Tillys Abwrackaktion in Düsseldorf Brutaler Akt nach dem „Menschheitsfest“

Düsseldorf · Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, für den Satiriker und Karnevalswagenbauer Jacques Tilly gilt das genauso wie für Fußballspieler.

  Abwrackaktion Tillys vor der Wagenbauhalle Foto: Anne Orthen

Abwrackaktion Tillys vor der Wagenbauhalle Foto: Anne Orthen

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Am Dienstag lud der Mann, der es mit seinen bissigen Mottowagen für Rosenmontag schon wieder in Blätter wie den „International Herald Tribune“ und die „New York Times“ brachte, zur Abwrackaktion in die Wagenbauhalle an der Merowinger Straße, um die sehr politischen Wagen (13 waren es dieses Mal) größtenteils zu vernichten und die Gesellschaftswagen gleich mit.

Der Rosenmontagsexperte Hermann Schmitz half fleißig mit, abmontierte Pappfiguren lagen auf dem Boden bereit, überall kleine Müll-Häufchen, und Tilly erzählte in Ruhe von seinem Befinden. Noch nie seien er und sein Team so aktuell gewesen, erzählte er. Ein schöner Tag sei das für ihn auch nicht, bekannte er. „Zwei Tage vorher achtest Du noch auf jeden Pinselstrich, einen Tag nach dem Rosenmontag trittst Du dann in alles rein. Das ist nicht so einfach zu verarbeiten.“ Der Shitstorm habe auch schon begonnen, sagt der Mann, der sehr abgeklärt mit Kritik umgeht: „Die Mails flattern nur so rein, und mein Anrufbeantworter ist schon voll gesprochen von Rechten.“ Aber er sei vor allem glücklich: „Der rheinische Karneval ist ein Menschheitsfest.“ Bis Ostern will Tilly pausieren. „Dann steht ja schon bald das neue Motto für die kommende Session fest.“ Langweilig wird es nicht: Jacques Tilly gibt Workshops, in denen er zeigt, wie er seine Figuren baut.

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