Neue Methode in Remscheid vorgestellt Corona-Schnelltest zum Schreien

Remscheid · Ein neues Corona-Schnelltestverfahren kommt angeblich ganz ohne Stäbchen in Mund oder Nase aus. Alles, was man tun muss: Schreien. Das weltweit erste Gerät mit dieser Technologie wird aktuell in Remscheid getestet.

 So sieht die Kabine von innen aus: NRW-Landtagsabgeordneter Jens-Peter Nettekoven (CDU) öffnet die Tür zum neuen Testgerät.

So sieht die Kabine von innen aus: NRW-Landtagsabgeordneter Jens-Peter Nettekoven (CDU) öffnet die Tür zum neuen Testgerät.

Foto: Peter Meuter

Die Kabine ist kahl, metallisch-grau. Der Boden besteht aus einem Gitter. In Blickrichtung sind blaue Leuchtröhren angebracht. Ein Rauschen verkündet, dass die Kabine dekontaminiert wird. Es wird windig, dann gehen die Lichter aus. Das ist das Signal: Jetzt wird geschrien. Acht Sekunden lang, bis die Lampen wieder angehen.

So läuft ein Corona-Test im „Quick Breath Analyzer“ (Quba) ab, der aktuell in Remscheid erprobt wird. Dabei handelt es sich um ein neues Testverfahren, entwickelt vom niederländischen Erfinder Peter van Wees. Noch wartet er auf eine medizinische Zulassung für sein Produkt. Van Wees entwickelt normalerweise Filtersysteme; in der Pandemie hat er nun ein Corona-Testverfahren entwickelt, von dem er behauptet, es sei genauer als herkömmliche Schnelltests. „Die Testgenauigkeit der Quba-Kabine ist mit einem PCR-Test vergleichbar“, sagt van Wees. Das hätten erste Probeläufe ergeben, die er ab Dezember in seiner niederländischen Heimat durchgeführt habe.

Dass seine Maschine in Deutschland getestet wird, hat van Wees David Hartmann zu verdanken. Der Unternehmer aus Mönchengladbach habe sich mit Möglichkeiten für eine geeignete Test-Strategie beschäftigt, sagt er. „Ich habe überlegt, wie ich dazu beitragen kann, dass es in Nordrhein-Westfalen in Richtung Öffnungen geht.“ Da habe er von der Quba-Kabine erfahren und Kontakt zu dem niederländischen Entwickler aufgenommen. Hartmann sprach dann mit Jens Nettekoven, den er vom gemeinsamen Sport kennt und der für Remscheid und Radevormwald im NRW-Landtag sitzt.

Im Berufsbildungszentrum der Industrie (BZI) in Remscheid steht nun für eine Woche die weltweit erste Quba-Kabine. Angestellte und Auszubildende können sich freiwillig per Schrei-Probe auf das Coronavirus testen lassen. Um den Probelauf wissenschaftlich zu begleiten, werden zusätzlich PCR-Tests der Probanden gemacht.

Aber wie soll er nun funktionieren, dieser Schrei-Test? „In die Kabine ist ein Filter eingebaut, der mit einer hohen Umdrehungszahl dafür sorgt, dass die Kabine dekontaminiert wird. Es sind dann gar keine Partikel mehr in der Kabine“, sagt Hartmann. Ist die Dekontaminierung abgeschlossen, geben die Leuchtröhren das Signal: Der Proband soll dann schreien, alternativ kann auch gesungen werden. „Die Partikel aus dem Atem werden untersucht, dabei werden auch Coronaviren erkannt. Das Virus hat ein bestimmtes Gewicht, das die Maschine erkennt“, sagt Hartmann. Rund zweieinhalb Minuten soll das Verfahren dauern, nach einer weiteren Minute ist ein Ergebnis da.

Hartmann und van Wees halten das Verfahren für simpel – und günstiger als andere Tests soll es auch noch sein. Nur zwei bis drei Euro koste eine Quba-Testung pro Person, sagen sie.

Ein Quantensprung beim Nachweis von Corona-Infektionen also? Experten sind da noch nicht ganz so überzeugt. Man würde sich ja über ein schnelles und verlässliches Testverfahren freuen, sagte Geert Westerhuis von der niederländischen Gesundheitsbehörde RIVM kürzlich der Nachrichtenagentur Reuters. Allerdings könne man nicht sagen, wie gut die Maschine von van Wees funktioniere: „Wir wissen zu wenig darüber.“

Tatsächlich allerdings wird schon seit längerer Zeit an Corona-Atemtests geforscht. Einem WDR-Bericht zufolge haben Untersuchungen der Universität Edinburgh und des Klinikums Dortmund eine hohe Treffsicherheit solcher Tests ermittelt. Bislang werden sie aber nicht klinisch eingesetzt.

 Peter van Wees ist der Erfinder des neuen Testverfahrens.

Peter van Wees ist der Erfinder des neuen Testverfahrens.

Foto: Peter Meuter

Van Wees und Hartmann wollen die Schreitest-Maschine unterdessen bei Unternehmen und Kommunen etablieren. „Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Kabine künftig in Zoos, Freizeitparks oder Stadiensteht“, sagt Nettekoven. Damit der Apparat beispielsweise in kommunalen Testzentren eingesetzt wird, muss er zunächst die gleiche Zertifizierung bekommen wie aktuell verwendete Tests. Das ist noch nicht der Fall.

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