Hoffnung auf höhere Impfquote Erste Lieferungen von Novavax-Impfstoff erwartet

Berlin · Noch immer ist knapp jeder siebte Erwachsene in Deutschland nicht gegen Corona geimpft. Viele misstrauen den bislang verfügbaren Impfstoffen. An diesem Montag kommen die ersten 1,4 Millionen Dosen des US-Herstellers Novavax an, die nicht mit der mRNA-Technik hergestellt sind.

 Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebundes, erwartet wenig Auswirkungen durch neuen Novavax-Impfstoff.

Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebundes, erwartet wenig Auswirkungen durch neuen Novavax-Impfstoff.

Foto: dpa/Guido Kirchner

„Ich bin nicht sicher, dass Novavax der ,Gamechanger´ der Impfkampagne wird“, sagte Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery. „Die ,Hard-core-Impfverweigerer` wird man auch mit Novavax nicht erreichen“, sagte der Vorsitzende des Weltärztebundes. „Novavax ist ein Proteinimpfstoff, der auf altbekannten Prinzipien aufsetzt. Er hat nicht weniger Nebenwirkungen als die inzwischen weltweit führenden mRNA-Impfstoffe“, sagte Montgomery. „Aber er kann als psychologische Brücke für die dienen, die sich – wissenschaftlich unbegründet – heftig gegen die modernen Impfstoffe ausgesprochen haben“, sagte der frühere Chef des Marburger Bundes.

Die am häufigsten in Deutschland verabreichten Impfstoffe – die Mittel von Biontech/Pfizer und Moderna sind so genannte mRNA-Impfstoffe. Vor Corona gab es noch keine zugelassenen Impfstoffe auf mRNA-Basis. Manche Menschen macht das misstrauisch. Wie auch die Vektorimpfstoffe von Johnson & Johnson und Astrazeneca basieren mRNA-Impfstoffe darauf, dass die Körperzellen einen kleinen Teil des Virus selbst herstellen. Dadurch wird eine Immunantwort ausgelöst, die uns schützt.

Der Novavax-Impfstoff basiert hingegen auf einem klassischeren Verfahren. Manche Menschen heben den Stoff namens Nuvaxovid als vermeintlich sichereren Totimpfstoff hervor, also als Impfstoff ohne lebende, vermehrungsfähige Krankheitserreger. Dieser Begriff ist aber in der Wissenschaft nicht klar von anderen abgegrenzt; laut Ständiger Impfkommission (Stiko) sind auch die vier anderen Impfstoffe „funktionell“ Totimpfstoffe, enthalten also keine lebenden Viren.

Die Bundesregierung hofft, dass der Novavax-Impfstoff eine Alternative für all jene ist, die Vorbehalte gegen mRNA-Impfstoffe haben. Aber ob sich das in breiterem Umfang auswirkt, ist nicht sicher, denn auch der Novavax-Impfstoff enthält ein neuartiges Adjuvans, also einen neuen Hilfsstoff. Immer wieder hatten auch Pflegende, die noch nicht geimpft sind, angeführt, dass sie auf einen Totimpfstoff warten würden.

Im ersten Quartal sollen laut Bundesgesundheitsministerium vier Millionen Impfstoffdosen von Novavax in mehreren Tranchen nach Deutschland ausgeliefert werden, im gesamten Jahr insgesamt bis zu 34 Millionen Impfstoffdosen. Die  Stiko hatte sich für den Einsatz ab 18 Jahren ausgesprochen - mit zwei Dosen im Abstand von mindestens drei Wochen. Laut Bund und Ländern soll der Stoff namens Nuvaxovid prioritär an bisher nicht geimpfte Beschäftigte in den betroffenen Einrichtungen verimpft werden. Für Beschäftigte in der Pflege und in Kliniken greift ab Mitte März die Impfpflicht. In vielen Bundesländern sollen die Impfungen ab Anfang März beginnen. In den Arztpraxen kommen die Impfstoffe erst etwas später an.

  In den Zulassungsstudien zeigte der Impfstoff laut Stiko eine mit den mRNA-Impfstoffen vergleichbare hohe Wirksamkeit. Wie gut das Mittel vor Omikron schützt, könne noch nicht beurteilt werden. Nuvaxovid führe häufig zu lokalen und systemischen Impfreaktionen, die über wenige Tage anhalten können und ähnlich stark seien wie nach Impfung mit den anderen Corona-Impfstoffen. Einige Experten weisen darauf hin, dass die Datenlage beispielsweise bei mRNA-Impfstoffen durch Milliarden verabreichter Dosen deutlich besser ist.

(dpa/mar)
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