Wirksamkeit, Nebenwirkungen, Termine Das muss man zum Teenager-Impfen wissen

Düsseldorf · Ab dem 7. Juni kann es losgehen. Die EU-Behörde Ema gibt grünes Licht: Der Biontech-Impfstoff für Kinder sei wirksam und sicher. NRW-Gesundheitsminister Laumann hält nichts von Impfungen in der Schule, sondern setzt nun auf die Kinderärzte. Fragen und Antworten.

 Bald können auch Kinder geimpft werden.

Bald können auch Kinder geimpft werden.

Foto: dpa/Robert Michael

Der Weg für das Impfen von Teenagern ist frei. Die Europäische Arzneimittelagentur (Ema) lässt den Biontech-Impfstoff für Kinder zwischen 12 und 16 Jahren zu.

Wie gut und sicher ist der Impfstoff? Der Impfstoff sei sehr wirksam, sagte Marco Cavaleri, der bei der Ema für die Impfstrategie zuständig ist. Er verwies auf Studien mit über 2000 Kindern: In der Gruppe, die den Biontech-Impfstoff erhalten habe, sei kein Kind an Covid-19 erkrankt. In der Vergleichsgruppe seien dagegen 16 Kinder erkrankt. Zugleich hätten die Jugendlichen den Impfstoff sehr gut vertragen. Bei der Sicherheit und Verträglichkeit gebe es keine Unterschiede zu jungen Erwachsenen.

Wie hoch sind Dosis und Abstand für Kinder? Wie Erwachsene sollten die Kinder zwei Dosen erhalten und das auch in gleicher Menge wie Erwachsene. Der Abstand muss mindestens drei Wochen betragen, in Deutschland wird bei Biontech-Impfungen sechs Wochen Abstand empfohlen.

Wann geht es los? Mit der Ema-Zulassung kann in Deutschland das Impfen der Jugendlichen ab dem 7. Juni starten. So hatten es Kanzlerin und Ministerpräsidenten beim Impfgipfel vereinbart. Dann soll in Deutschland die Priorisierung generell aufgehoben werden.

Wo werden die Kinder geimpft? Noch offen ist, wo die Kinder geimpft werden: beim Kinderarzt, im Impfzentrum, im Schulgebäude. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sieht Impfungen in Schulen kritisch. „Damit würde man doch sehr stark als Staat symbolisieren: Wir wollen, dass ihr euch impft“, sagte Laumann bei „WDR 2“. Der Staat sollte aber auf die Eltern keinen Druck ausüben, weder zum Impfen- noch zum Nicht-Impfen-Lassen. Mit Blick auf die absehbare, eingeschränkte Empfehlung der Ständige Impfkommission (Stiko) sagte Laumann, dass Kinder- und Hausärzte der richtige Ort für Kinder-Impfungen seien und nicht unbedingt die Impfzentren.

Was sagt die Stiko? Die Stiko hat sich bereits kritisch gegenüber einer generellen Impf-Empfehlung für Kinder geäußert, unter anderem weil die Studienlage noch dünn sei. Das Expertengremium will binnen eineinhalb Wochen seine Empfehlung abgeben. So könnte es die Impfung auch nur für chronisch Kinder empfehlen. Ema-Experte Cavaleri betonte, dass es jedem Land freistehe, ob und wie es einen von der Ema zugelassenen Impfstoff einsetze. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte bereits betont, dass die Stiko nur eine Empfehlung ausspreche. „Dass sich die Stiko noch nicht für eine Impfempfehlung entscheiden will, ist jetzt nicht wichtig“, sagte Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein. „Für Kinder und Jugendliche, die stark unter der Pandemie leiden, ist es ein tolles Signal, dass es ab sofort einen wirksamen und sicheren Corona-Impfstoff gibt." Sie und ihre Eltern sollten sich von ihrem Kinderarzt beraten lassen. Stiko-Chef Thomas Mertens kritisierte hingegen, dass wahltaktische Manöver die Debatte überlagern: „Es gehen zu viele Argumente durcheinander, die nicht zusammengehören, und natürlich steht auch der Wahltag vor der Tür“, sagte Mertens unserer Redaktion.

Gibt es eine Impfpflicht für die Schule? Auf die Frage, ob die Rückkehr zum Präsenzunterricht mit den Impfungen der Kinder verknüpft werden sollte, sagte Mertens: „Nein. Wenn die gesunden Kinder die Impfung nicht zu ihrem Schutz benötigen, ist die Verknüpfung falsch.“ Zuvor hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) betont, dass es keine Impfpflicht für Schüler geben werde, auch nicht durch die Hintertür. „Ein sicherer Schulbetrieb wird auch in Zukunft völlig unabhängig von der Frage sein, ob ein Kind geimpft ist oder nicht“, so die Kanzlerin am Donnerstag. Zugleich bekräftigte sie das Ziel, allen Bürgern „bis zum Ende des Sommers“ ein Impfangebot zu machen. Das solle die 12- bis 16-Jährigen einschließen.

Wie stark trifft Corona die Kinder? Kinder erkranken zwar seltener und nicht so schwer, aber auch sie kann das Coronavirus treffen. Laumann nannte Zahlen: Danach hätten sich bundesweit 180.000 Kinder an Covid 19 infiziert, 18.000 davon hätten im Krankenhaus liegen müssen, aber nur 18 auf der Intensivstation. Hinzu kommen mögliche Folgeschäden durch Long-Covid. Manche Studien deuten darauf hin, dass ältere Kindere eine Rolle bei der Verbreitung des Virus spielen können. Das aber darf aus Sicht der Stiko kein Grund sein, Kinder zu impfen.

Woher kommen die Dosen? Eine große Herausforderung wird die Verteilung, denn der Impfstoff ist weiter knapp. Am 6. Mai hatten die Gesundheitsminister beschlossen, dass die Länder vom Bund zusätzliche Dosen für Teenager erhalten sollen. Noch am Donnerstag war von 6,4 Millionen Dosen die Rede, die das Bundesgesundheitsministerium (BMG) den Ländern in Aussicht stellte. Dieser Plan ist jedoch wieder vom Tisch. Ein BMG-Sprecher bestätigte am Freitag, dass diese Zurückstellung der Impfstoffe für Kinder nicht erfolge. Damit konkurrieren nun Kinder mit den Erwachsenen. „Wir gehen davon aus, dass jetzt sehr verstärkt die Kinderarztpraxen in den Apotheken Biontech-Impfstoffe bestellen“, sagte Verbandschef Preis und ist für die Zukunft zuversichtlich: „Da wir insgesamt von steigenden Impfstofflieferungen von Biontech/Pfizer ausgehen, wird das keine spürbaren Auswirkungen auf die Versorgung der Hausärzte haben."

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