Eiserne Hochzeit Ehepaar Knoblich: Ungewöhnliches Ja-Wort vor 65 Jahren

HALDERN/MEHRHOOG · Im Kreise ihrer Kinder, Enkel und Urenkel feierten Joseph und Hannelore Knoblich über Pfingsten die Eiserne Hochzeit. Vor 65 Jahren gaben sich die Jubilare das Ja-Wort. Heute lebt das Paar in Haldern.

 Hannelore und Joseph Knoblich sind seit 65 Jahren verheiratet und feierten jetzt ihre Eiserne Hochzeit.

Hannelore und Joseph Knoblich sind seit 65 Jahren verheiratet und feierten jetzt ihre Eiserne Hochzeit.

Foto: Michael Scholten

Nach der Ausreise aus der DDR lebten sie von 1989 bis 2015 in Mehrhoog, bevor sie im Januar 2016 gemeinsam ins St. Marien Altenheim in Haldern zogen. Dort schätzen sie die Gesellschaft aller Mitbewohner und Betreuer und spielen immer wieder gern eine Partie „Mensch, ärgere Dich nicht“.

Joseph Knoblich kam am 22. April 1930 in Schlesien zur Welt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschlug es den jungen Mann durch die Flüchtlingswelle ins Erzgebirge, wo er 1947 auf einem Rübenfeld erstmals der Liebe seines Lebens begegnete: Hannelore Zimmermann, die am 26. Mai 1932 in Burkhardtsdorf auf dem elterlichen Bauernhof das Licht der Welt erblickte. Acht weitere Jahre und ein Bauernball in Meinersdorf waren nötig, bis aus den Liebenden ein Brautpaar wurde. Sie heirateten am 29. Mai 1955 in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz.

Dass die Ehe in der katholischen St.-Antonius-Kirche geschlossen wurde, war für die DDR eher ungewöhnlich. 1956 kam der erste Sohn Michael zur Welt, drei Jahre später folgte der zweite Sohn Matthias. Joseph Knoblich arbeitete als Schmelzer in einer Eisengießerei. Der harte, aber angesehene Beruf brachte ihm das Privileg ein, nur sieben statt 14 Jahre auf einen Trabi warten zu müssen. Im April 1975 konnte das beige-farbene Familienauto mit himmelblauem Dach abgeholt werden.

Hannelore Knoblich arbeitete unter anderem in der Brigade „Weiße Wolke“ in einer Schaumstoffzuschneiderei, die vor allem für Firmen aus dem Westen arbeitete. 1982 war ein einschneidendes Jahr in der Familienchronik. Joseph Knoblich durfte erstmals in die Bundesrepublik Deutschland reisen. Grund dafür war der 60. Geburtstag seines älteren Bruders Rochus, der nach dem Zweiten Weltkrieg und nach seiner Entlassung aus französischer Kriegsgefangenschaft eine neue Heimat in Bocholt gefunden hatte.

Sohn Michael ließ sich von den Schilderungen seiner Eltern inspirieren. 1985 stellte er einen Ausreiseantrag, der nach langem Hin und Her genehmigt wurde. Auch die Eltern und der Bruder Matthias beantragten die Ausreise. Sie zogen 1989, noch vor dem Fall der Mauer, an den Niederrhein. Joseph Knoblich arbeitete für lokale Dachdecker- und Gärtnerbetriebe, in seiner Freizeit sang er im Mehrhooger Kirchenchor und packte eifrig beim Hausbau seiner Söhne in Haldern und Mehrhoog mit an.

Zur Feier der Eisernen Hochzeit ließen jetzt die Söhne und die Schwiegertöchter, aber auch die sechs Enkelkinder und fünf Urenkel die Jubilare hochleben. Nach einem Gottesdienst in der Halderner Pfarrkirche St. Georg traf sich die Festgesellschaft im Gasthof Tepferdt und blickte mit einer kurzen Ansprache auf die bewegte Familiengeschichte zurück.

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