USA setzen auf Raumfahrt Nasa-Budget soll deutlich erhöht werden

Washington · Raumfahrt scheint ein Wachstumsmarkt und eine Investition in die Zukunft zu sein. Davon ist zumindest US-Präsident Joe Biden überzeugt. Er möchte das Budget der US-Raumfahrtbehörde Nasa deutlich erhöhen.

Im November 2024 soll Artemis II starten. Mit drei US-Astronauten und einem Kanadier an Bord. Sie Sollen den Mond umrunden. Artemis III soll dann dort landen.

Im November 2024 soll Artemis II starten. Mit drei US-Astronauten und einem Kanadier an Bord. Sie Sollen den Mond umrunden. Artemis III soll dann dort landen.

Foto: dpa/John Raoux

Das vergangene Jahr war eine Zeit der Erfolge für die US-Raumfahrtbehörde Nasa: Die Dart-Mission veränderte erfolgreich die Bahn eines Asteroiden. Das James-Webb-Weltraumteleskop beeindruckt nicht nur mit spektakulären Bildern, sondern liefert beständig Daten – die Wissenschaftler vor neue Fragen stellen. Und vor allem: Artemis I war ein Erfolg. Auf dem Weg zum Mond konnte die Nasa zusammen mit der europäischen Weltraumorganisation Esa einen großen Sprung machen. Eine unbemannte Orion-Kapsel erreichte nicht nur unseren Trabanten, sondern flog in eine Umlaufbahn ein und kehrte dann unbeschadet zur Erde zurück. Doch auf dem Erreichten wollen sich weder der Nasa-Chef Bill Nelson ausruhen, noch offensichtlich US-Präsident Joe Biden. Denn der will das Budget der Nasa für das kommende Jahr noch einmal deutlich erhöhen: um 7,1 Prozent auf dann 27,2 Milliarden US-Dollar.

Ein deutlicher Schwerpunkt wird dabei auf die Fortsetzung des Artemis-Programms gelegt. Mehr als 8,1 Milliarden Dollar fließen darin. Das ist indes nicht überraschend. Alleine die unbemannte Mission im vergangenen Jahr hat mehr als vier Milliarden Dollar gekostet. Und bei der sind keine Astronauten mitgeflogen. Im November 2024 soll der nächste Start erfolgen. Mit drei US-Amerikanern an Bord und einem Crew-Mitglied aus Kanada, die am 3. April vorgestellt werden sollen. Sie sollen dann zwar nicht auf dem Mond landen, aber als Vorbereitung dafür unseren Trabanten umrunden. Alleine für diese Artemis-II-Mission sind mehr als 4,5 Milliarden Dollar vorgesehen. Zudem sind 380 Millionen eingeplant für zukünftige Mondrover und neue Raumanzüge. Und die sollen bereits am Mittwoch vorgestellt werden und wurden von dem US-Unternehmen Axiom Space entwickelt.

Eine große Frage ist bei Artemis indes noch offen: Wie weit sind Elon Musk und sein Unternehmen SpaceX? Dessen „Falcon Heavy“ soll das Arbeitstier der neuen Raumstation „Gateway“ im Mondorbit sein (914 Millionen Dollar für 2024 eingeplant). Zudem ist seine neue Rakete „Starship“ die Basis für die Fähre, mit der vermutlich 2025 Astronauten auch auf dem Mond landen werden (1,881 Milliarden Dollar eingeplant). Bislang gibt es aber bei SpaceX nur kleine Fortschritte. So ist das Starship noch nicht einmal abgehoben. Und je nachdem, wen man fragt, gibt es dazu unterschiedliche Bewertungen. Optimisten sagen: SpaceX würde nur noch an der finalen Konfiguration feilen, dann könnte es ganz schnell gehen. Pessimisten dagegen werden langsam ungeduldig.

Für den Betrieb der Internationalen Raumstation ISS sind etwas mehr als 1,3 Milliarden Dollar vorgesehen, für weitere Raumflüge insgesamt fast zwei Milliarden Dollar. Zudem sind noch 228 Millionen eingeplant, um mit privaten Unternehmen wie beispielsweise Axiom Space einen Nachfolger für die ISS zu entwickeln – wenn die Station nach 2030 ihr Ende erreicht. Zudem soll für 180 Millionen Dollar ein Raumschiff entwickelt werden, mit dem die ISS sicher und kontrolliert ihren Orbit verlassen kann. Auf Kostenpflichtiger Inhalt Russland will man sich da offenbar nicht verlassen, obwohl das eigentlich zum Aufgabenbereich der russischen Weltraumagentur Roskosmos gehört. Und: Allein 39 Millionen sind für die Vermeidung von Weltraumschrott vorgesehen.

Nachhaltigkeit hat die Raumfahrt erreicht. Das spiegelt sich auch in den vorgesehen knapp 2,5 Milliarden US-Dollar für die Erdbeobachtung wieder. Unter anderem mit dem Nisar-Satelliten in Kooperation mit Indien, der im Januar 2024 starten soll. Dabei geht es um die Beobachtung der irdischen Öko- und Klima-Systeme sowie deren Veränderungen mit Blick auf die globale Erwärmung. Aber auch Landwirtschaft sowie der Schutz vor Unwetter oder Katastrophen wie Waldbrände sollen von dem vorgesehenen Geld profitieren.

Für die Wissenschaft sind insgesamt sogar knapp 8,3 Milliarden US-Dollar vorgesehen: ein Plus von 3,4 Prozent. Darunter fallen knapp 1,6 Milliarden für den Unterhalt des James-Webb- und des Hubble-Weltraumteleskops sowie für die Entwicklung des Nancy-Grace-Roman-Teleskops (Start 2027). Zur Vorbereitung und Entwicklung weiterer Missionen beispielsweise zur Venus, zum Jupitermond Europa oder um Gesteinsproben des Mars-Rovers Perseverance für tiefergehende Analysen zurück zur Erde zu bringen, sind rund 3,4 Milliarden vorgesehen – auch wenn sie nicht im kommenden Jahr starten.

Und auf der Erde? Da möchte man mit 265 Millionen Dollar unter anderem den X-59 von Lockheed-Martin finanzieren. Der Experimentalflieger soll über dem amerikanischen Festland Überschallgeschwindigkeit erreichen – ohne ohrenbetäubenden Knall. Dafür wird mit speziellen Flügelkonstruktionen, Materialien sowie Cockpit- und Triebwerksanordnungen experimentiert. Das Ziel: Die Technologie soll in schnelleren Passagiermaschinen zum Einsatz kommen. Mit fast 300 Millionen wird zudem die Entwicklung effizienterer und umweltfreundlicher Flugzeuge gefördert. Denn schließlich stehe laut Nelson in einer Videobotschaft das erste „A“ bei Nasa für „Aeronautics“ (Luftfahrt). Da möchte man sich noch mehr engagieren, um der US-Wirtschaft einen Innovationsschub zu verleihen. Passend dazu sind weitere 300 Millionen Dollar vorgesehen, um Klein- und Kleinstunternehmen zu fördern. Damit sollen sie neue Technologien entwickeln oder direkt in Produkte umsetzen. Um das Wachstum im Raumfahrtsektor weiter anzukurbeln.

Für Niklas Nienaß, Grüner Abgeordneter im Europaparlament und Sprecher für Weltraumpolitik, kommt das US-Engagement nicht überraschend. „Wir brauchen die Erdbeobachtung im Kampf gegen den Klimawandel, wir brauchen stabile Kommunikationsnetze in Krisenzeiten und wir brauchen innovative Forschung aus dem All.“ Und: „Wir sehen, dass weltweit stark in die Raumfahrt investiert wird. Das Budget der Nasa steigt um sieben Prozent, bei der Esa waren es zuletzt 17 Prozent mehr. Das wird der Bedeutung auch gerecht, Raumfahrt wird für unser Leben immer relevanter.“

Aber der prozentuale Anstieg ist nur ein Teil der Wahrheit. In absoluten Zahlen wird der Unterschied zu Europa deutlich. Das gibt auch Nienaß zu. „Um den Mond zu erreichen, investieren die USA 8,1 Milliarden Euro in das Artemis-Programm. Damit geben sie für ein einziges Projekt etwa die Hälfte dessen aus, was der Europäischen Weltraumorganisation insgesamt für drei Jahre zur Verfügung steht.“ Für ihn ist darum klar: „Wir brauchen weitere Investitionen, wenn wir im Weltraumsektor international Schritt halten und profitieren wollen.“ Die Entscheidung für die neue europäische Satellitenkonstellation Iris² sei darum wichtig gewesen, um Investitionen in Europa anzukurbeln. „Aber weitere Schritte müssen folgen."

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