Wie entsteht ein Tornado?
Die Entstehung eines Tornados erfolgt in der Regel durch ein komplexes Zusammenspiel atmosphärischer Bedingungen während eines Gewitters. Ein Tornado entsteht grundsätzlich in einer instabilen Atmosphäre, in der warme, feuchte Luft auf kalte, trockene Luft stößt. Diese Konstellation erzeugt starke vertikale Luftbewegungen, die die Grundlage für die Entwicklung eines Tornados bilden. Weiterhin benötigen Tornados eine Veränderung der Windrichtung und -geschwindigkeit mit zunehmender Höhe. Diese Scherung der Windbedingungen begünstigt die horizontale Rotation der Luft und führt schließlich zu einem vertikalen Wirbel. Infolge dieses Prozesses entwickelt sich eine Rotation, sie stellt einen wesentlichen Schritt in der Entstehung eines Tornados dar.
Die vertikale Rotation, die durch die horizontale Scherung ausgelöst wird, kann zu einem rotierenden Aufwindbereich führen, der als Mesozyklon bezeichnet wird. Ist der Mesozyklon stark genug und setzt seine Entwicklung fort, kann er einen Trichter aus Luft erzeugen, der sich von der Basis der Wolken bis nach unten erstreckt. Dieser Trichter wird oft als "Wall Cloud" bezeichnet und dient als sichtbares Zeichen für die bevorstehende Bildung eines Tornados. Sobald der Trichter genügend nach unten gerichtet ist und den Boden erreicht, wird er als Tornado klassifiziert. Tornados können unterschiedliche Formen und Größen annehmen, von dünnen, kegelförmigen Tornados bis hin zu breiteren, mehrfach verwirbelten Strukturen.
In welchen Teilen Deutschlands kann ein Tornado entstehen?
Obwohl Deutschland, im Vergleich zu Regionen wie den USA, als vergleichsweise tornadoarm gilt, können Tornados dennoch in bestimmten Teilen Deutschlands auftreten. Die Wahrscheinlichkeit für Tornadoaktivitäten ist jedoch insgesamt sehr viel geringer.
Die Gebiete, in denen Tornados am wahrscheinlichsten auftreten können, sind normalerweise die Regionen, die eine Kombination aus warm-feuchter Luftmasse und einer gewissen atmosphärischen Instabilität aufweisen.
In der Niederrheinischen Bucht, im westlichen Teil Deutschlands, besteht aufgrund der geografischen und atmosphärischen Bedingungen die höchste Wahrscheinlichkeit für Tornadoaktivitäten in Deutschland. Auch einige Regionen in Südwestdeutschland, entlang des Oberrheins und im südwestlichen Deutschland, können gelegentlich von Tornados betroffen sein. In Norddeutschland hingegen treten Tornados seltener auf, dennoch konnten sie in der Vergangenheit auch in einigen Teilen Schleswig-Holsteins oder Niedersachsens beobachtet werden. Der letzte Tornado in Deutschland wurde am 10. Mai 2023 in Bayern gesichtet.
Wo kann man sich am besten vor einem Tornado schützen?
Bei einer Tornadowarnung ist es wichtig, Schutz in einem stabilen Gebäude zu suchen, idealerweise in einem Keller oder einem unterirdischen Schutzraum, denn Keller gehören zu den sichersten Orten während eines Tornados. Generell gilt, sich in einem Bereich aufzuhalten, der weit weg von Außenwänden oder Fenstern liegt. Sollte in einem Gebäude kein Keller vorhanden sein, können auch eine Kammer oder ein enger Flur geeigneten Schutz bieten. Räume mit großen Dachspannweiten oder großen Freiflächen sollten vermieden werden. Auch das Badezimmer, besonders die Badewanne, kann – bedeckt mit einer Matratze oder Decke – als zusätzlicher Schutz dienen. Wer sich im Freien oder im Auto befindet, sollte sofort sein Fahrzeug verlassen und einen niedrig gelegenen Bereich, wie zum Beispiel einen Graben oder eine Senke, aufsuchen. Brücken und Überführungen hingegen können bei Tornados besonders gefährlich sein, da sie den Wind verstärken können.
Was ist der Unterschied zwischen einer Windböe und einem Tornado?
Windböen und Tornados sind beide atmosphärische Phänomene, aber sie unterscheiden sich stark in Bezug auf ihre Ursachen, Eigenschaften und Auswirkungen.
Windböen entstehen meist durch kurzfristige und abrupte Veränderungen im Luftdruck. Sie können durch lokale atmosphärische Instabilität, Fronten, Gewitterzellen oder topografische Gegebenheiten hervorgerufen werden, wobei sie normalerweise nur von kurzer Dauer sind. Doch auch wenn sie nur wenigen Sekunden bis zu einigen Minuten andauern, erreichen sie dabei auch hohe Geschwindigkeiten. Windböen können Bäume entwurzeln und Schäden an Gebäuden, Stromleitungen und anderen Infrastrukturen verursachen. Sie können gefährlich sein, aber ihre Auswirkungen sind normalerweise begrenzt.
Tornados hingegen können verheerende Schäden anrichten, indem sie ganze Landstriche verwüsten und in Extremfällen sogar mehr als eine Stunde anhalten. Ihr Durchmesser bewegt sich in einem Bereich von 20 bis 50 Metern, kann jedoch in Ausnahmesituationen sogar bis zu 1.000 Meter betragen.
Wie schnell kann ein Tornado werden?
Die Geschwindigkeit eines Tornados kann stark variieren und hängt von der Stärke und Größe des Tornados ab. Die Werte werden in der Enhanced Fujita-Skala (EF-Skala) gemessen:
EF0 (schwach): Windgeschwindigkeiten von 105 bis 137 km/h.
EF1 (mäßig): Windgeschwindigkeiten von 138 bis 177 km/h.
EF2 (stark): Windgeschwindigkeiten von 178 bis 217 km/h.
EF3 (sehr stark): Windgeschwindigkeiten von 218 bis 266 km/h.
EF4 (verheerend): Windgeschwindigkeiten von 267 bis 322 km/h.
EF5 (katastrophal): Windgeschwindigkeiten über 322 km/h.
Tornados in den Kategorien EF3 bis EF5 gelten als besonders gefährlich und sind in der Lage, schwerste Schäden anzurichten. Es ist auch möglich, dass ein und derselbe Tornado in sich unterschiedliche Geschwindigkeiten aufweist, je nachdem, in welchem Teil des Tornados gemessen wird.