Mit dem Fahrrad durch den Niederrhein Heimat auf zwei Rädern
Wachtendonk · Eine Radtour von Wachtendonk über Kempen und wieder zurück zeigt die Vielfalt des Niederrheins. Es geht vorbei an Flusslandschaften, schöner Architektur und einigen Seen.
Der Niederrhein hat mehr als nur lange Felder. Der Niederrhein hat kleine Hügel, hat Wälder, Seen, wunderschöne Flusslandschaften und eine vielseitige Architektur. Und das beste: All diese Seiten des Niederrheins lassen sich in knapp zwei Stunden erkunden. Und zwar mit dem Rad.
Für diese Tour habe ich mir auf der App „Komoot“ eine Strecke herausgesucht (siehe Infokasten). Sie dauert gut zwei Stunden, ist 35 Kilometer lang und voller Abwechslung. Startpunkt der Tour ist der Wachtendonker Ortskern mit seinen malerischen Gebäuden, seiner vielfältigen Bausubstanz. Vorbei am Pulverturm geht es über einen kleinen Weg, den Schoelkensdyck, in Richtung Wachtendonker Burg. Nach knapp einem Kilometer erreiche ich schon die Niers. Das Wasser des Flusses glitzert in der Sonne, Kanufahrer schwimmen neben Enten über den Fluss. Der Niederrhein, er zeigt sich auf dieser Tour von seiner ganz besonders schönen Seite.
Nach kurzer Zeit verlasse ich die Niers schon wieder – erst mal, sie wird mir später wieder begegnen. Ich fahre durch Wachtendonk-Schlick, Bauernhöfe reihen sich aneinander. Vor einem Hof, dem Rosels-Hof, wurden vor einem Bildstock zwei Holzstämme zu Bänken umfunktioniert, dazwischen steht ein Tisch. Die ideale Gelegenheit für eine erste kleine Pause. Dann geht es weiter, unter der A 40 hindurch und schon nach nur vier Kilometern komme ich Kempen immer näher.
Ich fahre vorbei an der Abtei Mariendonk, an mehreren Bauernhöfen. Ein Bauernhof fällt mir besonders ins Auge. Vor ihm ist ein kleiner Stand aufgebaut, darin eine Kühltruhe. Und in dieser Kühltruhe ist Eis. Drei Euro kostet ein Becher, es herrscht Selbstbedienung auf Vetrauensbasis. Während ich mein Vanilleeis esse, lasse ich meinen Blick über die weiten Felder des Niederrheins schweifen.
Ich selbst komme nicht aus der Region und als ich begonnen habe, hier zu arbeiten, dachte ich: Hier ist alles voller Felder. Und sonst ist hier landschaftlich nicht allzu viel. Dieses Vorurteil hat sich schon längst gelegt, aber die Radtour hat auch noch mal gezeigt, wie falsch diese Behauptung ist. Dagegen spricht die Flusslandschaft der Niers, die Wälder, die überall auftauchen, die schönen Ortskerne, die vielen historischen Gebäude. Und vieles mehr.
Nach zehn Kilometern komme ich in Kempen an. Vor mir bauen sich große Rotoren auf, ich schaue auf die Turmmühle. Wie ich lerne, wurde sie im Jahr 1481 erbaut und war für eine sichere Mehlversorgung verantwortlich, falls Kempen belagert wird. Wer jetzt seine erste große Pause machen will und auf Vielfalt setzt, ist in Kempen richtig. In der Innenstadt reiht sich Restaurant an Imbiss. Ich, ganz der Sportler, entscheide mich für eine Currywurst mit Pommes und fahre weiter.
Von Kempen aus geht es weiter in Richtung Grefrath. Durch Wohngebiete hindurch lande ich irgendwann wieder auf einem Feldweg. Was an dieser Tour noch ganz besonders schön ist: Außer für wenige Meter in Kempen fahre ich nie über stark befahrene Straßen. Die meiste Zeit bewege ich mich entweder auf Radwegen oder auf Feldwegen, auf dene alle paar Stunden mal ein Auto vorbeifährt.
Grefrath selbst erreiche ich nach gut 18 Kilometern. Wer Lust hat, kann noch in den Ortskern fahren. Ich fahre aber drumherum. Zwischen Nettetal und Grefrath hindurch fahre ich weiter. Es kommen die ersten kleinen Hügel der Strecke. Leicht bergauf geht es nach Nettetal-Hinsbeck in einen Wald. Wer Lust auf griechisches Essen hat, kann im Haus Waldesruh bei Yamas einkehren. Gegenüber liegt ein wunderschöner, idyllischer Waldteich.
Bergab durch den Wald geht es zurück. Die Strecke ist zwischendurch schon ganz schön schweißtreibend. Ideal, dass nach 28 Kilometern die blaue Lagune auftaucht. Wer möchte, kann sich hier abkühlen. Und dann über Wankum zurückfahren. Zum Ziel in Wachtendonk ist es jetzt nicht mehr weit.