Abschlussjahrgang 2023 der Marienschule Xanten „Ihr habt Großes geschafft“

Xanten · Die Marienschule in Xanten hat den Abschlussjahrgang 2023 verabschiedet – mit Glückwünschen, aber auch ernsten Worten. Schulleiter Michael Lemkens erzählt dafür eine Geschichte von einem Mann und einem Johannisbrotbaum.

Marienschule Xanten verabschiedet Abschlussjahrgang 2023​
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Marienschule Xanten verabschiedet Abschlussjahrgang 2023

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Foto: Ostermann, Olaf (oo)

An der Marienschule in Xanten haben in diesem Jahr 82 Schülerinnen ihren Abschluss nach der zehnten Klasse gemacht. Am Freitag erhielten sie ihre Zeugnisse überreicht. Die Mehrheit hat zusätzlich zum Realschulabschluss die Qualifikation zur gymnasialen Oberstufe erreicht. Die meisten wechseln nach den Sommerferien auf ein Gymnasium oder ein Berufskolleg, wenige machen eine Ausbildung, wie die Schulleitung berichtete.

Die Feier der Schulentlassung hatte am Nachmittag mit einer Heiligen Messe im Dom begonnen. Im Gottesdienst sprachen Annabell Hartjes und Carolin Springer stellvertretend für den Abschlussjahrgang. Die Zeit an der Marienschule sei besonders gewesen, sagten die beiden jungen Frauen. Schule habe sich nicht wie Schule angeführt, „sondern wie ein Ort, wo wir hinkommen und so sein können, wie wir sind, ohne verurteilt zu werden, wo wir angenommen werden und gut genug waren“.

Sie seien nie allein gewesen, sagten Hartjes und Springer weiter. „Zu jeder Zeit war jemand Seite an Seite mit uns da und hat uns Halt gegeben, gerade dann, wenn wir an uns gezweifelt haben.“ In den sechs Jahren an der Marienschule hätten sie gelernt, aufeinander acht zu geben. Für ihr weiteres Leben nähmen sie Werte mit: Menschlichkeit, Toleranz, Verlässlichkeit, das Prinzip Hoffnung, Nächstenliebe. Die Marienschule werde „immer ein Ort bleiben, der sich nach Familie anfühlt, der uns zum Zuhause wurde“.

Propst Stefan Notz ermutigte die junge Menschen, nun auf eigenen Füßen zu stehen und „die weiteren Schritte zu gehen“. Ihre Familien und Freunde würden sie weiter begleiten. „Und Gott.“ Er helfe dem Menschen, seinen Weg zu finden. Aber Gott sei jemand, „der sich ganz unaufdringlich Dir zur Seite stellt“. Er mische sich nicht ein. Der Mensch entscheide selbst, was er aus seinem Leben mache, was er tue und was er lasse. „Aber Gott begleitet uns, gibt uns Halt und Orientierung.“

Nach dem Gottesdienst wurde die Entlassfeier in der Aula fortgesetzt. Die Big Band aus den Klassen Acht und Neun spielte unter Leitung von Stefan Menskes. Mehrere Rednerinnen und Redner gratulierten den Marienschülerinnen zu ihrem Abschluss. Bürgermeister Thomas Görtz griff das Motiv der Einladung auf. Darauf ist die Marienschule zu sehen, und mehrere Schmetterlinge fliegen aus dem Gebäude. Sie symbolisierten die Marienschülerinnen, deren Schulzeit nun vorbei sei, erklärte Lena Möller, die das Titelbild gestaltet hatte.

„Das passt sehr gut“, sagte Görtz. Schmetterlinge seien in Asien aber auch ein weit verbreitetes Glückssymbol, „das langes Leben, Erfolg und eine glückliche Partnerschaft und Ehe verheißt“, erklärte er. „Da steckt also alles drin, was ich Euch wünsche.“ Glück müsse sich der Mensch aber auch erarbeiten, das hätten sie mit dem Schulabschluss „schon ein Stück weit“ gemacht, und es werde „auch künftig Euch nicht in den Schoß fallen“. Aber darauf seien sie in den Jahren an der Marienschule vorbereitet worden. Dabei seien sie von ihren Eltern unterstützt worden, genauso wie von den Lehrern. „Ich bin dem Kollegium dankbar, aber auch allen anderen, die an diesem Schulleben teilhaben, dass sie jedes Jahr wieder so tolle Menschen ins Leben entlassen.“

Schülersprecherin Lotta Janßen erinnerte an die schwierigen und schönen Tage in der Schulzeit. „Ihr könnt sehr stolz auf Euch sein“, sagte sie den Schülerinnen des Abschlussjahrgangs. Nach den Ferien würden sie unterschiedliche Wege einschlagen. „Aber ihr werdet immer Marienschülerinnen sein.“ Auch die Schulpflegschaftsvorsitzende Christina Bücheler gratulierte den jungen Frauen. „Ihr habt Großes geschafft und könnt wahrlich stolz auf Euch sein. Wir Eltern sind es auch.“

Schulleiter Michael Lemkens griff in seiner Ansprache das Motto des Gottesdienstes auf, das die Marienschülerinnen ausgesucht hatten: Seite an Seite. Dazu erzählte er die Geschichte eines Mannes, der einen Johannisbrotbaum pflanzt, obwohl dieser erst in 70 Jahren Früchte tragen wird, er selbst also gar nichts mehr davon hat. Warum er es trotzdem macht, erklärte er einem anderen Mann: Er selbst habe Johannisbrotbäume vorgefunden und von ihnen gegessen, als er zur Welt gekommen sei – ohne dass er sie gepflanzt habe. „Denn das hatten meine Vorfahren getan.“ Jetzt habe er einen Baum für seine Kinder und Enkelkinder gepflanzt, damit sie die Früchte einmal genießen könnten. „Denn wir Menschen brauchen einander.“

Das eigene Leben beruhe nicht nur aus Beziehungen zu Menschen in der Gegenwart, sondern auch aus Beziehungen zu Menschen, „die zu anderen Zeiten gelebt haben oder leben werden“, sagte Lemkens weiter. Daran mögen die jungen Menschen denken, wenn sie jetzt die Marienschule verließen und damit ein neuer Lebensabschnitt für sie beginne, in dem sie mehr Verantwortung übernehmen sollten. „Zuerst einmal für Euch selbst.“ Aber die Menschen hätten auch eine Verantwortung für ihre Mitmenschen. „Wir können nur bestehen, wenn einer dem anderen die Hand reicht, und dies auch über Generationen hinweg.“

Deshalb ermutigte Lemkens die Marienschülerinnen des Abschlussjahrgangs dazu, dass sie auf ihrem weiteren Lebensweg „nicht nur im Hier und Jetzt denken“, sondern dass ihnen auch immer klar sei, „was wir vorangegangenen Generationen zu verdanken haben, denn deshalb sind wir auch den nachfolgenden Generationen gegenüber verantwortlich“.

(wer)
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