Test für den Ernstfall Aus der Bahn geworfen

Die Nasa hat den Asteroiden Dimorphos mithilfe des Einschlags der „Dart“-Sonde abgelenkt. Die US-Weltraumbehörde hat damit bewiesen: Auf diese Weise kann die Kollision eines Himmelskörpers mit der Erde verhindert werden.

Die Dart-Sonde war nur etwa so groß wie zwei Kühlschränke. Sie hat die Bahn von Dimorphos um rund 4,5 Prozent verändert.

Die Dart-Sonde war nur etwa so groß wie zwei Kühlschränke. Sie hat die Bahn von Dimorphos um rund 4,5 Prozent verändert.

Foto: dpa/Steve Gribben

Zwei unabhängige Beobachtungsreihen haben es am Dienstagabend bestätigt. Mit dem Einschlag der 570 Kilogramm schweren Dart-Sonde wurde die Bahn des Asteroiden Dimorphos tatsächlich verändert. Der 160 Meter große Himmelskörper umkreiste seinen sehr viel gewaltigeren Begleiter Didymos (780 Meter) vor der Kollision in elf Stunden und 55 Minuten. Nachdem aber Dart mit 6,1 Kilometer pro Sekunde (22.000 km/h) in der Nacht vom 26. Auf den 27. September eingeschlagen war, hat sich die Bahn verändert – um 32 Minuten. Dimorphos umkreist Didymos nun in elf Stunden und 23 Minuten.

Sowohl die Beobachtungen mit Teleskopen als auch Radar-Messungen haben das historische Ergebnis bestätigt: Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit haben wir erfolgreich die Bahn eines Himmelskörpers verändert. Und es ist ein Test für den Ernstfall, falls ein Asteroid auf Kollisionskurs mit der Erde sein sollte. Mit katastrophalen Folgen.

Die Ablenkung bewegt sich im oberen Bereich der Schätzungen für die Mission. Ein Grund dafür sei die gewaltige Menge ausgestoßenen Materials. Durch den Rückstoß beim Auswurf wurde der Effekt des Einschlags noch verstärkt, so die Wissenschaftler bei einer Pressekonferenz der US-Weltraumbehörde Nasa am Dienstagabend. Und wie gewaltig der Einschlag war, sieht man in den Bildern der Weltraumteleskope Hubble und „James Webb“. Aber vor allem auch in den Aufnahmen des italienischen Satelliten „LiciaCube“. Der nur 20 mal 30 mal 30 Zentimeter große Begleiter der Dart-Sonde war 15 Tage vor der Kollision abgekoppelt worden, um den Einschlag aus der Nähe zu beobachten.

Es sind dennoch viele Fragen offen, die durch weitere Beobachtungen und Analysen geklärt werden sollen: Welche Masse hat das ausgestoßene Material und wie groß sind die Partikel? Mit welcher Geschwindigkeit wurden sie ausgestoßen? Wie hat sich die Umlaufbahn von Dimorphos im Detail verändert? Und welche Masse haben die beiden Himmelskörper genau? Noch mehr Daten werden gesammelt, wenn die europäische Weltraumorganisation Esa im Jahr 2027 mit der Hera-Sonde Dimorphos und Didymos aus der Nähe untersuchen wird.

Aber der erfolgreiche Test habe gezeigt, dass man einen Asteroiden ablenken könne. Um die Erde zu beschützen, so Nasa-Chef Bill Nelson bei der Pressekonferenz. Der nächste Schritt wird nun sein, alle potenziellen Bedrohungen zu erfassen und frühzeitig eine Gefahr zu erkennen. Schließlich sind nur 40 Prozent der erdnahen Asteroiden von der Größe des Dimorphos bekannt. Und je früher man im Ernstfall einen Asteroiden ablenkt, desto geringer muss die Veränderung der Bahn sein. Die Dart-Mission würde Daten liefern, wie effizient die Technik sei. Die Sonde selbst war beispielsweise ohne Instrumente nur 1,2 mal 1,3 mal 1,3 Meter klein und hatte dennoch einen großen Effekt. Und das wird die Modelle verfeinern. Schließlich sind nicht alle dieser Himmelskörper gleich. Manche sind lose Geröllhaufen, einige bestehen aus großen Felssplittern und manche sind tatsächliche feste „Steine“. Dank Dart und in fünf Jahren Hera werden sich bessere Vorhersagen treffen lassen, wie sich diese verschiedenen Typen bei einer Kollision verhalten.

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