Kultur in Wermelskirchen Vorbereitungen für kulturelles Leben laufen

Wermelskirchen · Kulturvereine und Kinobetreiber drängeln nicht mit der Rückkehr zum Betrieb. Sie wollen wiedereröffnen, wenn alle Vorgaben definiert. Die Städte haben die Möglichkeit, Ausnahmegenehmigungen für Veranstaltungen mit weniger als 100 Personen erteilen zu dürfen. Das ist aber ein Thema für Einzelfallprüfungen.

 Das Film-Eck wird im Moment umgebaut. Wann Christel und Klaus Schiffler das Kino wieder öffnen, ist im Moment noch ungewiss.

Das Film-Eck wird im Moment umgebaut. Wann Christel und Klaus Schiffler das Kino wieder öffnen, ist im Moment noch ungewiss.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Klaus Schiffler verbringt in diesen Tagen viel Zeit in seinem Kino. Das Film-Eck verändert sich und der Kinobetreiber und seine Frau haben alle Hände voll zu tun. „Wir haben die Sitze reduziert“, erzählt Christel Schiffler. Aus 100 Plätzen sind 60 geworden, einige haben die Schifflers ausgebaut, andere abgesperrt. Am 30. Mai dürfen Kinos in NRW wieder öffnen. Aber Christel und Klaus Schiffler wollen sich Zeit geben, die Vorgaben prüfen, mit dem Ordnungsamt ins Gespräch kommen und die Türen erst wieder öffnen, wenn es keine offenen Fragen mehr gibt. Das bedeute: Frühestens am 5. Juni könnte das Film-Eck öffnen. „Aber dafür geben wir noch keine Garantien, es gibt viel zu klären und wir gehen davon aus, dass es eher später wird“, sagt Christel Schiffler. Noch denken die beiden über ein Einbahnstraßensystem nach, das einen Ausgang aus dem Saal am Brückenweg möglich machen könnte. „Wir gehören ja auch selber zur Risikogruppe“, sagt Christel Schiffler. Einen Schutz an der Kasse hat ihr Mann bereits gebaut.

Ähnlich empfinden das auch viele andere Kulturschaffende. „Wir warten jetzt ab“, sagt Peter Scheben, Vorsitzender des Kulturvereins. Denn die Vorschriften für kulturelle Veranstaltungen sehen vor September keine Rückkehr auf die Bühne vor. „Für uns als ehrenamtlicher Verein haben wir zumindest keine finanziellen Verluste durch die Krise“, sagt Scheben. Der Theaterbetrieb, den der Verein gemeinsam mit dem Kino realisiert, sei ein Zuschussbetrieb. Die Eintrittsgelder decken einen Teil der Künstlerkosten, der Rest wird mit Spendengeldern gestemmt. Keine Auftritte, keine Kosten. „Aber wir freuen uns natürlich auf den Moment, in dem wir das kulturelles Leben in der Stadt wieder mitgestalten können“, sagt Scheben. Er geht davon aus, dass im Kino deutlich weniger Plätze zur Verfügung stehen werden, um die Abstandsregeln einhalten zu können – das könnte dann auch eine finanzielle Frage werden. Trotzdem bleibe der Kulturverein optimistisch: Die erste Veranstaltung, die nach aktueller Gesetzeslage wieder möglich sein könnte, wäre der Elvis-Presley-Abend am 10. September. „Wir hoffen, dass es klappt“, sagt Scheben.

Auch die Kattwinkelsche Fabrik hat begonnen, Auftrittstermine zu verschieben. Für die meisten Programmpunkte wurden bereits neue Termine im Herbst gefunden, andere wurden auf 2021 verlegt. Nach aktuellem Spielplan geht auch die Katt von einem Neustart im September aus.

Einen sehr motivierten Vorsitzenden der Kulturinitiative Wermelskirchen sprach unsere Redaktion nach einem Treffen des „harten Kerns“ der Ehrenamtlichen im Haus Eifgen. Michael Dierks: „Wir wollen auf jeden Fall starten.“ Das könne in den anstehenden Sommermonaten im Haus Eifgen mit Open-Air-Konzerten im Biergarten geschehen: „Konzerte mit bis zu 100 Besuchern unter freiem Himmel sind gestattet.“ Natürlich müsste dazu ein Hygiene-Konzept her, das von der Stadt Wermelskirchen   genehmigt sein müsse. „Das ist ein gehöriger Aufwand, den wir aber gerne stemmen wollen, um wieder starten zu können“, sagte Dierks. Dazu gehörten Laufwege für die Besucher, die Einhaltung des Mindestabstands, Spuckschütze, die Möglichkeit zur bargeldlosen Bezahlung, die Erfassung der Besucherdaten, mobile Desinfektionsmittel-Spender, Absperrungen oder die WC-Kontrolle.

Einen Regelbetrieb wie vor der Corona-Pandemie sieht Frank Kaluscha von der Jugendinitiative Wermelskirchen als Trägerverein des AJZ Bahndamm in naher Zukunft nicht: „Konzerte mit Einhaltung von Mindestabstand oder Sitzplatzgebot sind ja eigentlich kein Zustand, das macht keinen Spaß.“ Natürlich habe der Bahndamm einige Optionen: Es gäbe ausreichend Platz und die Markierung von Laufwegen wäre möglich. Aber: „Bei uns steht Kommunikation ganz vorne, wir verstehen uns ja auch als Begegnungszentrum. Da gehört es dazu, sich im Laden zu bewegen.“ Durch die nötigen Auflagen würde das Gemeinschaftsgefühl eines Abends verloren. „Wir werden im Kreis der Bahndamm-Aktiven in den nächsten Tagen darüber sprechen und entscheiden, wie wir damit umgehen können und wollen.“

„Die Kulturschaffenden drängeln nicht“, stellt auch Erster Beigeordneter Stefan Görnert fest. Anfang des Monats hatte er mit dem Bürgermeister und den Kulturanbietern in der Stadt an einem Tisch gesessen. Dabei war auch über die Möglichkeit gesprochen worden, dass Städte Ausnahmegenehmigungen für Veranstaltungen mit weniger als 100 Personen erteilen dürfen. „Aber wir können und wollen die Ausnahme nicht zur Regel machen“, betont Görnert, „aktuell sind die meisten kulturellen Veranstaltungen verboten.“

Ausnahmegenehmigungen bedürfen der Einzelfallprüfung. Erst eine neue Corona-Schutzverordnung könne den Weg zurück auf die Bühne wieder möglich machen. Es sei wichtig, im Gespräch miteinander zu bleiben und die Rückkehr – so gut wie im Moment möglich – vorzubereiten. So sei etwa für das Sinfonieorchester der Musikgemeinde mit dem Foyer der Mehrzweckhalle ein neuer Probenraum gefunden worden – jetzt sind Proben unter Einhaltung der Abstandsregelungen möglich.

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