Embolos Tor reichte nicht Die vier Schweizer EM-Borussen erleben Altbekanntes

Mönchengladbach · Die vier Borussen im Schweizer Team erlebten beim EM-Auftakt gegen Wales, was sie aus Gladbach in der vergangenen Saison kennen: Sie führten, siegten aber nicht.

 Und wieder mal den Sieg verspielt. Breel Embolo, Torschütze und Nicht-Sieger.

Und wieder mal den Sieg verspielt. Breel Embolo, Torschütze und Nicht-Sieger.

Foto: dpa/Jean-Christophe Bott

Breel Embolo blieb standhaft, als die Ecke von Xherdan Shaqiri heranflog, der walisische Verteidiger tat alles, um den Borussen im Trikot der Schweiz aus der Balance zu bringen. Indes ohne Erfolg. Embolo sprang hoch und beförderte den Ball mit dem Kopf ins Tor, 1:0 für die Schweiz. Embolo war das Zentrum der eidgenössischen Jubel-Arie. Als das erste EM-Spiel der Nati aber vorbei war, schauten Embolo und seine Kollegen bedröppelt drein. Wales hatte ausgeglichen, es gab nur ein 1:1.

Als der Schlusspfiff ertönte, standen vier Borussen auf dem Spielfeld, Embolo, Yann Sommer und Nico Elvedi hatten zur Startelf von Trainer Vladimir Petkovic gehört, Denis Zakaria, der vierte Gladbacher im Aufgebot, kam nach 66 Minuten ins Spiel. 17 Minuten zuvor hatte Embolo sein erstes Tor bei einem großen Turnier gemacht, Zakaria, der für Shaqiri kam, sollte helfen, den Sieg zu sichern.

Borussia Mönchengladbach: 33 Punkte nach Führung verspielt 2020/21
16 Bilder

Borussias Punktverluste nach Führung

16 Bilder
Foto: Ja/Dirk Päffgen

Doch es reichte nicht. Kieffer Moore, der 1,96-Meter-Mann im Zentrum des walisischen Angriffs, hielt ebenfalls den Kopf hin und traf zum 1:1, da waren 74 Minuten gespielt. Danach traf Mario Gavranovic auf Vorlage Embolos noch für die Schweiz, doch das Tor zählte nicht, der Stürmer stand im Abseits. So blieb es bei dem Remis, das hatten sich die Schweier ganz anders vorgestellt, definitiv.

Für die vier Gladbacher war es in Baku, mehr als 4100 Kilometer entfernt vom Borussia-Park, ein altbekanntes Erlebnis: eine Führung, die noch verloren geht. 29 Punkte kamen in der vergangenen Saison bei Borussia zusammen, die nach Führungen nicht geholt wurden, nun kamen für Sommer, Elvedi, Zakaria und Embolo zwei bei der EM dazu.

Borussia Mönchengladbach: Diese Spieler sind für die EM nominiert
13 Bilder

Diese Gladbach-Profis sind für die EM nominiert

13 Bilder
Foto: imago images/Schüler/Marc Schueler via www.imago-images.de

Es waren viele Symptome, die zu diesem Remis gegen Wales führten, die dem Quartett nur zu gut bekannt sind: 18 Torschüsse und 64 Prozent Ballbesitz konnten nicht in mehr als ein Tor umgemünzt werden, und am Ende waren die Schweizer zu passiv, statt mit allem Druck auf das zweite Tor zu gehen. Die Quittung gab es durch Moore. Als der Ball im Netz lag, nahm Sommer sichtlich bedient einen tiefen Schluck aus der Wasserpulle. Er wird sich gedacht haben: „Es geht schon wieder los.“

„So, wie es jetzt gelaufen ist, fühlt sich das nach zwei verlorenen Punkten an", sagte Sommer dann später. Und: „Wir waren da eine Zeit lang zu passiv, konnten den Ball nicht halten." Sätze wie diese gehörten zum Standard-Repertoire der Gladbacher in der vergangenen Saison.

Embolo, dessen Tor nicht reichte, ging kopfschüttelnd vom Platz. Er hatte ein ausgezeichnetes Spiel gemacht, war an fast allem, was gefährlich war beteiligt, war der große Antreiber der Schweiz gewesen und hatte seine Wucht in Energie verwandelt.

Immerhin hatte er seinen Job gemacht, hatte gezeigt, dass er für Entscheidendes zu haben ist, nachdem er in der vergangenen Saison zu viele Großchancen ausgelassen hatte. Indes: Auch gegen Wales war für Embolo mehr drin. In der 90. Minute scheiterte er an Wales-Torwart Danny Ward.

 Welche Folgen verschenkte Punkte haben können, wissen Sommer und die anderen Gladbacher aus leidvoller Erfahrung: Sie verpassten mit Borussia Europa. Nun fehlen den Eidgenossen zwei wichtige Punkte im Rennen um den Einzug ins Achtelfinale der Europameisterschaft. „Borussia Mönchengladbach verpasst den Auftaktsieg“, schrieb ein User bei Twitter. Er lag nicht nur wegen der vier Borussen, die beteiligt waren am 1:1, sehr richtig, sondern vor allem auch wegen der Art und Weise, wie es zustande kam.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort