Heinrich-Heine-Kreis Jacques Tilly für Zivilcourage geehrt

Düsseldorf · Zwei Hände, die ein Medaillon mit Heinrich Heines Porträt umfassen: Mit dieser Bronzeskulptur ehrte der Heine-Kreis am Donnerstag den Künstler und Rosenmontagswagen-Bauer Jacques Tilly.

 Jacques Tilly wurde mit der Bronze-Skulptur geehrt, die Jörg Immendorf für den Heine-Kreis gestaltet hat.

Jacques Tilly wurde mit der Bronze-Skulptur geehrt, die Jörg Immendorf für den Heine-Kreis gestaltet hat.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Seine Dankesrede nach der „Auszeichnung für Zivilcourage“ durch den Heinrich-Heine-Kreis begann Preisträger Jacques Tilly mit einem italienischen Sprichwort: „Den guten Seemann erkennt man erst bei schlechtem Wetter.“ Nur bei wirklicher Gefahr zeige sich, wie mutig oder feige man in Wahrheit sei. Er aber genieße unter der rechtsstaatlichen Schutzhülle weithin Narrenfreiheit, ein Härtetest sei ihm bisher erspart geblieben. Woraus der Bildhauer und Karnevalswagen-Künstler folgerte: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Ehre wirklich verdiene.“

Alle anderen offenbar schon. In seinem Grußwort würdigte Oberbürgermeister Thomas Geisel das bürgerschaftliche Engagement des Heine-Kreises und das Alleinstellungsmerkmal von Tillys närrischen Mottowagen. Er treibe Themen satirisch und pointiert auf die Spitze und sei ein Vorkämpfer für Zivilcourage und ein Botschafter des liberalen Geistes dieser Stadt.

Andreas Turnsek, Vorsitzender des Heine Kreises, hatte die Feierstunde im Rathaus eröffnet. „Die Auszeichnung möchte Menschen in ihrem Mut bestärken, Haltung zu zeigen“, sagte er. Einem musikalischen Intermezzo folgte die Laudatio von Sabine Brenner-Wilczek. Die Leiterin des Heine-Institus führte Dichter-Zitate an, die zu Tillys Wirken passen: „Ideenwitz ist eine Verknüpfung von Gedanken, die sich noch nie in einem Menschenkopfe begegnet, eine wilde Ehe zwischen Scherz und Weisheit.“ Oder: „Der Fanatismus ist ein ansteckendes Übel, das sich unter den verschiedensten verbreitet und am Ende gegen uns alle wütet.“ Nach der Laudatio nahm Tilly die von Jörg Immendorff entworfene Skulptur entgegen. Er dankte seinem engagierten Team, Düsseldorfs Ober-Karnevalisten und seiner Frau Ricarda („Meine beste und härteste Kritikerin!“). Die Skulptur wird ihren Platz im Karnevals-Museum finden.Gesprächsthema beim anschließenden Zusammensein waren die Rosenmontagswagen, mit denen Tilly jüngst bei der Anti-Brexit-Demo in London für Furore sorgte. Bereits zum dritten Mal fuhr zu diesem Anlass einer seiner Motivwagen durch die britische Metropole. Er zeigt Premierministerin Theresa May mit einer langen Lügennase, die symbolisch die britische Wirtschaft aufspießt.

Medial hätte er mit dieser Einzel-Aktion die extremste Ausbeute bisher gehabt, sagte Tilly unserer Redaktion. Geschätzte 400 Berichte weltweit in den renommiertesten Medien konnte der Satiriker schon orten. Dem britischen Sender BBC gab er Interviews, die italienische Zeitung „la Repubblica“ griff das Thema auf, auch das französische Blatt „Paris Match“; bis nach Australien, Asien und Amerika schaffte es sein May-Wagen. „Zum Vergleich: 2013 fand ich gerade einmal 15 Artikel weltweit.“ Das sei auch für den Düsseldorfer Karneval ein Imagegewinn, wie Tilly betont. „Denn meistens stand es dabei, dass der Wagen schon bei uns im Rosenmontagszug fuhr.“ Regina Goldlücke

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