Wann Karneval endet Alles vorbei – oder doch nicht?

Düsseldorf · Der Karneval ist eine ernste Sache. Und er hat ein neues Problem, die Frage: Wann ist sie vorbei, die jecke Zeit? Am Aschermittwoch? Wirklich?

 Wieviel Karneval ist nach Karneval erlaubt?

Wieviel Karneval ist nach Karneval erlaubt?

Foto: ddp

Wer jetzt sagt, natürlich ist am  Aschermittwoch Sense, der liegt zwar streng formal richtig, aber trifft nicht den Nerv der vielen Kinder und kleinen Gruppen, die sich das ganze Jahr auf die Veedelszöch gefreut hatten, aber wegen des Sturms verzichten mussten. Macht nix, hieß es dort, dann holen wir die einfach in ein paar Wochen nach. Große Freude hier, dicke Skepsis dort: Geht nicht, sagt der Dachverband der Narren. Karneval ist Karneval, und den kann man nicht einfach irgendwann feiern. Aber die Enttäuschung bei den Gruppen in den Stadtteilen ist riesig, und mancher möchte das nicht einfach hinnehmen – anarchisches Verhalten nicht ausgeschlossen: Wir machen, was wir wollen! Und wann wir wollen.

Was macht der Dachverband dann? Kommt der Bannstrahl, eine Art Exkommunikation der jecken Art? Dumm nur, dass es einen Präzedenzfall gibt. Als 1990 Jahr  Sturm Wiebke den Rosenmontagszug buchstäblich von der Straße pustete, stellte sich der damalige OB Klaus Bungert auf eine Bühne und verkündete nach kurzer Absprache mit der Zugleitung, man hole die riesige Sause nach. Und zwar im Mai. So geschah es – und war ein großer Erfolg. Weil bei strahlendem Sonnenschein eines  Frühsommertages eine Stimmung wie in Brasilien aufkam und schnell der Slogan „Rio am Rhein“ die Runde machte. Gepaart mit dem Wunsch, doch über eine dauernde Verlegung des Zochs aus dem oft fiesen Februarwetter in den Frühling zu verlegen. Wie wir wissen, wurde daraus nichts, mit gutem Grund, wie es hieß.

Also will man jetzt keine Ausnahme genehmigen, um nicht erneut eine Diskussion um Terminverlegung in Gang zu setzen. Der Blick zu den südlichen Nachbarn, den Weltmeistern in Sachen Karneval, hilft den um eine Ausnahme bittenden Jecken auch nicht weiter. Denn in Köln gilt die eiserne Regel: Nach Aschermittwoch ist Schluss mit Alaaf! Daran lässt man nicht rütteln? Warum? Insider glauben, die Jecken wollen verhindern, dass der Fastelovend in der Domstadt ausfranst, sich sozusagen in allzu viele, nicht klar definierte Einzelevents zerlegt und am Ende das wirkliche Fest zwischen 11.11. und rund um den legendären Rosenmontag aushöhlt. Also sind die berühmten Veedelszöch der Domstadt endgültig abgesagt, Ersatz gibt es nicht, da kennt das Festkomitee kein Pardon.

Warum die Veedelszöch in Düsseldorf nicht nachgeholt werden sollten.
Foto: RP/Phil Ninh

Fazit? Der Grundsatz „Am Aschermittwoch ist alles vorbei!“ hat seinen Sinn, und man sollte ihn respektieren. Was ja nicht heißt, dass man nicht in ein paar Wochen ein buntes Stadtteilfest mit Umzug feiert. Sowas nennt man rheinische Lösung.

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