jahren in Grevenbroich entstehen sollen.

Ein gutes Beispiel für Vorgärten, die ökologisch besonders wertvoll sind, ist der Vorgarten von Familie Dornis in Langwaden. Dort blüht es prächtig, das Grün vor dem Haus ist ein Paradies für Insekten – und die Dornis’ können sich dazu durch den Anbau unter anderem von Erdbeeren, Tomaten, Salat, Zucchini und Kohlrabi zu einem Teil selbst mit frischem Obst und Gemüse versorgen.

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