Lebenshilfe Unterer Niederrhein „Endlich wieder eine Aufgabe“

REES/EMMERICH · An den Werkbänken der Lebenshilfe Unterer Niederrhein darf wieder gearbeitet werden. Auf freiwilliger Basis können Menschen mit Handicap je nach ihrem Gesundheitszustand an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren.

 Mazlum Tolun und Alwin Heister freuen sich, endlich wieder zusammen in der Elektro-Abteilung der Lebenshilfe-Werkstatt in Groin arbeiten zu können

Mazlum Tolun und Alwin Heister freuen sich, endlich wieder zusammen in der Elektro-Abteilung der Lebenshilfe-Werkstatt in Groin arbeiten zu können

Foto: Lebenshilfe

Viele der Mitarbeiter konnten es kaum noch erwarten: Seit dem 18. März durften Menschen mit Handicap die Werkstätten der Lebenshilfe Unterer Niederrhein nicht mehr betreten. Seit zwei Wochen nun läuft der Betrieb langsam wieder an.

Mazlum Tolun gehört zu den Ersten, die wieder in der Werkstatt in Rees-Groin arbeiten können. Über zwei Monate war er nicht mehr an seinem Arbeitsplatz. „Es hat sich angefühlt wie ein Jahr“, berichtet er. Als der Anruf kam, dass er wieder arbeiten kommen kann, habe er sich gefreut, hatte aber auch ein mulmiges Gefühl. „Ich war unsicher, ob die Maßnahmen ausreichen“, gibt er ehrlich zu. Das habe sich aber seit dem ersten Arbeitstag geändert.

Die Lebenshilfe hat ein Hygienekonzept entwickelt, das neben erhöhten Gesundheitsmaßnahmen, wie Maskenpflicht außerhalb des Arbeitsbereiches, die schrittweise Rückkehr in den Werkstattbetrieb vorsieht. „Die Gesundheit für alle Beschäftigten hat bei uns nach wie vor oberste Priorität“, erklärt Mike Stefan Töller, Geschäftsführer der Lebenshilfe Unterer Niederrhein. Deswegen werde die Entwicklung ganz genau beobachtet.

Der Neustart bedeutet nicht, dass es in den Werkstätten jetzt wieder gleich so wie vor den Zeiten von Corona zugehen wird. Das Konzept der Lebenshilfe sieht vor, dass zuerst diejenigen zu ihrem Arbeitsplatz zurückkehren können, die selbständig Wohnen und selbstständig zur Arbeit gelangen. Als letztes können die Menschen, die in den Wohneinrichtung wohnen, wieder zur Lebenshilfe-Werkstatt.

Dazu läuft alles bisher noch auf freiwilliger Basis. Denn: „Die Furcht vor einer Ansteckung mit Corona macht insbesondere Menschen mit Handicap Angst“, weiß Töller. Deswegen muss die gesamte Lebenshilfe auch viel Gesprächsarbeit leisten. „Unser Konzept beinhaltet auch die Aufarbeitung der Krise mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, sagt Töller.

Mazlum Tolun ist jetzt wieder an seinem Arbeitsplatz in der Elektroabteilung angekommen. „Ich fühle mich aufgehoben und es ist schön, wieder mit meinen Kollegen zusammenarbeiten zu können“, sagt er.

Gruppenleiter Alwin Heister stimmt dem zu: „Es war eine gespenstische Ruhe in der Zeit. Während des Betretungsverbotes hatten wir Arbeit. Jetzt haben wir wieder eine Aufgabe.“ Damit meint er die Förderung und Anleitung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Werkstätten. Der Kontakt zu den Kollegen sei aber kontinuierlich da gewesen. „Wir haben uns über Telefonate und Grußkarten ausgetauscht“, berichtet Alwin Heister. Trotz der langen Zeit habe er sich gut ablenken können, sagt Mazlum Tolun. Wenn ihm die Decke auf den Kopf gefallen ist, sei er viel Fahrrad gefahren, habe das schöne Wetter im Garten genutzt oder Filme geschaut.

Entlohnt wurden die Mitarbeiter mit Handicap in dieser Zeit übrigens dennoch. Denn ihre Bezahlung ist bei der Lebenshilfe an die Produktion gekoppelt. Und weil die Gruppenleiter sowie die Mitarbeiter der Verwaltung einsprangen, konnte die Arbeit in den Werkstätten weiterlaufen.

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