Neue Position bei Borussia Hofmann blüht endlich auf

Mönchengladbach · Borussias Achter Jonas Hofmann fühlt sich im 4-3-3-System offenbar ziemlich wohl. Auch gegen Schalke spielte er stark. Der Mittelfeldspieler hält zwei Liga-Bestwerte.

Jonas Hofmann (links) beglückwünscht Patrick Herrmann, der das 2:0 gegen Schalke erzielte.

Jonas Hofmann (links) beglückwünscht Patrick Herrmann, der das 2:0 gegen Schalke erzielte.

Foto: Dirk Päffgen

Es läuft die elfte Minute im Spiel von Borussia gegen Schalke 04, als Thorgan Hazard eine Ecke von links schlägt. Der Ball geht nicht in den Strafraum, sondern segelt ein ganzes Stück darüber hinaus – genau dorthin, wo Jonas Hofmann sich in Position gestellt hat und den Ball aus der Luft direkt nimmt. Zwar geht der Schuss deutlich über den Kasten, aber er ist ein Beleg für die Entwicklung, die Hofmann gemacht hat. Der 26-Jährige wirkt deutlich mutiger, entschlossener, zielstrebiger als noch in der Vorsaison. Und er drückt dem Gladbacher Spiel derzeit seinen Stempel auf.

Gegen Schalke bereitet Hofmann das 1:0 durch Matthias Ginter per Ecke vor und hat auch sonst seine Füße in fast jeder nennenswerten Offensivaktion. Er fordert die Bälle, bestimmt das Tempo, spielt nicht die spektakulärsten, aber sehr präzise Pässe, die meistens genau richtig dosiert sind. Nach drei Bundesligaspielen über die volle Distanz liegt seine Passquote bei 83 Prozent, Bestwerte in der Liga hat er im läuferischen Bereich aufgestellt (siehe Info-Box). Auch gegen Schalke hat er am Ende mehr als 13 Kilometer abgespult, er ist neben Stürmer Alassane Plea auch derjenige, der für das Anlaufen des Gegners bei dessen Ballbesitz zuständig ist.

In seiner Zeit als Borusse, die 2015 begann, hat Hofmann häufig Laufstärke bewiesen, Ballgefühl und Passpräzision aufblitzen lassen. Jedoch fehlte immer irgendwie etwas. Am Offensichtlichsten beim Abschluss, seit seinem Debüt im Dezember 2012 hat er gerade einmal sieben Bundesligatore zustande gebracht. Dass er nach seinem verwandelten Elfmeter gegen Leverkusen nun gegen Schalke nicht seinen zweiten Bundesligatreffer für Borussia erzielte, lag am Pfosten, den er in der 73. Minute traf. „Ich hätte vielleicht mit links schießen können, weil ich so noch ein wenig um den Ball rumlaufen musste“, analysierte Hofmann selbst die Szene.

Es war eine der wenigen, die an seine vorherige Zeit in Gladbach erinnerten, als er auch immer wieder am Gestänge gescheitert war. Doch inzwischen strotzt der Mittelfeldspieler, der sich früher von einer nicht gelungenen Aktion komplett verunsichern ließ, nun vor Selbstvertrauen. Fünf Torschüsse gab er gegen Schalke ab, nur der gegnerische Stürmer Mark Uth hatte ebenso viele. Und auch wenn sie wie die Volleyabnahme oder der Pfostenschuss nicht ins Tor gingen, Hofmann zog sein Spiel durch und kurbelte damit das der Borussen an. Er bereitete Chancen für Thorgan Hazard, Plea und Patrick Herrmann vor und klärte zudem im eigenen Strafraum nach einem Schalker Konter. Und auch die Szene, als er Denis Zakaria die Meinung sagte, als der einem Pass nicht entgegengekommen war, weshalb Schalke in Ballbesitz kam, verdeutlichte: Hofmann hat sich zu einem Führungsspieler entwickelt, der vorangeht und die neue Rolle annimmt.

So mutig er auf dem Spielfeld agiert hatte, so zurückhaltend gab er sich in der Bewertung seiner Leistung. Die wollte er selber gar nicht groß kommentieren, stellte stattdessen die Spielanalyse ins Zentrum. Dass Borussias neues 4-3-3-System, in dem er den Achter, also einen offensiven Mittelfeldspieler, gibt, ihm entgegenkommt, ist klar zu sehen. Hofmann sagte dazu: „Die Position ist schon entscheidend. Man ist da so viel im Spiel involviert, ist so viel am Ball, und wenn man mal einen kleinen Fehlpass spielt, hat man die Möglichkeit, das direkt wieder wettzumachen.“

Letzteres sei „für den Kopf auch immer wieder gut“, ergänzte Hofmann. „Gerade wenn man ein ziemlicher Kopfmensch ist, der sich da viel Gedanken macht. Ich glaube, wenn es einmal läuft, erarbeitet man sich das Glück so ein bisschen. Darüber bin ich froh, für mich kann es gerne so weitergehen“ Die Arbeit der Fitnesstrainer, die in dieser Vorbereitung noch einmal intensiver war, wird auch eine Rolle für die Psyche gespielt haben – wer sich topfit fühlt, traut sich auch mehr zu. Etwa, eine Ecke volley zu nehmen.

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