Raketenabwehr aus Israel für Deutschland In drängender Mission

Jerusalem/Berlin · Vor dem Eindruck des russischen Angriffskrieges in der Ukraine will sich auch Deutschland besser gegen mögliche Raketenangriffe eines aggressiven Staates wappnen. Jetzt erkunden Verteidigungspolitiker des Bundestages in Israel eine neue Raketenabwehr.

Das israelische Raketenabwehrsystem „Arrow 3“ könnte bald auch Deutschland vor feindlichen Raketen schützen

Das israelische Raketenabwehrsystem „Arrow 3“ könnte bald auch Deutschland vor feindlichen Raketen schützen

Foto: dpa/Israeli Ministry Of Defense

Keine Sonderwünsche. Keine eigene Entwicklung. Kein jahrelanges Warten. Sie wollen gewissermaßen „ins Regal greifen“, wie es Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) unlängst formuliert hat. Also kaufen bei befreundeten Staaten, was der Markt bereits hergibt. Verteidigungspolitiker des Bundestages haben sich in diesen Tagen auf nach Israel gemacht. Sogar ein Termin mit Verteidigungsminister Benny Gantz ist vorgesehen. Die Delegation aus Deutschland treibt ein drängendes Anliegen. Sie wollen bei ihrer Inspektion erkunden, wie sich Deutschland vor der Aktualität des Krieges in der Ukraine und einer möglichen Kriegsgefahr selbst für Nato-Europa künftig vor Raketenangriffen schützen könnte. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Anne Will“ wegen der russischen Kriegspolitik erstmals darüber gesprochen, dass Deutschland ein neues Raketenabwehrsystem kaufen werde. Details wollte er noch nicht nennen, denn der Plan sei noch nicht abschließend beraten.

Nun also sind Verteidigungsexperten des Bundestages in Israel dabei, Fakten und Daten zu sammeln. Spannt Deutschland also auch eine „Eiserne Kuppel“ („Iron Dome“) wie Israel über sein Staatsgebiet? Oder soll der „Pfeil“, das israelische System „Arrows 3“ anfliegende (russische) Mittel- und Langstreckenraketen abwehren – die wahrscheinlichere Variante, weil „Iron Dome“ für die Abwehr von Kurzstreckenraketen gedacht ist? Sinnigerweise hatte Bundeskanzler Scholz bei seinem Israel-Besuch zuletzt darauf hingewiesen, dass beide Länder nun einen „strategischen Dialog“ für die Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich vereinbart hätten.

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), sagte unserer Redaktion: „Angesichts des Krieges in der Ukraine macht es natürlich Sinn sich militärisch mit diesen neuen sicherheitsrelevanten Gegebenheit auseinanderzusetzen. Abschreckung gegenüber aggressiven Staaten ist nur glaubwürdig, wenn wir einen defensiven Raketenabwehrschirm haben zusammen mit offensiven Fähigkeiten wie zum Beispiel der F35. Eingebettet und abgestimmt immer mit den europäischen Partnern und der Nato.“ Man könne bei der Raketenabwehr von israelischer Expertise profitieren. Strack-Zimmermann: „Israel kennt diese perfiden Bedrohungen mehr als andere Staaten. Ein Austausch mit israelischen Fachleuten zum Raketenabwehrsystem Arrow 3 und der Fähigkeit der exoatmosphärischen Raketenabwehr ist daher sinnvoll.“ Bei der exoatmosphärischen Abwehr ist das System auch in der Lage, Ziele außerhalb der Atmosphäre zu zerstören.

Zuletzt hatte Verteidigungsministerin Lambrecht angekündigt, Deutschland werde für die Nachfolge der veralteten Tornado-Jets US-amerikanische Kampfjets des Typs „F35“ von Lockheed Martin kaufen. Ebenso zusätzliche Eurofighter. Die F35 soll ab 2027 bei der Truppe eingeführt werden. Sowohl der Kauf der F35-Kampfjets und zusätzlicher Eurofighter wie auch ein neues Raketenabwehrsystem für Deutschland wären dann Teil des 100-Milliarden-Euro-Programmes, das Bundeskanzler Scholz in einer Sondersitzung des Bundestages am 27. Februar, wenige Tage nach Start des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, verkündet hatte. Deutschland verfügt bislang für den näheren Bereich im Kampf gegen Flugzeuge und Hubschrauber über die Abwehrrakete „Stinger“ und für die mittlere Distanz über das „Patriot“-Abwehrsystem. Das israelische System „Arrow 3“ wäre für den Kampf gegen ballistische Raketen geeignet. „Arrow 3“ kann anfliegende Raketen bis über 100 Kilometer Höhe außerhalb der Atmosphäre (exoatmosphärisch) zerstören.

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