Gewinner und Verlierer Viele Enttäuschungen, wenige Lichtblicke im DFB-Team

Meinung | Bonn · Die Mannschaft war zu ineffizient bei den Torabschlüssen und zu schwach in der Abwehr. Nur einzelne Spieler nutzen die Chancen und zeigten ihre ganze Klasse. Die Zahl der Verlierer im Team von Hansi Flick überwiegt.

WM 2022, Einzelkritik: Costa Rica – Deutschland: die DFB-Elf in Noten​
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Costa Rica – Deutschland: die DFB-Elf in Noten

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Foto: AFP/INA FASSBENDER

Deutschland ist raus aus der Fußball-Weltmeisterschaft. Trotz des 4:2 im Gruppen-Abschlussspiel gegen Costa Rica. Ein Sieg und ein Remis haben nicht gereicht, um das Achtelfinale der WM zu erreichen – erneut. Die Mannschaft hat zu wenig aus den drei Spielen gegen Japan (1:2), Spanien (1:1) und Costa Rica herausgeholt. Im Team von Bundestrainer Hansi Flick gibt es ganz viele Verlierer, aber auch ein paar wenige Gewinner dieser WM.

Gewinner:

Jamal Musiala Der junge Bayern-Profi war eine Augenweide. Seine Dribblings, mit denen er die Abwehrreihen immer wieder schwindelig spielte, seine eleganten Bewegungen. Der 19-Jährige war der einzige Deutsche, der die gegnerische Defensive nicht nur durch Pässe überwinden wollte, sondern auch ins Eins-gegen-Eins ging. Musiala hat bewiesen, dass er ein ganz großer im Fußball werden kann, ja sogar ein echter Weltklassespieler. Nur im Torabschluss muss er noch einiges verbessern. Hätte Musiala seine Chancen konsequent genutzt, wäre Deutschland weitergekommen.

„Deutschland erreicht beispiellosen Tiefpunkt“
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„Deutschland erreicht beispiellosen Tiefpunkt“

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Niclas Füllkrug Vor einem halben Jahr noch Zweite Liga, mit 29 Jahren eigentlich zu alt für ein Debüt im Nationalteam, erst im letzten Moment auf den WM-Zug aufgesprungen – und dann zum großen Hoffnungsträger avanciert. Füllkrug hat gezeigt, dass Deutschland mit einer echten Neun, einem richtigen Mittelstürmer, besser dasteht. Leider ist er aktuell ja auch der Einzige im Land der Müllers, Seelers und Völlers. Zwei Tore als Joker zeigen seine Qualitäten. „Lücke“ wollen wir künftig öfter sehen.

Zudem brachten ein paar der üblichen Verdächtigen zumindest ihre Leistung. Manuel Neuer etwa mit einigen exzellenten Paraden. Normal. Oder Joshua Kimmich, der unermüdlich kämpfte und das Spiel antrieb, aber kaum außergewöhnliche Aktionen hatte. Gegen Japan auch Ilkay Gündogan. Leider ist die Liste der Verlierer deutlich länger.

Verlierer:

Nico Schlotterbeck Als Stamm-Innenverteidiger zur WM gefahren, wurde der Dortmunder zur größten Enttäuschung im Team. Gegen Japan unsicher, fehleranfällig, schuld am 1:2, weil er gegen Takuma Asano gar nicht eingriff. Gegen Spanien als Linksverteidiger eingewechselt mit einer tollen Grätsche kurz vor Schluss – mit der er beinahe einen Elfer produziert hätte. Im letzten Spiel draußen. Muss sich sehr steigern, wenn er dauerhaft im DFB-Team bleiben will.

Niklas Süle Erst Rechts-, dann Innenverteidiger. Auf beiden Positionen enttäuschend. Bewegte sich tapsig und steif, verlor viele Zweikämpfe, war gegen Japan an beiden Gegentoren mit schuld. Spielte im Aufbau von hinten zudem nur Quer- und Kurzpässe nach vorn. Zu einer Spieleröffnung wie einst Jérôme Boateng mit rechts und links über 50 Meter ist der Dortmunder definitiv nicht in der Lage.

Die Abwehr insgesamt Fünf Gegentore in drei Spielen, zudem hätte Costa Rica noch drei, vier Tore mehr erzielen können. Die Abwehrkette stand nie sicher, strahlte vor allem nie Sicherheit aus, machte viele Fehler, ließ zu viele Chancen zu. Antonio Rüdiger spielte größtenteils ordentlich, hatte aber auch seine Aussetzer. David Raum war nach vorne engagiert und teilweise auch gefährlich, offenbarte nach hinten aber viele Schwächen. Nur gegen Spanien erledigte er seine Defensivaufgaben zur Zufriedenheit.

Thomas Müller Der Weltmeister von 2014 ackerte unermüdlich, lief vorn die Gegner an, presste, trieb seine Mitspieler an. Spielerisch war er aber größtenteils isoliert, bekam kaum Bälle, war an keinem Tor beteiligt, hatte nur eine Torchance. Zu wenig für den Torschützenkönig der WM 2010. Seine Abschiedsrede lässt erahnen, dass er aus dem Nationalteam zurücktreten wird.

Die Offensive insgesamt Nur zwei Treffer aus den ersten beiden Spielen, einer davon per Elfer. Dabei wurden viele Chancen herausgespielt. Allein gegen Japan schoss Deutschland 26-mal auf das Tor und traf nur per Strafstoß. Gegen Costa Rica waren es sogar 35 Torschüsse. Die Chancenverwertung war viel zu schlecht. In Sachen Effizienz muss das deutsche Team noch viel lernen.

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