E-Sport Embolo schießt Borussia gegen Bayer zum Sieg

Mönchengladbach · Borussias E-Sportler Yannick Reiners hat auf der Playstation dank des Tores von Breel Embolo gegen Leverkusens Kai Wollin gewonnen. Während der Ball in der Bundesliga nicht mehr rollt, wird virtuell noch weiter gekickt.

 Yannick Reiners (“Jeffryy95“/l.) bildet mit Richard Hormes (“Der Gaucho10“) und dem Schweizer Stefan Beer („Topik“/r.) Borussias E-Sport-Team.

Yannick Reiners (“Jeffryy95“/l.) bildet mit Richard Hormes (“Der Gaucho10“) und dem Schweizer Stefan Beer („Topik“/r.) Borussias E-Sport-Team.

Foto: Christian Verheyen

Breel Embolo ist, wie seine Borussia-Kollegen, im fußballerischen Stand-by-Modus. Es wird nun daheim trainiert. Embolo hat somit auch Zeit, nochmal jenen Moment Revue passieren zu lassen, in dem er sich seinen Platz in der Gladbacher Klub-Geschichte gesichert hat: als der erste Geister-Derby-Held. Mit seinem Tor zum 1:0 und der Vorlage beim Eigentor des Kölners Jorge Meré beim 2:1 gegen den 1. FC Köln sorgte er für den 50. Heimsieg der Borussen gegen den Erz-Rivalen.

Doch auch sein digitaler Avatar kann Rheinland-Duelle entscheiden. Denn der animierte Embolo war es, der Borussia zum 1:0-Sieg schoss, als die E-Sportler Yannick Reiners und Kai Wollin – Ersterer gehört als Playstation-Spieler zu Gladbachs E-Sport-Team, Letzterer zu dem von Bayer – die wegen der Corona-Pandemie verlegte Partie auf der Konsole spielten. Bayer hatte mehr Ballbesitz und eine höhere Schussgenauigkeit, doch Borussia hatte Embolo und seinen Torinstinkt.

Breel Embolo von Borussia Mönchengladbach im Porträt
31 Bilder

Das ist Breel Embolo

31 Bilder
Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Päffgen

Für Reiners sind die Vergleiche mit Wollin, der mehrfacher deutscher Meister und sogar Fifa-Playstation-Weltmeister ist, besondere Herausforderungen. Schließlich war der Leverkusener Star-Gamer früher eines seiner Vorbilder. Im regulären Liga-Spiel gab es ein Unentschieden zwischen den beiden. Nun, in dem kurzfristig vereinbarten Freundschaftsspiel, lag Reiners, der als „Jeffryy95“ spielt, vorn.

Reiners bildet mit Richard Hormes (“Der Gaucho10“) und dem Schweizer Stefan Beer („Topik“) Gladbachs E-Sport-Team. Seit 2019 gibt es die E-Sport-Mannschaft bei Borussia. Die Bilanz ist absolut positiv seitdem. „Es hat sich sportlich und wirtschaftlich sehr gut entwickelt“, sagt Andreas Cüppers, der die Abteilung Digitale Entwicklung bei Borussia leitet. In der vergangenen Saison spielte Borussia lange um den Titel mit, „am Ende ging uns dann etwas die Luft aus“.

Beim Fifa-E-Club-Word-Cup war Borussia als einziger deutscher Klub dabei und kam bis ins Viertelfinale, Reiners und Hormes gelten als eines der besten deutschen E-Sport-Duos. „Zudem sind wir mit der medialen Aufmerksamkeit für das Thema und mit der Vermarktung sehr zufrieden“, sagt Cüppers. Erfolg macht nicht nur im wahren Leben sexy.

Erfolg hatten die Borussen auch in ihrer zweiten Saison in der E-Sport-Bundesliga. Derzeit belegten die Borussen den Rang, den Borussias Profi-Team in der eingefrorenen Tabelle der realen Bundesliga auch belegt: den vierten. Der bringt im E-Sport-Bereich zwar keine Teilnahme an der digitalen Champions League, doch haben sich die Gladbacher Spieler damit für das Finale um die nationale Einzelmeisterschaft qualifiziert. Nächste Woche wäre das Finale gewesen.

Das Problem: „Die Endrunde wurde wegen der Corona-Krise abgesagt, wie auch alle anderen offiziellen EA-Wettbewerbe online wie offline“, sagt Cüppers. Trotzdem wird gespielt. Die E-Sportler vieler Klubs haben sich wie nun Borussia und Bayer online verabredet, um die ausgefallenen Spiele zumindest auf der Konsole stattfinden zu lassen. „Wir haben zu den E-Sportlern von Bayer und RB Leipzig einen kurzen Draht, da geht so etwas ohne weitere Schwierigkeiten“, sagt Cüppers. Gespielt wurde zu der eigentlich real angesetzten Zeit am Sonntag um 13.30 Uhr, bei Twitch war das rheinische Cyber-Treffen sogar live zu sehen.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) plant nach Informationen unserer Redaktion, etwas Geordnetes aus der „wilden“ Liga ihrer Klubs zu machen. Diesbezüglich ist die Liga mit den Klubs in Kontakt. In Spanien spielen die Stars der La-Liga-Klubs selbst das alternative Fußball-Programm am realen Spielplan entlang, das könnte auch in Deutschland ein Modell sein. Entsprechende Challenges unter den Profis gibt es reichlich, es gibt also genug Experten. So könnte man die Spiele, die ausfallen, auf der Konsole simulieren wie jetzt Gladbach gegen Leverkusen.

Es wäre kein Ersatz für den echten Fußball, aber eine Linderung für den Entzug. Spannend wäre es, wenn dann zum Beispiel der reale Breel Embolo seinen Playstation-Klon selbst zu Siegtoren steuern würde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort