Persönlich Sir Ivan Rogers . . . tritt als britischer EU-Botschafter ab

Optimismus siegt über Pessimismus - so feiern zumindest die Anhänger des Brexit-Lagers in Großbritannien den Rücktritt des britischen EU-Botschafters, Sir Ivan Rogers.

Rogers galt in den vergangenen drei Jahren als einer der führenden Berater der Premierminister David Cameron und Theresa May, blieb in der Öffentlichkeit aber häufig blass. In die Kritik geriet er trotzdem. Im Dezember 2015 sorgte ein von ihm verfasstes Memo über die möglichen Auswirkungen eines Brexit-Votums für Aufregung in der britischen Presse - vor allem in jener, die für den Austritt aus der EU warb. Darin sagte der 56-Jährige, dass der Abschluss eines neuen Freihandelsabkommens mit der EU bis zu zehn Jahre dauern könnte. Nach der Abstimmung gaben ihm dann EU-freundliche Politiker eine Teilschuld für das Ergebnis. Er habe die Neuordnung der Beziehungen Großbritanniens mit der EU behindert, weil er nicht überzeugt und zu wenig herausgehandelt habe.

Rogers studierte Moderne Geschichte am Balliol College in Oxford, sein Auslandsjahr verbrachte er in Bremen. Vielleicht prägte ihn diese Zeit: Immerhin wurden ihm Bemühungen um eine engere Beziehung mit der deutschen Regierung zugeschrieben. Der Botschafter reiste oft nach Berlin, um mit den EU- und Wirtschaftsberatern von Kanzlerin Merkel, Lars-Hendrik Röller und Nikolaus Meyer-Landrut, zu sprechen.

Rogers gilt jedoch nicht unbedingt als überzeugter Freund von Europa. Wie viele seiner Kollegen ist er skeptisch gegenüber der Entwicklung der EU, im Amt bekämpfte er deren Zentralisierung. Nun empfand er den Druck von Brexit-Befürwortern auf sein Amt offenbar aber als zu hoch.

Und Premierministerin May muss einen neuen Botschafter finden, der Brüssel so gut kennt wie Rogers. Auf wen auch immer die Wahl fällt - er wird in den nächsten Jahren eine entscheidende Rolle in den Brexit-Verhandlungen spielen. Sebastien Ash

(RP)
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