Bundestagspräsident schaltet sich ein Wolfgang Schäuble gibt DFB Hauptschuld für Özil-Rücktritt

Berlin · Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble sieht die Hauptschuld für die Eskalation des Streits um Mesut Özil beim Deutschen Fußball-Bund. Man habe die Affäre zu lange laufen lassen, sagte der CDU-Politiker.

„Junge Menschen muss man führen“: Wolfgang Schäuble.

„Junge Menschen muss man führen“: Wolfgang Schäuble.

Foto: dpa/Gregor Fischer

„Ich habe bis heute nicht verstanden, weshalb man beim DFB zugelassen hat, dass aus einer so unklugen Fotoaktion eine derartige Staatsaffäre gemacht wurde. Das ist ein Jammer“, sagte der CDU-Politiker den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. „Irgendein kluger Mensch hätte das alles verhindern können und müssen. Da die Fußball-Stars alles junge Menschen sind, muss man ihnen helfen, sie führen, notfalls auch durch Kritik.“

Özil war wegen seiner umstrittenen Fotos mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan im Vorfeld der Fußball-WM in Erklärungsnot geraten, hatte aber lange dazu geschwiegen. Erst nach dem WM-Aus des deutschen Teams forderte DFB-Präsident Reinhard Grindel eine öffentliche Erklärung von Özil. Der DFB musste für sein Krisenmanagement viel Kritik einstecken.

Özil trat am Sonntag aus der Nationalmannschaft zurück und prangerte Rassismus-Erfahrungen an. Er kritisierte, DFB-Funktionäre hätten seine türkischen Wurzeln nicht respektiert. Der Spielmacher griff Grindel - einen früheren CDU-Bundestagsabgeordneten - direkt an.

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Schäuble sagte, als Politiker bedauere er, „dass durch eine Fülle von Fehlern und Missverständnissen die Integration gelitten hat. Aber es wird sich schon wieder einrenken“.

Er frage sich, wieso „gut bezahlte Fußball-Manager und -Berater“ den Schaden nicht hätten verhindern können. Dennoch dürfe man die Integrationsleistungen des Fußballs nicht infrage stellen, dieser habe „beachtliche“ Erfolge ermöglicht.

Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat sich solidarisch mit Mesut Özil gezeigt. "Özil gehört selbstverständlich zu Deutschland, er ist einer von uns", sagte der auch für Sport zuständige Minister der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Seehofer hatte im März zum Start der großen Koalition mit der Einschätzung, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, für heftige Debatten gesorgt. Zugleich hatte der CSU-Chef erklärt: "Die bei uns lebenden Muslime gehören aber selbstverständlich zu Deutschland."

(csi/dpa)
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