ARD-Talk Anne Will - die gute böse Autofee

Düsseldorf (RPO). Anne Will hatte zuletzt nicht viel zu lachen. Hohn und Spott und Ärger musste die ARD-Top-Talkerin über sich ergehen lassen. Wie wohltuend muss ihr der Sonntagabend vorgekommen sein. Überwiegend versöhnlich, sogar konstruktiv diskutierte ihre Runde über die Zukunft des Automobils.

 Anne Will möchte sich mit ihrer neuen Show deutlich von der Konkurrenz absetzen.

Anne Will möchte sich mit ihrer neuen Show deutlich von der Konkurrenz absetzen.

Foto: ddp, ddp

Dass die streitbare Vizefraktionschefin der Grünen, Bärbel Höhn, und der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Matthias Wissmann, beim Thema "Sattelt die Fahrräder — Auslaufmodell Auto" einander nicht in die Arme fallen würden, war klar. CSU-Generälin Christiane Haderthauer brachte ihre Wahlkampf-Geschosse in Stellung. Dazwischen Öko-Aktivist Franz Alt und Sportauto-Liebhaber Waldemar Hartmann — man war auf die übliche Schlacht der Worte mit einer überforderten Anne Will eingestellt; die Fernbedienung griffbereit zur Hand, für den Fall, dass es wie so häufig unerträglich werden würde.

Doch die Stunde ging um. Und die Fernbedienung ruhte friedlich im Schoß.

Nicht zimperlich

Die Fetzen flogen nicht. Zwar gingen die Gäste beim Austausch der Argumente nicht immer zimperlich miteinander um. Dampfplauderer Waldi bekam sein Fett von Franz Alt weg, der flockig Sportautos als Potenzsteigerer einstufte. Bärbel Höhn hackte fröhlich auf den Dienstwagen der Oberklasse als Irrweg der Subventionierung herum.

Matthias Wissmann grätschte der Politik gnadenlos mit seiner Forderung nach einer CO2-orientierten Kfz-Steuer in die Beine. Frau Haderthauer erwähnte das Wort Pendlerpauschale im Wissen um eine satte Bürgermehrheit gefühlte 782 mal und stritt sich mit Franz Alt um die Sicherheit des Elektro-Mobils.

Doch bei allen Differenzen in der Sache: die Runde lief zu keinen Zeitpunkt aus dem Ruder, erarbeitete auf bemerkenswerte Weise kleinste gemeinsame Nenner der Verkehrspolitik. Waldi ("bitte nicht noch mehr Regulierung") konnte man nicht mal seinen 17,7 Liter schluckenden Audi S5 übel krumm nehmen. Nur als Anne Will ihn leicht provozierte, schwoll ihm der Kamm: "Und was, wenn Ihnen eine Fee den Wagen wegnehmen würde?", fragte sie forsch und handelte sich die prompte Retourkutsche ein: "Da überlegen Sie sich mal lieber, was Sie dann sagen würden", konterte Hartmann.

Matthias Wissmann versuchte statt des betonköpfigen Lobbyisten geschickt "die Gräbenkämpfe der Vergangenheit" zuzuschütten, indem er eine vernünftige Vernetzung aller Verkehrswege forderte — neben dem umweltfreundlicheren Auto ebenso Buss und Bahn.

Da hatte man gerade staunend ein Beispiel aus Freiburg gesehen, wo es einen völlig autofreien Stadtteil gibt. Oder Lindau am Bodensee, das mit zwei Millionen Euro den Busverkehr erfolgreich auf Touren gebracht hat.

Bärbel Höhn ("wir konnten nur ein Gas- statt Hybridauto kaufen, denn mein Mann wollte eine Anhängerkupplung") verpatzte gemeinsam mit Waldemar Hartmann sympathisch den Abschlusstest. Um Sprit zu sparen, muss man an der Ampel Vollgas geben und so schnell wie möglich hochschalten. Das wusste keiner von beiden.

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