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Muslimischer Karnevalsverein Der Orient-Okzident Express will den Düsseldorfer Karneval bunter machen

Düsseldorf · Der Karnevalsverein „Orient-Okzident Express“ will eine Brücke zwischen Muslimen und jeckem Brauchtum schlagen. Mitglied kann laut des Vorsitzenden Ataman Yildirim jedoch jeder werden – unabhängig von Religion, Herkunft oder Sexualität.

 Amit Marcus (l.), stellvertretender Vorsitzender, und Ataman Yildirim, Vorsitzender des muslimischen Karnevalsvereins Orient-Okzident Express

Amit Marcus (l.), stellvertretender Vorsitzender, und Ataman Yildirim, Vorsitzender des muslimischen Karnevalsvereins Orient-Okzident Express

Foto: Daniel Schrader

Vielfalt werde zwar oft gepredigt, müsse aber auch gelebt werden, davon ist der Sozialarbeiter Ataman Yildirim überzeugt. Als der Sozialarbeiter vor einigen Jahren aus dem Ruhrgebiet ins Rheinland zog, verliebte er sich sofort in den Karneval, aber bemerkte auch: Der Anteil muslimischer Jecken ist noch sehr gering. Zwar gebe es viele Zuschauer beim Rosenmontagszug, aber kaum Mitglieder in den Vereinen. Um das zu ändern, gründete er im vergangenen Jahr den „Orient-Okzident Express“, der erste muslimische Karnevalsverein in Düsseldorf.

Dafür brauchte Yildirim jedoch Unterstützung und fand diese letztendlich in Amit Marcus, der stellvertretender Vorsitzender ist. Marcus arbeitet mit bi- und homosexuellen Migranten und Flüchtlingen bei der Düsseldorfer Aidshilfe. Als homosexueller Jude steht er auch für den Anspruch an ein von Vielfalt geprägtes Vereinsleben. Denn Yildirim will keinen abgeschotteten Religionsclub. Zum Narrentum hatte Marcus zuvor jedoch kaum Verbindungen. „Karneval hat mich nicht interessiert, aber ich fand Atamans Idee sehr schön“, erzählt er.

Das Vereinslogo wird von Nasreddin Hodscha geziert. Hodscha soll laut Legenden ein Imam gewesen sein, der ähnlich wie Till Eulenspiegel auf humoristische Weise auf Missstände in der Gesellschaft aufmerksam machte. Seine Geschichten sind im islamischen Kulturkreis weit verbreitet. „Nasreddin Hodscha war ein Jeck“, sagt Yildirim.

In diesem Jahr ersetzt der Verein den Kreis der Düsseldorfer Muslime im Initiatorenkreis des Toleranzwagens, sodass der junge Verein gleich mitten ins karnevalistische Geschehen kommt; einige der inzwischen 19 Mitglieder werden dann auch auf dem Wagen mitfahren. Darüber hinaus gab es gemeinsame Besuche von Sitzungen und Empfängen. Dabei seien sie jedoch auf Einladungen anderer Vereine angewiesen, sagt Ataman Yildirim. Denn einerseits gebe es für viele Mitglieder kulturelle und sprachliche Barrieren, andererseits sei Karneval aber eben auch eine Frage der Finanzen. Viele hätten nicht genügend Geld, um sich Kostüme oder Sitzungskarten zu leisten. Aus diesem Grund nimmt der Orient-Okzident Express keine Mitgliedsbeiträge und will sich nur durch Spenden finanzieren.

Für die Zukunft hat Yildirim bereits große Pläne geschmiedet: ein eigener Orden, eine eigene Sitzung und natürlich ein eigener Wagen. „Das wäre mein Traum“, sagt er. Doch natürlich weiß er, dass sein Verein langsam wachsen muss. Wenn er im nächsten Jahr 50 Mitglieder zählen könnte, wäre das schon ein Erfolg. Dank der großen medialen Aufmerksamkeit sich kein unerreichbares Ziel.

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