Yannick Reiners im Interview Ist Konsolen-Fußball Sport? Das sagt Borussias Nationalspieler

Exklusiv | Mönchengladbach · Der 25-jährige Yannik Reiners, der zum Nationalteam gehört, spielt für Borussia an der Konsole. Er spricht über die Situation des E-Sports in der während der Corona-Krise und die Frage, ob er einen Sport betreibt oder nicht.

 Yannik Reiners.

Yannik Reiners.

Foto: Ja/Christian Verheyen/Borussia

Yannick Reiners gehört seit der Gründung 2019 als professioneller Spieler zu Borussias E-Sports-Team. Der 25-Jährige aus Mülheim-Kärlich nahe Koblenz, der zweimal pro Woche noch als Betreuer in einer Ganztagsschule arbeitet, ist unter dem Namen „Jeffryy95“ aktiv. Wegen der Corona-Krise sind die E-Sportler in den Fokus gerückt, nachdem die DFL die „Bundesliga Home Challenge“ gegründet hat. Darüber, aber auch über die Frage, ob er überhaupt einem Sport nachgeht und wie es ist, mit den Gladbacher Bundesliga-Spielern zu zocken, sprach Karsten Kellermann mit Reiners.

Herr Reiners, in der Corona-Krise ist E-Sport für viele Fußball-Fans als Alternative in den Fokus gerückt. Das dürfte Sie freuen.

Reiners Ich muss gestehen: Für uns E-Sportler ist die Situation gar nicht mal schlecht. Wir bekommen eine ganz andere Aufmerksamkeit als sonst. Aber ich muss ehrlich sagen: Ich als Fan vermisse den realen Fußball sehr. Ich habe früher selbst im Verein gekickt und bin jetzt noch hobbymäßig am Ball. Das ist etwas, was mir fehlt.

Kommen wir gleich zur Kardinalfrage: Betreiben Sie einen Sport oder nicht?

Reiners Für mich ist die Antwort auf diese Frage gar nicht von Bedeutung. Denn letztlich kommt es darauf gar nicht an, sondern darauf, dass man uns und unsere Sache wahrnimmt und akzeptiert. Grundsätzlich gibt es auch beim Konsolen-Fußball eine mentale Anspannung und es ist ein Wettbewerb. Das sind Merkmale, die jede andere Sportart auch hat. Und wenn man Schach oder Darts als Sport definiert, gibt es für mich keinen Grund, E-Sports nicht als Sport zu sehen. Andererseits hat Sport für mich auch immer mit Bewegung zu tun – und die fällt bei uns natürlich weg. Jeder kann es für sich festlegen, ob es nun Sport ist oder nicht. Wichtig ist einfach, dass man uns anerkennt.

Das tut auf jeden Fall die DFL, denn durch die Home Challenge mit den Profis wird E-Sport ganz anders platziert.

Reiners Richtig. Unser Spiel am Samstagabend haben bis zu 10.000 Leute angeschaut. Das ist klasse. Es ist eine Menge Potenzial da. Fifa, das Spiel über das wir ja sprechen, wird weltweit millionenfach gespielt und die jüngeren Generationen von Fußballfans sind komplett damit aufgewachsen. Die Bundesligavereine haben das erkannt und sich entsprechend auf dem Feld positioniert. Borussia geht die Sache sehr gut an, sie hat ein nachhaltiges Team gegründet und der Erfolg gibt ihr Recht.

Wirtschaftlich läuft es besser als erwartet und sportlich waren Sie und Ihre Teamkollegen bisher sehr erfolgreich in den beiden Saisons, die Borussias Team bisher gespielt hat.

Reiners Wenn die wirtschaftliche Entwicklung aus Sicht des Vereins gut ist, freut mich das natürlich. Sportlich ist es bisher, glaube ich, auch sehr ordentlich gelaufen. In der ersten Saison waren wir Dritter, in der zweiten Vierter. Wir hatten aber einige Veränderungen im Team und mussten uns entsprechend einspielen. Da haben wir ein paar Punkte liegen lassen. Trotzdem haben wir lange um den Titel mitgespielt.

Normalerweise spielen Sie mit Richard „Der_Gaucho10“ Hormes und Stefan „Topik“ Beer, jetzt war Jonas Hofmann aus dem Profi-Team ihr Teamkollege bei der Home Challenge. Sie mussten ihn beim 5:2-Sieg durchziehen gegen das Schiedsrichterteam, weil er gegen Deniz Aytekin 1:2 verloren hat, nachdem Sie Daniel Schlager 4:0 besiegt hatten.

Reiners Ich muss sagen, dass mich Deniz Aytekin überrascht hat. Er ist sehr ehrgeizig und hat sich offenbar sehr akribisch vorbereitet auf das Spiel. Darum hatte es Jonas schwer. Aber es war klasse, mit ihm ein Team zu bilden. Wir haben vorher mal gegeneinander gespielt und ein bisschen gequatscht. Für mich, der ich auch Gladbach-Fan bin, ist das natürlich klasse.

Sie haben auch schon gegen Florian Neuhaus und Christoph Kramer gespielt. Wer ist an der Konsole der beste Borusse?

Reiners Alassane Plea und Yann Sommer habe ich auch schon spielen sehen. Ich muss sagen, dass Christoph Kramer und Florian Neuhaus die Besten sind. Man merkt, dass sie viel vom realen Fußball auf Fifa übertragen. Wenn sie zusammenspielen, sind sie eingespielt.

Kann der reale Fußball an der Konsole helfen?

Reiners Ein bisschen schon, auch wenn es eigentlich etwas ganz anderes und nicht vergleichbar ist. Ich muss sagen, dass es mir hilft, dass ich selbst in einer Mannschaft gespielt habe. So hat man ein Gespür für viele Situationen, die es auch bei Fifa gibt. Und grundsätzliche Dinge, wie zum Beispiel in die Tiefe zu spielen, kann man schon übernehmen.

Was Borussias E-Sports-Team dem der Profis voraus hat: Es hat mehr deutsche Nationalspieler. Bei den Profis ist es aktuell nur Matthias Ginter, während Sie und Richard Hormes gemeinsam für das deutsche Team nominiert wurden.

Reiners Es bedeutet uns viel, dass wir eingeladen wurden. In Deutschland zu den besten fünf Spielern einer Konsole zu gehören, heißt schon was. Es gibt in keinem anderen Land eine so qualitative Breite wie bei uns.

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